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Größte Firmenpleite Japans

Es ist die größte Insolvenz in der japanischen Industrie seit dem Zweiten Weltkrieg: Die Pleite des Chipherstellers Elpida ist eine Folge des sogenannten Schweinezyklus, bei dem zu viel produziert und phasenweise zu billig verkauft wird.

Von Brigitte Scholtes |
    Vier Milliarden Euro an Schulden hat der japanische Speicherchiphersteller Elpida Memory aufgehäuft. Allein im letzten Quartal war bei einem Umsatz von 600 Millionen Euro ein Nettoverlust von 400 Millionen Euro entstanden. Die Ursache dafür liege in den Produkten selbst, erklärt Eerik Budarz, Analyst von Silvia Quandt Research:

    "Die Speicherprodukte, die das Unternehmen herstellt, sind nicht von höchster Komplexität. Daher kann man sich nicht von der Konkurrenz dadurch absetzen, dass man besser ist, sondern nur dadurch, dass man günstiger ist oder wenigstens gleich günstig. Hinzu kommt die Tatsache, dass Elpida ein japanisches Unternehmen ist. Besonders seit Fukushima ist die Währung sehr stark geworden, das heißt, dass es umso schwieriger war für sie, in dem Markt zu bestehen."

    Ähnlich wie vor drei Jahren der ehemalige deutsche Konkurrent Qimonda ist jetzt auch Elpida Opfer des so genannten "Schweinezyklus" geworden, erklärt der Analyst:

    "Das bedeutet, das in guten Zeiten die Preise steigen und steigen, weil die Nachfrage sehr hoch ist. Das wiederum führt dazu, dass die Unternehmen ihre Kapazitäten für diese Produkte ausweiten und mehr und mehr produzieren, bis dann allerdings irgendwann die Kunden befriedigt, gesättigt sind, und dann die Hersteller sehr sehr hohe Kapazitäten haben und diese dann immer günstiger auf den Markt werfen müssen. Zuletzt war es wohl so, dass die Preise für ein einzelnes Speicherprodukt bei etwa einem Dollar oder knapp unter einem Dollar lag. Die Produktionskosten können hingegen manchmal bis zu drei betragen."

    Weil aber die Produktion nicht kurzfristig und damit flexibel herauf- und heruntergefahren werden kann, bleibt den Unternehmen in dieser Branche da häufig keine Wahl als eben zu billig zu produzieren und darauf zu hoffen, dass die Schwächephase schnell vorbei geht. Danach sieht es derzeit aber nicht aus. Fachleute rechnen mit einer relativ schwachen Nachfrage nach Speicherchips auch in den nächsten Quartalen. Fraglich ist deshalb auch, ob die "Trendwende", die Elpida-Vorstandschef Yukio Sakamoto versprochen hat, noch möglich ist. Die verbleibenden großen Konkurrenten kommen beide aus Südkorea, es sind Samsung und Hynix. Samsung hielt zuletzt einen Marktanteil von 45 Prozent, Hynix einen von 22 Prozent. Und diese beiden stehen stabiler da, meint Analyst Budarz:

    "Die haben ja auch andere Produkte, die dann solche Zyklen wiederum ausgleichen können. Von der Seite her und von der Wettbewerbssituation sicherlich auch. Wenn sie auch die Aktien der Samsung und der Hynix sich anschauen, waren die auch etwas stärker durch die Nachrichten von Elpida."

    Zudem können sich beide wohl auch sicher sein, bei Bedarf Unterstützung durch den südkoreanischen Staat zu erhalten. Hynix hat erst im November mit der südkoreanischen SK Telecom einen starken Kapitalgeber gefunden, Samsung wiederum investiert in diesem Jahr zum ersten Mal mehr in Logik- als in Speicherchips, also in solche Chips, die in etwa in Smartphones eingesetzt werden.