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Großer Astronom vor 115 Jahren geboren
Fred Whipple und die schmutzigen Kometen

Zu den beeindruckendsten Objekten am Himmel zählen Kometen, die strahlend hell mit ihrem Schweif am Firmament leuchten. Himmelsfans kamen zuletzt im Sommer des vergangenen Jahres in den Genuss – beim Kometen Neowise.

Von Dirk Lorenzen |
Die ESA-Raumsonde Giotto bestätigte 1986 bei ihrem Vorbeiflug am Halley das Kometenmodell von Fred Whipple (Illustration)
Die ESA-Raumsonde Giotto bestätigte 1986 bei ihrem Vorbeiflug am Halley das Kometenmodell von Fred Whipple (Illustration) (ESA)
In früheren Zeiten galten Kometen, die zumeist unvorhergesehen am Himmel auftauchten, als böses Omen. Die physikalische Natur dieser Körper war unbekannt. Wirklich enträtselt hat sie erst der US-Astronom Fred Whipple. Er kam heute vor 115 Jahren in einem Dorf in Iowa zur Welt.
Ursprünglich hatte der Farmersohn wohl Tennisspieler werden wollen. Doch seine Erkrankung an Kinderlähmung machte dies unmöglich und er widmete sich der Astronomie. Nach einem Studium in Los Angeles und Berkeley arbeitete Fred Whipple mehr als 70 Jahre am Harvard College Observatory.
Am ESA-Giotto-Projekt beteiligte Wissenschaftler: Der Project Scientist Rüdiger Reinhard, der Kometenforscher Fred Whipple und Horst-Uwe Keller, der Erbauer der Giotto-Kamera (v.l.n.r.)
Fred Whipple (Mitte) mit dem Giotto-Projektwissenschaftler Rüdiger Reinhard (links) und Horst-Uwe Keller, dem Erbauer der Giotto-Kamera, vor einem Kometenmodell (ESA)
Er war an der Berechnung der Bahn des neu entdeckten Planeten Pluto beteiligt und interessierte sich für Asteroiden und Kometen. Unter dem Titel "Ein Kometenmodell" veröffentlichte er eine Reihe von Fachartikeln.

"Lose Anhäufungen von Eis und Dreck"

Fred Whipple vermutete, dass Kometen keine kompakten steinigen Körper sind, sondern recht lose Anhäufungen von Eis und Dreck. Er nannte sie scherzhaft schmutzige Schneebälle. 1986 hat Europas Raumsonde Giotto beim Vorbeiflug am Kometen Halley diese Theorie im Wesentlichen bestätigt, auch wenn heute eher von eisigen Dreckbällen die Rede ist.
Fred Whipple hat den Triumph seiner Kometentheorie noch erlebt. 2004 ist er im Alter von fast 98 Jahren gestorben.