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Größtes deutsches Solarkraftwerk

Meist ist der erste Platz nicht von langer Dauer, wenn es um das größte Solarkraftwerk Deutschlands geht. Mal steht es in Bayern und versorgt rund 500 Haushalte mit Ökostrom, dann steht es in Mecklenburg-Vorpommern und deckt den Energiebedarf von 560 Haushalten. Heute wird der erste Platz neu vergeben und zwar an das Bundesland Sachsen. Am Nachmittag wird das Solarstromkraftwerk Espenhain eröffnet und es ist auf diesem Wachstumsmarkt nicht nur die Nummer Eins in Deutschland, sondern - so die Angaben der Betreiber - sogar das größte der Welt. Vorläufig jedenfalls.

Von Hartmut Schade |
    Wer wissen will, warum ausgerechnet im Braunkohlenrevier südlich von Leipzig ein Sonnenstromkraftwerk entsteht, der stößt auf einen eigenartigen Begriff: Das Sonnenloch.

    Der deutsche Wetterdienst erfasst die Sonnenintensität in Deutschland. Anhand dieser kann man erkennen, das im Südraum von Leipzig im positiven Sinne ein Sonnenloch erkennbar ist. Das heißt, wir haben hier besonders hohe Sonneneinstrahlungswerte, die vergleichbar sind mit Nordbayern.

    erklärt Gero Hollmann, Geschäftsführer von Geosol. Doch nicht allein das Sonnenloch lockte die Berliner Firma nach Espenhain. Es sind auch die Tagebaurestlöcher, die ausgekohlte und zerstörte Mondlandschaft, die jahrzehntelanger rücksichtloser Braunkohlentagebau hier hinterlassen hat.

    Unsere Geschäftspolitik ist so ausgerichtet, das wir gesagt haben, wir wollen auf Sonderflächen gehen, die anderweitig nicht nutzbar sind.

    Nicht nur Windmüllern bläst der Wind ins Gesicht, auch über dem sauberen Sonnenstrom ziehen dunkle Wolken auf. Schuld ist in beiden Fällen die Landschaftsverschandelung - sei es in Gestalt weißer Masten oder schwarzer Photovoltaikmodule auf der grünen Wiese. Geosol will derartigen Misshelligkeiten von vornherein aus dem Wege gehen und setzt auf Nachnutzung

    Die Fläche ist im Kaufvertrag als Unland bezeichnet worden und auf solche Flächen wollen wir auch in Zukunft setzen. Also wirtschaftliche Konversationsflächen, Brachflächen, die industrieller Vornutzung unterlegen waren, die anderweitig nicht mehr nutzbar waren. Wir wollen bewusst nicht in landwirtschaftliche Nutzfläche gehen, da kann ich Bürger verstehen, dass da kritische Stimmen schnell kommen.

    Eine Gefahr, die in Espenhain nicht besteht. Denn das Solarkraftwerk entstand auf dem Gelände eines so genannten Ascheabsetzbeckens. Hier landete der bei der Brikettpressung anfallende Feinstaub und wurde mit jeder kräftigen Windböe über die umliegenden Gemeinden gepustet.

    Nun bedecken 50. 0000 Kubikmeter Erde den Kohlenstaub und Planierraupen machten aus dem Becken eine sanft geneigte Fläche. In Abständen von einem dutzend Metern stehen sechs, jeweils einen Kilometer lange Gestelle, auf denen 33.500 Solarmodule liegen.

    Wir haben als installierte Leistung 5 MW, also 5000 Kilowatt. Als installierte Leistung wohlgemerkt, das heißt an einem Tag wie heute, strahlender Sonnenschein, dürfte damit zu rechnen sein, das wir wirklich in der Tat annähernd an diesen Wert herankommen.
    Zum Vergleich: Klassischerweise auf Einfamilienhäusern sieht man Anlagen, die so zwischen 2, 3,4 Kilowatt installiert haben. Hier sind es 5000 Kilowatt, in der Tat, für die Solarwirtschaft eine Größenordnung, die bislang nicht erreicht wurde.


    Und die ausreicht, um 2000 Haushalte mit Strom zu versorgen.Bei den Photovoltaikmodulen setzt Gero Hollmann auf bewährte Technik, mit den Gestellen, auf denen die schwarzen Siliziumplatten liegen, beschreitet er Neuland. Sie bestehen aus Robinienholz.

    Also wir haben die Holzkonstruktion gewählt, weil wir hier ein besonders ökologisches Solarstromkraftwerk bauen wollen. Die Solarmodule selber sind ja auf Holzgestellen aufgebaut aus dem Robinienholz mit einem sehr innovativen Raumfachwerksystem.

    Obgleich Robinienholz als einheimische Holzart genauso unverwüstlich ist wie Tropenholz , wird es bislang kaum verwendet, denn die Robinie wächst krumm und schief. Aus ihr lassen sich keine dicken Balken, sondern nur dünne Stäbe sägen. Die Espenhainer Solarmodule ruhen auf einer patentierten filigranen Konstruktion aus hunderten nur fingerdicken Holzstäben, die optisch an die Bauweise des Eiffelturms erinnern. Wenn das Sonnenstromkraftwerk demontiert wird, können die unbehandelten Holzstäbe bedenkenlos in den Ofen wandern.

    Ob dies in zwanzig Jahren geschieht, auf diese Laufzeit ist das Kraftwerk konzipiert, oder erst in dreißig Jahren, ist offen und hängt von den ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen ab. Eines ist aber sicher: seinen Weltrekord hat das Espenhainer Sonnenstromkraftwerk bis dahin längst verloren. Schon für den Herbst ist die Fertigstellung einer 6 Megawatt-Anlage einige Dutzend Kilometer nördlich bei Merseburg geplant. Doch auch Geosol will das Leipziger Sonnenloch weiter ausnutzen. Noch in diesem Jahr entsteht eine weiteres 5 Megawatt-Kraftwerk südlich von Leipzig.