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Grüne Laterne am Rhein

Technik. - Düsseldorf ist bekannt für seine nostalgische Gasbeleuchtung: 17.000 Laternen spenden dort nachts Licht. Doch die Stadt möchte sich von vielen der verbrauchsintensiven Leuchten trennen – und gleich auf sparsame LED-Laternen umsteigen.

Von Sönke Gäthke | 03.03.2008
    Die Lippestraße in Düsseldorf, kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Eine kurze Sackgasse, ganz in der Nähe des Landtags. Kalter Nebel steigt auf vom Rhein. Auf der nahen Hammerstraße rollt der Feierabendverkehr unter hellgelben Licht – die kurze Lippestraße dagegen ist in ein kühles, gleichmäßiges Weiß getaucht. Das strahlt nicht, sondern strömt von den Laternen: halbkreisförmige Doppel-Bögen statt kastenförmiger Lampenhalter ragen von ihren Masten an kurzen Auslegern über die Fahrbahn, neigen ihren Bauch dem Asphalt zu. Ulrich Kuipers und Josef Finger blicken nach oben.

    "Wir haben vor ungefähr einem Dreiviertel Jahr zum ersten Mal über dieses Thema gemeinsam nachgedacht, und vor einem halben Jahr haben wir gemeinsam gesagt: und das realisieren wir jetzt, und in so einer kurzen Zeit so eine Technik auf die Füße zu stellen, ist einfach begeisternd, und es gab bisher viele, viele Kritiker, die gesagt haben: LED Beleuchtung in der Straßenbeleuchtung können wir uns nicht vorstellen; vielleicht in sieben oder acht Jahren."

    Wer dem Blick von Josef Finger von den Stadtwerken Düsseldorf folgt, sieht: Zwischen den Halbkreisen gleißt keine Glühbirne, sondern strahlen viele kleine Lichtpunkte: Leuchtdioden.

    "Hier ist es so, dass auf diesem LED-Träger einzelne Module, insgesamt neun Stück, angeordnet sind, in jedem LED-Modul sind wieder drei LED, und wir können jetzt jedes LED-Modul getrennt voneinander steuern,"

    erzählt Ulrich Küppers von der Fachhochschule Südwestfalen. Getrennt steuern bedeutet: Den Lichtkegel der Leuchtdioden individuell lenken. Denn eine Leuchtdiode liefert wenig mehr als ein Watt Leistung – viel zu wenig, um eine konventionelle Lampe zu ersetzen. Am Mast hängen daher auch derer 25, leuchten direkt nach unten, schräg nach unten und etwas weiter in die Ferne, die Fahrbahn entlang.

    "Und darüber erreichen wir, dass wir die gesamte Straße gleichmäßig ausleuchten. Das bedeutet, dass sowohl in entsprechender Entfernung als auch direkt unter der Leuchte die gleiche Beleuchtungsstärke herrscht."

    Auf diese Licht-Lenkung ist das Team besonders stolz. Denn sie macht es möglich, das Licht nur da hinzustrahlen, wo es gebraucht wird - während eine konventionelle Laterne mit dem Licht nur so um sich wirft. In der Lippestraße ist die Lichtverteilung so präzise, dass ein wenig weiter unten der Gehsteig tatsächlich im Dunkeln liegt – während die Fahrbahn hell erleuchtet ist.

    "Ja, auf der anderen Seite ist der Bürgersteig noch relativ dunkel, aber wir können sicherlich eine von den LED noch so auslenken, dass wir auf der anderen Seite den Bürgersteig auch noch ausleuchten können."

    Diese Lichtlenkung erst macht den Einsatz der LED möglich. Denn aus ihnen lässt sich pro Watt nicht so viel Licht gewinnen wie zum Beispiel aus den effizienten Natriumdampf-Hochdrucklampen. Aber um mit diesen eine Straße ähnlich gleichförmig auszuleuchten, müssten sich die Leuchtkegel überschneiden: Die Lampen stünden enger zusammen als eigentlich notwendig wäre; tauchten nicht nur das Pflaster, sondern auch Trottoir und Hauswände in gleißendes Licht. Aus der Not machten die Düsseldorfer so eine Tugend.

    "Wir hatten hier vorher, an dieser Stelle elektrische Beleuchtung, und wir hatten dort siebzig Watt pro Lichtpunkt eingesetzt, und wir hatten dort elf Lampen stehen, und heute haben wir zehn Lampen stehen, und eine von diesen Lampen hat 36 Watt. Dass heißt, wir sparen um 50 Prozent Energie, und damit auch eine Reduzierung der Kohlendioxidbelastung – von der wir ja im Moment alle sprechen – von 50 Prozent."

    Die LED-Laternen sind noch im Entwicklungsstadium. Kuipers und Finger müssen erst einmal nachweisen, dass diese Einsparung auch von Dauer ist – und dass die Herstellungskosten der Lampen noch erheblich sinken. Tut sie dass, hat Kuipers bereits Ideen für die zweite Generation:

    "Ich denke, einer der nächsten Schritte wird sein, dass wir das Licht bedarfsabhängig steuern. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir beispielsweise auch in dieser Straße, dass Licht nach 24 Uhr vielleicht auf das Niveau der früheren Gaslaternen herunterfahren, wenn dann allerdings dann jemand die Straße entlanggeht, oder ein Auto die Straße herunterfährt, werden wir das Licht entsprechend wieder hochfahren."

    Die Düsseldorfer Stadtwerke dagegen wollen versuchen, den Laternen ein nostalgischeres Licht zu entlocken. Denn in Düsseldorf - Hochburg des Gaslichts – stößt das weiße LED-Licht nicht nur auf Gegenliebe. So waren die Reaktionen von Anwohnern des ersten LED-Straßenzuges in einem ruhigen Vorort gemischt. Künftig soll die Farbe des LED Lichts daher so weit wie möglich an die der Gaslaternen angelehnt werden.