Archiv


"Grüezi Schwiizer Grenzwacht..."

Alle Jahre wieder zu Beginn der Sommerferien rollt die Blechlawine los: Kilometerlange Staus auf zahlreichen Autobahnen. Wenn dann irgendwann endlich wieder freie Fahrt möglich ist, geben manche staugestresste Urlauber erst recht Gas, doch in der Schweiz kann das teuer werden.

Von Pascal Lechler |
    Eigentlich müssten einem die Schweizer Zöllner an der Grenze mit: Willkommen im Radarland Schweiz begrüßen. 700 Blechpolizisten lauern auf Schweizer Straßen. Allein hinter der Grenze in Basel sind es zwei. Sie garantieren dem Kanton Basel-Stadt Millionen Franken an Einnahmen.
    Neben Basel hat Genf die höchste Radardichte. Im Genfer Stadtgebiet stehen 160 Blitzer. Das macht rechnerisch alle acht Kilometer einen Blitzer. Erstaunlicherweise hält sich der Frust über die hohe Radardichte in Genf aber in Grenzen:

    "Ich finde es gut. Es gibt viele, die zu schnell fahren, nicht auf Kinder achten, oder wenn man über die Straße geht. Ich finde es gut."

    Der Polizei geht es in Sachen Radarfallen um die Verkehrssicherheit. Yves Escher von der Genfer Polizei, führt fast schon entschuldigend an, dass von den rund 160 Genfer Blitzern nicht immer alle in Betrieb seien:

    "Ein Radar hat eine präventive Wirkung. Sie können selbst feststellen, dass ein Autofahrer, der sich einer Radarfalle nähert, abbremst, selbst wenn er die Geschwindigkeitsbegrenzung einhält. Das passiert automatisch. Das ist gut für die Verkehrssicherheit."

    Dass die Verkehrssicherheit über allem steht, das zweifelt die Infozentrale radar.ch an. Es gehe vielmehr darum, möglichst viel Geld zu verdienen, meinte kürzlich Hansruedi Schenker, der Geschäftsführer der Infozentrale. Schenker schätzt, dass nur zehn Prozent der über 700 Schweizer Radarkästen an sicherheitsrelevanten Stellen montiert sind. Kritik an den vielen Blitzern übt auch Claude Miffon Zentralpräsident vom ACS, dem Automobilclub der Schweiz. Miffon ist nicht generell gegen Blitzer aber:

    "Wenn die Radargeräte so platziert sind... wir haben nichts dagegen."

    Ein Kasten wie beispielsweise im Stadtgebiet von Zürich bringt bis zu umgerechnet zwei Millionen Euro im Jahr ein. Man sollte aber nicht glauben, dass das Geld zweckgebunden dem Straßenbau zugute kommt. Der Waadtländer Finanzdirektor Pascal Broulis hat öffentlich bekannt, dass mit der Anschaffung zusätzlicher Radaranlagen ein Beitrag zur Sanierung der Staatsfinanzen geleistet werden kann. Schweizweit hat sich denn auch die Zahl der Radargeräte in wenigen Jahren verdoppelt. Von den 20 Autobahnblitzern im Waadtland stehen die meisten auf der Autobahn zwischen Genf und Lausanne. Ob sich aber die Verkehrssicherheit und die Einnahmesituation des Kantons verbessert hat, darf angezweifelt werden. Diese Pendlerin beispielsweise weiß inzwischen, wo die Radarfallen lauern:

    "Damit die Leute wirklich 120 fahren, muss man die Radarfallen verstecken. Dann weiß man nicht, wo sie sind. Wenn man weiß wo sie sind, hält man sich nicht an die 120. Ich bremse kurz vor dem Blitzer ab und beschleunige danach wieder."

    Das ungewollte Urlaubsfoto von der Autobahn kann sehr teuer werden. Wir man nämlich mit 141 im Kanton Bern geblitzt dann kostet das 180 Euro. Und man sollte als Deutscher Tourist die Strafzettel auf jeden Fall bezahlen sonst wird man bei der nächsten Einreise in die Schweiz nicht mehr freundlich begrüßt.