Steiner: Martin Winkelheide, welche hormonellen Verhütungsmittel können das HIV-Ansteckungsrisiko denn erhöhen und welche nicht?
Winkelheide: Es geht weniger um die Pille, es geht eher um Depotpräparate, die gespritzt werden und vor allen Dingen Gestagene enthalten, zum Beispiel das Depotpräparat DMPA. Und da hat eine Studie im letzten Herbst für Furore gesorgt, von der University of Washington in Seattle. Die hatten eben eine Studie im südlichen Afrika gemacht, mit etwa 4000 Paaren, wo ein Partner HIV-positiv war und der andere HIV-negativ und man geguckt hat: Wie verhüten die und welche Methoden setzen sie ein und wie viele noch gesunde Partner stecken sich an. Und da hat man eben gesehen, dass das Ansteckungsrisiko doch deutlich ansteigt bei dem Depotpräparat DMPA.
Steiner: Wie hoch ist denn das zusätzliche Risiko wegen dieser Präparate, dass HI-Virus zu bekommen?
Winkelheide: In dieser Studie war es so, dass es sich fast verdoppelt hat. Und das ist natürlich ganz erheblich in Ländern, wo das HI-Virus weit verbreitet ist, es also ohnehin ein hohes Ansteckungsrisiko gibt. Und man muss sehen, in den südlichen Ländern in Afrika sind es eben ja vor allem die Frauen, die gefährdet sind sich anzustecken. Und deswegen hat es große Unsicherheiten gegeben, weil eben im südlichen Afrika gleichzeitig es auch verbreitet Familienplanungsberatung gibt, und viele Frauen, man sagt über 15 Millionen, nutzen dieses Depotpräparat DMPA. Und diese Verhütungsmittel sind auch wichtig, um die Gesundheit der Frauen zu schützen, also um dafür sorgen zu können, dass es einen größeren Abstand gibt zwischen den einzelnen Schwangerschaften, um das Infektionsrisiko mit andere Krankheitserreger niedrig zu halten und eben auch, dass es weniger zu Problemgeburten kommt, mit dem Risiko, dass die Mutter zum Beispiel stirbt.
Steiner: Bei diesen Studien war es nicht einfach, diese negativen Effekte zu erforschen. Warum?
Winkelheide: Ja, hier in Washington hat es eine Diskussion gegeben: Wie aussagekräftig ist diese Studie wirklich? Und es gab eben eine sehr ausführliche Methodendiskussion, denn ein großes Problem bei solchen Studien ist, wenn man fragt: Wie verhüten Sie denn? Und benutzen Sie Kondome oder nicht? Dann ist man immer auf die Selbstauskunft der Teilnehmer angewiesen, das heißt, man muss dann eben auch falsche Angaben heraus rechnen, denn die Forscher können ja nicht mit ins Schlafzimmer gehen. Das ist ein ganz grundsätzliches Problem von solchen Studien. Und das andere Problem, was sich eben bei dieser Studie gezeigt hat, dass die Frauen häufiger gewechselt haben zwischen den Methoden der Verhütung, und dass auch innerhalb des Untersuchungszeitraums. Das heißt, man macht relativ große Fragezeichen hinter die Aussagekraft dieser Studie, sagt aber: Wir können nicht ausschließen, dass diese Hormonpräparate tatsächlich das Ansteckungsrisiko erhöhen. Wir können aber auch nicht so tun, als würde es dieses Risiko nicht geben. Es ist ein großes Dilemma, in dem man jetzt im Moment steckt.
Steiner: Welche negativen Effekte könnten diese Hormone denn überhaupt haben?
Winkelheide: Das versucht man im Moment herauszufinden. Also man guckt vor allen Dingen darauf: Welche Veränderungen gibt es zum Beispiel auch in der Schleimhaut der Scheide bei der Frau. Man weiß ja, dass andere Krankheitserreger – also zum Beispiel Herpes, zum Beispiel Erreger der Gonorrhöe oder der Syphilis – eben übertragbare Geschlechtskrankheiten insgesamt die Schleimhaut verändern und für ein höheres Risiko, ein höheres Ansteckungsrisiko mit HIV sorgen. Hormone wirken im ganzen Körper, haben also auch Effekte auf die Schleimhaut. Und was man im Moment anguckt, ist: Verändern dieser Hormone den Aufbau der Schleimhautschicht. Also kann es sein, dass die poröser wird, kann es sein, dass es Entzündungen gibt. Aber hier hat man nur erste Anhaltspunkte und kann noch nicht ganz klare Aussagen treffen.
Steiner: Aber was empfehlen den die Forscher
Winkelheide: Also, was man ganz klar sagen kann: Frauen, die HIV-infiziert schon sind und die diese Hormonpräparate nehmen, die haben kein Risiko, dass die Infektion schlimmer verläuft. Das ist schon einmal... den Punkt hat man ganz klar erforscht, dazu ist eine Studie dazu vorgestellt worden. Was man eben sagt zur Verhütung ist: dass man mit diesem Hormonpräparaten nun verhüten kann, aber man eben gleichzeitig unbedingt Kondome benutzen muss, um eine Ansteckungsgefahr mit HIV nicht einzugehen.
