Archiv


Grünanlagen mal anders

Green Venture Summit: Hinter diesem Titel verbirgt sich ein Forum in Berlin für Firmen mit Kapitalbedarf aus Umweltbranchen und für Risiko-Kapitalgeber, die nach Anlagemöglichkeiten suchen. Denn oft sprudeln zwar die Ideen, aber das Geld zur Umsetzung fehlt.

Von Philip Banse |
    Weltweit fließt grünes Risikokapital vor allem in die Bereiche Transport, also etwa Elektro-Autos, dann Solar-Energie und Stromspartechniken, sagen die Analysten der Cleantech Group. In Deutschland waren junge Unternehmen der Solar-Branche lange der größte Magnet für Geldgeber, einfach weil die staatliche Förderung so üppig war. Seit Sonnenenergie weniger garantierte Einnahmen bietet, sind auch die Investitionen gesunken. Sarik Weber, Mit-Organisator des Green Venture Summit:

    "Windkraft, Solar, Biomasse, das sind die starken Bereiche."

    Nach dem Boomjahr 2008 hat die Wirtschaftskrise auch in der so genannten Cleantech-Industrie ihre Spuren hinterlassen. Die Investitionen in "saubere Technik" brachen ein, gehen aber gerade wieder leicht nach oben. Weltweit hätten risikobereite Geldgeber letztes Jahr acht Milliarden Dollar in grüne Geschäftsideen investiert. Das mit Abstand meiste Geld ist in den USA. In Europa wurde am meisten in Großbritannien investiert, dann folgt Deutschland: Gut 220 Millionen US-Dollar flossen hierzulande in ganze 20 Deals, wie das immer heißt. 20 deutsche Firmen mit grünen, klimafreundlichen Geschäftsideen haben also im vergangenen Jahr Risikokapital bekommen. Da wird das Problem schon deutlich: Wer in Europa Risikokapital sucht, um aus einer grünen Idee ein grünes und marktreifes Produkt zu machen, der hat´s noch sehr schwer. Hans Hajung etwa hat mit drei Kollegen eine Technik entwickelt, die Akkus leistungsfähiger machen soll – eine der zentralen Herausforderungen bei der Entwicklung elektrischer Autos. Seit einigen Monaten sucht der Österreicher Hajung nun in ganz Europa Geldgeber, damit er aus der Idee ein Produkt machen kann.

    "Das Problem ist, dass kein Geld vorhanden ist für echte Startups. Finanzierungen fangen an mit drei Millionen Euro Umsatz. Wenn sie aber ein Startup sind, das noch keine Umsätze hat und aus dem Forschungsbereich kommt, dann ist es relativ schwierig, Investoren dafür zu finden. Die Zeit ist noch nicht da."

    Diese Einschätzung bestätigt Investor Sebastian Becker, der mit seiner Mama AG genau diese Lücke schließen will: Becker will grüne Gründer fördern, die nicht viel mehr als eine Idee haben. Zwischen 500.000 und fünf Millionen Euro kann er jeweils investieren – nur: in wen?

    "Im Bereich Green Tech gibt es industrielle Forschung auf der einen Seite. Aber ich denke, es gibt noch nicht die Gründerkultur. Würde man eine Umfrage unter Uni-Absolventen machen, in welchen Bereich sie denn als BWLer oder Ingenieure gern etwas gründen würden, dann wären sie wohl noch etwas zögerlich. Das wird noch ein paar Jahre dauern denke ich."

    Grüne Gründer stünden zudem vor ganz anderen Problemen, als etwa Internet-Startups. Das digitale Netz war ein unbestelltes Feld, es gab quasi keine vorhandenen Strukturen. Ganz anders im Bereich grüner Technik wie Solarenergie, Windkraft oder Energieeffizienz, sagt Investor Becker:

    "Es gibt Energieversorger, es gibt Transportdienstleister etc. und nicht in jedem Bereich, wo eine Erfindung Einsparpotentiale oder Erleichterungen bringen würde, wird die von den etablierten Playern begrüßt. Von daher ist es nicht nur eine Frage der finanziellen Ausstattung von Unternehmen, sondern auch eine der Möglichkeit, in den Markt zu kommen und etablierte Ketten aufzubrechen. Das ist die größte Herausforderung."

    So habe er einen Gründer, der mit neuartigen Materialien Kühlcontainer bauen kann, die fast keinen Strom verbrauchen. Problem: Reedereien kauften Container nicht einzeln, sondern in Tranchen ab 1000 Stück. Um diese Menge zu bauen, brauchte ein Gründer sofort 100 Millionen Euro, sagt Investor Becker, das sei nicht machbar. Ähnliche Probleme sieht der Geldgeber bei der Einführung von Elektroautos. Becker sucht daher nach Nischen, in denen grüne Technik leichter ihren Platz findet:

    "Wir schauen uns im Moment zum Beispiel Unternehmen an, die E-Mobility eine Stufe einfacher betreiben, nämlich im Bereich von Elektro-Vespas, Verkauf, Verleih. Auch dort wird ein Mobilitäts-Konzept mit der Kommune benötigt, auch dort braucht es die Ladestationen und die Infrastruktur. Aber man kann so was als ersten, konkreten Schritt, der heute schon möglich ist, in das Zeitalter der Elektro-Mobilität verstehen und darauf aufbauend dann die Autos in Angriff nehmen und nicht warten bis das ultimative Elektro-Auto und die ultimative Antriebstechnologie da ist."