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"Grüezi, Servus, guten Tag!"

Das 3sat-Debüt fand praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt: Nur knapp 8000 Haushalte konnten vor 25 Jahren, am 1. Dezember 1984, die ersten Sendungen von 3sat empfangen - ein Programm von ZDF, ORF und dem Schweizer Fernsehen.

Von Michael Meyer |
    "Das ist 3sat. Guten Abend, liebe Zuschauer. Und neben dieser Feststellung wollen wir in den nächsten 45 Minuten klären, was ist 3sat."

    Das 3sat-Debüt fand praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt: Knapp 8000 Haushalte konnten am 1. Dezember 1984 jene sechsstündige Programmstrecke empfangen, die das ZDF gemeinsam mit dem ORF und dem Schweizer Fernsehen veranstaltete. Viele Programme fanden hier Platz, die in den Hauptprogrammen der drei Länder nicht mehr gern gesehen waren, von Theaterübertragungen bis zu experimentellen Spielfilmen. Allerdings wurden ab Mitte der 90er-Jahre auch eigenständige Magazine gegründet, die bis heute laufen: "Kulturzeit", jeden Abend nach den heute-Nachrichten, und Nano, ein Wissenschaftsmagazin um 18.30 Uhr, sind nach wie vor programmprägend, auch wenn die Quoten nicht gerade berauschend sind. Dafür sind die Sendungen aber identitätsstiftend: Bei 3sat denken die allermeisten Zuschauer an Nano und Kulturzeit und das sei doch beeindruckend, meint ZDF-Intendant Markus Schächter:

    "Eine werktägliche Kulturzeit, das gibt es in keinem europäischen Sender so, und Nano, eine tägliche Sendung, in der sich Jung und Alt informieren über die explodierende Welt der Wissenschaft, das ist schon mal was Tolles. Das sind die zwei besonderen Marken in der Dachmarke 3sat. Und ich denke, es hat sich längst herausgestellt, dass mit diesen Themenabenden 3sat etwas ganz besonderes bietet in der Komposition unterschiedlicher Angebote, unterschiedlicher Erzählweise, drei Sprachen, drei Dialekten."

    "Grüezi, Servus, guten Tag!"

    Kritiker monieren jedoch, dass das Programmprofil oft zu unklar sei. Die 3sat-Macher reagieren im nächsten Jahr mit einem neuen Programmschema auf veränderte Sehgewohnheiten und verstärkt mit Themenabenden, etwa im März mit einer Philosophie-Woche, die in ähnlicher Form schon einmal ausgezeichnete Quoten hatte. In den 3sat-Ländern wird recht unterschiedlich auf das Programm geschaut: In der Schweiz etwa, wo ohnehin nur die Deutsch-Schweizer Interesse an dem Programm haben, ist man zuweilen etwas frustriert über das mangelnde Publikumsinteresse an Sendungen, die untertitelt werden müssen - Schwyzer Dütsch ist - ohne Untertitel - nur schwer zu verstehen. Jean-Bernard Münch, Präsident der Schweizerischen Radio und Fernsehgesellschaft SRG:

    "Ich glaube aber, für die Schweiz wäre es noch weniger gut, wenn man eine rein deutsche Version anbieten würde, dann würde die Seele weggehen und es hätte etwas Künstlerisches."

    Gesprächsformate wie "Berg und Geist" sind denn auch urschweizerisch - die Interviewpartner werden vor beeindruckenden Bergmassiven vernommen, was schon einmal ganz neue Erkenntnisse liefern kann. Im Nachbarland Österreich hat man andere Sorgen als Sprachprobleme: Der ORF hat in den nächsten Jahren gewaltige Sparanstrengungen vor sich, über 400 Mitarbeiter müssen verabschiedet und knapp 80 Millionen Euro allein im nächsten Jahr eingespart werden - da läge es eigentlich nahe, die Finanzmittel für 3sat herunterzufahren. Das wird der ORF aber nicht tun, betont Generaldirektor Bernhard Wrabetz:

    "Weil 3sat ein ganz wichtiges Engagement ist, ein in Österreich überaus beliebter Sender, mit Marktanteilen, die über den anderen deutschsprachigen Ländern liegen. Und daher wird sich an unserem 3sat-Engagement trotz Sparkurs nichts ändern."

    In einer "Berliner Erklärung" haben die Intendanten von ARD, ZDF, ORF und SRG versichert, dass sie weiterhin fest zu 3sat stehen und das Programm weiterentwickeln wollen. Zumindest beim ZDF wird sich im nächsten Jahr dennoch einiges ändern: Der Sender wird den Etat für sein neues Digitalprogramm ZDFneo von 18,4 auf 41,6 Millionen Euro aufstocken. Im Gegenzug werden die Mittel für 3sat um ein Viertel heruntergefahren - so soll sich die Redaktion des anderen Digitalprogramms, dem ZDF Theaterkanal, mit den Kollegen von 3sat zusammenschließen, um so gemeinsam Synergien zu erzeugen. Eine naheliegende Maßnahme angesichts von vielen Theaterübertragungen bei 3sat. Für ZDF-Intendant Markus Schächter muss dieser Zusammenschluss nicht zwingend zu Programmeinbußen führen:

    "Das ist der digitale Imperativ, dass man in Zukunft viel mehr synergetischer zusammengeht, dass man sagt, man macht nicht eine Wissenschaftsredaktion nur für 3sat, sondern schaut, wie man im Verbund von 3sat, Theaterkanal, ARTE, ZDF hier Menschen mit einer Idee auf verschiedenen Plattformen ausstrahlen. Das ist das Gebot der Vernunft, der Ökonomie und ist das, was in der digitalen Welt unabdingbar wird."