Dienstag, 19. März 2024

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Große Dirigenten in der Probe
Den Traum verteidigen

Man hört sie nicht sprechen, sieht sie fast nur von hinten und mit einem Taktstock herumfuchteln. Wozu brauchen Orchester überhaupt Dirigenten, wenn doch alles in den Noten steht, mag man sich fragen? Die Sendung gibt Einblicke in die Werkstatt der "Pultgötter" und beleuchtet ihre Arbeit.

Von Herbert Haffner | 17.06.2021
    Schwarz-Weiß Fotografie aus dem Jahre 1930 (?) mit dem Dirigenten Arturo Toscanini in schwarzer Kleidung im Vordergrund und einem Mann im weißen Hemd mit Schlips im Hintergrund, der sich mit dem linken Finger an die Schläfe fasst. Der Dirigent (mit Oberlippenbart und Halbglatze) ) hat die rechte Hand erhoben und drei Finger gespreizt
    "Madonna Santissima!", "Che Porcheria!" - Arturo Toscanini war berüchtigt für seine emotionalen Ausbrüche während der Probenarbeit, aber, er war auch unnachgiebig mit sich selbst (imago stock&people)
    Historische Mitschnitte geben Einblicke in die Werkstatt prominenter Dirigenten. Sie machen deutlich, wie in der Probe die Vorstellungen des Dirigenten von der Architektur des Werkes, von seinem Klang oder seinem Tempo mit der Musikalität der Instrumentalisten in Einklang gebracht werden: Durch überzeugende Argumente, mit Feilen am Detail und psychologischen Tricks oder im Ich-Exzess bei absoluter Deutungshoheit.
    Zu hören sind unter anderem Arturo Toscanini, Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan, Paul Hindemith, Sergiu Celibidache, Otto Klemperer sowie Hans Knappertsbusch.
    Dabei ist nachzuvolllziehen, welches Höchstmaß an Verantwortung, aber auch Charisma für die Arbeit der Dirigenten nötig ist, um aus der bloßen Notation in Verbindung mit einem Ensemble das lebendige Gesamtbild eines Werkes zu erarbeiten.
    Verbale Entgleisungen allerdings, wie sie damals noch von den nur mit Männern besetzten Orchestern bei den Proben geduldet wurden, sind heute so kaum mehr vorstellbar.