Winkelheide: Es geht weniger um die Pille, es geht eher um Depotpräparate, die gespritzt werden und vor allen Dingen Gestagene enthalten, zum Beispiel das Depotpräparat DMPA. Und da hat eine Studie im letzten Herbst für Furore gesorgt, von der University of Washington in Seattle. Die hatten eben eine Studie im südlichen Afrika gemacht, mit etwa 4000 Paaren, wo ein Partner HIV-positiv war und der andere HIV-negativ und man geguckt hat: Wie verhüten die und welche Methoden setzen sie ein und wie viele noch gesunde Partner stecken sich an. Und da hat man eben gesehen, dass das Ansteckungsrisiko doch deutlich ansteigt bei dem Depotpräparat DMPA.
Steiner: Wie hoch ist denn das zusätzliche Risiko wegen dieser Präparate, dass HI-Virus zu bekommen?
Winkelheide: In dieser Studie war es so, dass es sich fast verdoppelt hat. Und das ist natürlich ganz erheblich in Ländern, wo das HI-Virus weit verbreitet ist, es also ohnehin ein hohes Ansteckungsrisiko gibt. Und man muss sehen, in den südlichen Ländern in Afrika sind es eben ja vor allem die Frauen, die gefährdet sind sich anzustecken. Und deswegen hat es große Unsicherheiten gegeben, weil eben im südlichen Afrika gleichzeitig es auch verbreitet Familienplanungsberatung gibt, und viele Frauen, man sagt über 15 Millionen, nutzen dieses Depotpräparat DMPA. Und diese Verhütungsmittel sind auch wichtig, um die Gesundheit der Frauen zu schützen, also um dafür sorgen zu können, dass es einen größeren Abstand gibt zwischen den einzelnen Schwangerschaften, um das Infektionsrisiko mit andere Krankheitserreger niedrig zu halten und eben auch, dass es weniger zu Problemgeburten kommt, mit dem Risiko, dass die Mutter zum Beispiel stirbt.
Steiner: Bei diesen Studien war es nicht einfach, diese negativen Effekte zu erforschen. Warum?
Winkelheide: Ja, hier in Washington hat es eine Diskussion gegeben: Wie aussagekräftig ist diese Studie wirklich? Und es gab eben eine sehr ausführliche Methodendiskussion, denn ein großes Problem bei solchen Studien ist, wenn man fragt: Wie verhüten Sie denn? Und benutzen Sie Kondome oder nicht? Dann ist man immer auf die Selbstauskunft der Teilnehmer angewiesen, das heißt, man muss dann eben auch falsche Angaben heraus rechnen, denn die Forscher können ja nicht mit ins Schlafzimmer gehen. Das ist ein ganz grundsätzliches Problem von solchen Studien. Und das andere Problem, was sich eben bei dieser Studie gezeigt hat, dass die Frauen häufiger gewechselt haben zwischen den Methoden der Verhütung, und dass auch innerhalb des Untersuchungszeitraums. Das heißt, man macht relativ große Fragezeichen hinter die Aussagekraft dieser Studie, sagt aber: Wir können nicht ausschließen, dass diese Hormonpräparate tatsächlich das Ansteckungsrisiko erhöhen. Wir können aber auch nicht so tun, als würde es dieses Risiko nicht geben. Es ist ein großes Dilemma, in dem man jetzt im Moment steckt.
Steiner: Welche negativen Effekte könnten diese Hormone denn überhaupt haben?
Winkelheide: Das versucht man im Moment herauszufinden. Also man guckt vor allen Dingen darauf: Welche Veränderungen gibt es zum Beispiel auch in der Schleimhaut der Scheide bei der Frau. Man weiß ja, dass andere Krankheitserreger – also zum Beispiel Herpes, zum Beispiel Erreger der Gonorrhöe oder der Syphilis – eben übertragbare Geschlechtskrankheiten insgesamt die Schleimhaut verändern und für ein höheres Risiko, ein höheres Ansteckungsrisiko mit HIV sorgen. Hormone wirken im ganzen Körper, haben also auch Effekte auf die Schleimhaut. Und was man im Moment anguckt, ist: Verändern dieser Hormone den Aufbau der Schleimhautschicht. Also kann es sein, dass die poröser wird, kann es sein, dass es Entzündungen gibt. Aber hier hat man nur erste Anhaltspunkte und kann noch nicht ganz klare Aussagen treffen.
Steiner: Aber was empfehlen den die Forscher
Winkelheide: Also, was man ganz klar sagen kann: Frauen, die HIV-infiziert schon sind und die diese Hormonpräparate nehmen, die haben kein Risiko, dass die Infektion schlimmer verläuft. Das ist schon einmal... den Punkt hat man ganz klar erforscht, dazu ist eine Studie dazu vorgestellt worden. Was man eben sagt zur Verhütung ist: dass man mit diesem Hormonpräparaten nun verhüten kann, aber man eben gleichzeitig unbedingt Kondome benutzen muss, um eine Ansteckungsgefahr mit HIV nicht einzugehen.