So wie es vor anderthalb Jahren mit sechs neuen Glocken für die Dresdner Frauenkirche passiert ist. Sie waren verstimmt mussten ein zweites Mal gegossen werden, was nicht nur in den Medien, sondern mehr noch in der Fachwelt für erheblichen Wirbel sorgte. Auch darüber wurde während dieser Glockentage nochmals referiert – im Rahmen eines universitären Fachkongresses. Von da spannte sich der Bogen des Programms bis zu Ausstellungen und Aufführungen, zum Beispiel eines neuen Werks für Bläser und Glocken des Freiburger Komponisten Andreas H.H. Suberg mit dem Titel "étoile mobile". Dazu wurden mobile Orchestergruppen auf Lastwagen durch die Stadt gekarrt, bis sie sich auf dem Marktplatz unter dem Dirigat des Karlsruher Trompeters und Professors an der Musikhochschule Reinhold Friedrich zu einer rhythmischen Klangwolke vereinten.
So kamen die Glocken in jeglicher Hinsicht zur Geltung: technisch, kulturgeschichtlich, ästhetisch und liturgisch. Und doch bringt die Beschäftigung mit Glocken ein merkwürdiges Paradox hervor: Je genauer man sie untersucht, desto rätselhafter werden sie. Selbst einem Fachmann wie Kurt Kramer:
Aus dem Fernen Osten kamen sie vor mehreren tausend Jahren nach Europa, doch seit den frühesten Tagen der Christenheit sind die Glocken zu einem Charakteristikum des Abendlands geworden. Glocken kündigen aber nicht nur Gottesdienste an, sondern auch Krieg und Frieden, Feuersbrünste und die Uhrzeit. Glocken waren die Lautsprecher der vorindustriellen Gesellschaft, deren Klang das Alltagsleben strukturierte. Doch Glocken sind nicht nur Teil der Kulturgeschichte. Sie sind auch immer noch Zeichen aktiver Religiosität. So wurde die Glocke, die auf dem Karlsruher Marktplatz entstand, vom Freiburger Erzbischof und dem Evangelischen Landesbischof geweiht und gesegnet, und die meisten Anwesenden sprachen die Fürbitte mit.