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Griechenland startet Schuldenrückkauf

Mit dem Rückkauf eigener Anleihen will Griechenland seine Schuldenlast um bis zu 20 Milliarden Euro senken. An den Finanzmärkten sorgten die Details des Programms für Überraschung. Griechische Anleihen waren gefragt wie selten.

Von Michael Braun | 03.12.2012
    Solche Bewegung hatten griechische Staatsanleihen lange nicht mehr gesehen, jedenfalls nicht nach oben. Heute schossen die Kurse binnen weniger Minute um rund zehn Prozent in die Höhe. Die Renditen fielen um fast zwei Prozentpunkte auf 14,6 Prozent. Der Grund: Die Finanzagentur Griechenlands hatte für den Markt unerwartete Konditionen zum Rückkauf eigener Schulden bekannt gegeben, gute Konditionen. Ilona Korsch, Leiterin des Anleihehandels bei Hauck & Aufhäuser, zu den Marktreaktionen:

    "Diese Kurse sind sehr akzeptabel, weil: Sie müssen immer davon ausgehen, diese Anleihen handeln ja bereits auch am Markt unter Banken und auch an der Börse. Und die Preisspannen, die hier genannt werden, liegen doch sehr gut über dem Schlusskurs vom Freitag letzter Woche. Und im Hinblick darauf gibt es heute Morgen auch schon Kursgewinne wieder. Die Kurse handeln nach oben, weil der griechische Staat höhere Kurse zahlt als am Freitag im Markt erhältlich waren."

    Zurückkaufen will der griechische Staat lang laufende Anleihen, die er erst im Frühjahr nach der erzwungenen Umschuldung ausgegeben hatte. Es handelt sich um 20 Anleihen mit einer Restlaufzeit bis zum Jahr 2042. Nun aber sollen sie schon diese Woche wieder eingesammelt werden. Ilona Korsch erklärt das Verfahren:

    "Griechenland nimmt zehn Milliarden in die Hand, um Anleihen zurückzukaufen. Es geht um genau 20 Stück. Diese Anleihen können auf freiwilliger Basis umgetauscht werden in einen EFSF-Bond, in einen Rettungsfonds-Bond, eine Rettungsfonds-Anleihe mit einer Restlaufzeit von sechs Monaten."

    Natürlich zahlt Griechenland nicht den vollen Preis. Für 100 Euro Schulden, die es mit den alten Papieren mal aufgenommen hat, werden nur 30 bis höchstens 40 Euro angeboten. Auf den Rest müssen die Investoren verzichten. Die meisten hatten aber mit deutlich weniger gerechnet. Griechenland galt als Risiko, das jeder meiden musste. Commerzbank-Vorstand Martin Blessing etwa hatte Anfang November gemeldet:

    "In Griechenland sind wir nicht mehr engagiert."

    Jeder, der das Risiko nicht mehr tragen wollte, hatte die Anleihen verkauft. Ihre Kurse waren gefallen. Käufer waren Spekulanten, Hedgefonds etwa, die zu Kursen von 20, 25 Prozent eingestiegen sind und sich nun auf bis zu 40 Prozent freuen können. Der Vorteil Griechenlands: Es nimmt zehn Milliarden Euro, geliehen vom EFSF, in die Hand, kauft eigene Schulden weit unter dem Nennwert zurück und entledigt sich damit Schulden in Höhe von etwa 20 Milliarden Euro.

    Betroffen sind vor allem griechische Banken. Sie halten Anleihen von bis zu 20 Milliarden Euro Nennwert ihres Heimatstaates und werden wohl alle an dem Rückkaufprogramm teilnehmen. Ausländische Banken, Pensionskassen, Versicherungen und Hedgefonds halten weitere gut 30 Milliarden Euro. Für sie vor allem war der unerwartete Aufschlag auf den Marktpreis gedacht. Sie mussten in das Rückkaufprogramm gelockt werden. Das aktuelle Angebot läuft bis zum 7. Dezember.

    Wenn so viele mitmachen, dass Griechenland die zehn Milliarden Euro für den Rückkauf ausgeben kann, wird wohl ein zweites Angebot folgen, um die Schuldenlast weiter zu reduzieren. Auch dieses wird sich an private Gläubiger richten. Die Europäische Zentralbank mit rund 50 Milliarden Euro ein Großgläubiger Griechenlands will sich nicht an Rückkaufprogrammen beteiligen: Das wäre, argumentiert sie, verbotene Staatsfinanzierung.