Türkei
Großkundgebung in Istanbul gegen Inhaftierung İmamoğlus - "Es geht um die Zukunft des Landes"

In Istanbul haben Hunderttausende Menschen gegen die Inhaftierung des türkischen Oppositionspolitikers İmamoğlu protestiert. Viele Demonstranten forderten in Sprechchören den Rücktritt von Präsident Erdogan.

    Menschen mit weiß-roten Türkei-Flaggen stehen um und auf einem Müllwagen.
    Türkei: In Maltepe bei Istanbul versammelten sich am Samstagmittag Menschen, um für die Freilassung des abgesetzten Istanbuler Bürgermeisters Imamoglus zu protestieren. (AFP / ANGELOS TZORTZINIS)
    İmamoğlus Ehefrau Dilek sagte in ihrer Rede, es gehe nicht nur um ihren Mann, sondern um die Zukunft der Türkei. Zu der Großkundgebung hat İmamoğlus Partei CHP aufgerufen.
    Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP versammelten sich mehrere hunderttausend Menschen im Stadtteil Maltepe auf der asiatischen Seite der Stadt. Der Vorsitzende der Oppositionspartei CHP, Özel, sprach von mehr als zwei Millionen Teilnehmern. Viele trugen türkische Flaggen und Porträts von Staatsgründer Atatürk. Die Demonstranten forderten in Sprechchören die Freilassung İmamoğlus.
    Inzwischen wurde İmamoğlus Anwalt aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Die Polizei hatte ihn unter dem Verdacht der Geldwäsche festgenommen. In einem Gastbeitrag für die "New York Times" warf İmamoğlu Präsident Erdogan vor, das Land in eine "Republik der Angst" verwandelt zu haben. Jahrelang habe dessen Regime die demokratischen Kontrollmechanismen ausgehebelt. Erdogan habe die Medien zum Schweigen gebracht, gewählte Bürgermeister ersetzt, die Legislative ausgeschaltet, die Justiz kontrolliert und Wahlen manipuliert.

    Schwedischer Journalist festgenommen

    Der vorerst abgesetzte Istanbuler Bürgermeister ist wegen Terrorvorwürfen festgenommen worden. Das löste im Land eine Protestwelle aus. Die Behörden gehen dagegen vor. Es gibt hunderte Festnahmen.
    So wurde zuletzt auch ein schwedischer Journalist wegen Terrorvorwürfen festgenommen. Die Behörden beschuldigen ihn der Mitgliedschaft in einer bewaffneten terroristischen Organisation sowie der Beleidigung von Staatspräsident Erdogan. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

    CDU-Politikerin Güler: Erdogan wird sich öffentlichem Druck aus dem Ausland nicht beugen

    Die CDU-Bundestagsabgeordnete und Integrationspolitikerin Güler riet der Bundesregierung davon ab, öffentlich Druck auf den türkischen Präsidenten auszuüben. Sie sagte im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks, Erdogan wolle sich von seinen Anhängern nicht vorwerfen lassen, er habe sich Stimmen aus dem Ausland gebeugt. Appelle und scharfe Kritik seien deshalb eher kontraproduktiv.
    Güler warnte zudem davor, türkischstämmige Menschen in Deutschland für ihre Haltung gegenüber Erdogan zu kritisieren. Es sei zwar bedauerlich, wenn Menschen für Erdogan stimmten, obwohl sie selbst in einem Rechtsstaat und einer Demokratie lebten. Andererseits fülle der türkische Präsident ein politisches Vakuum, indem er den in Deutschland lebenden Türkinnen und Türkei sage, dass er für sie da sei. Solche Sätze hätten sie von deutschen Politikern bisher nicht gehört, so Güler.

    Mehr Informationen:

    Was die Festnahme des Erdogan-Rivalen İmamoğlu bedeutet
    Die deutsch-türkische Community zeigt sich gespalten (Audio)
    Diese Nachricht wurde am 29.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.