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Grüne Oasen auf den regenarmen Kapverden

Was Touristen und Seglern gefällt, bereitet den Bauern auf den Kapverden eher Sorgen: Es regnet selten auf den 15 Inseln vor der afrikanischen Westküste. Doch Kapverden will die an sich fruchtbare Wüstenlandschaft mithilfe von Stauseen in eine grüne Oase verwandeln.

Von Jochen Faget | 25.07.2008
    Das ist Musik in Fernando Garcia da Veigas Ohren: Am Rande des Poilão-Stausees auf der Kapverdeninsel Santiago rattern die Wasserpumpen und Teile des braun verbrannten Tals bei dem Städtchen Orgãos haben sich schon in grüne Gemüse-Oasen verwandelt. Der Bauer freut sich, weil alles bald noch besser wird:

    " Mein Traum ist es, einen richtigen Bauernhof aus dieser Subsistenzlandwirtschaft zu machen. Denn unser einziges Problem hier ist Wasser. Wenn es regnet, sollen wir Wasser vom Stausee bekommen. Dann kann ich ein echter kapverdischer Landwirt werden. "

    Regen ist rar auf den Kapverden, die 15 Inseln liegen vor der afrikanischen Westküste und gehören zur Sahelzone. Die eigentlich fruchtbaren Böden werden bis jetzt kaum für die Landwirtschaft genutzt, sind ausgetrocknet und staubig. Nicht einmal zehn Prozent des eigenen Nahrungsmittelbedarfs produzieren die Kapverden bisher selbst. Der Poilão-Stausee, der erste, der auf den Kapverden - übrigens mit chinesischer Entwicklungshilfe - gebaut wurde, soll das jetzt ändern, erklärt Eugénio Barros, der zuständige Ingenieur im Landwirtschaftsministerium:

    " Die erste Phase ist praktisch abgeschossen, demnächst werden wir 47 Hektar bewässern können. Wir bauen zusätzliche Wasserreservoirs und die Pflanzen auf den Feldern werden tropfenberieselt. Das spart wertvolles Wasser, ein ganz modernes System. "

    Insgesamt sollen 150 Hektar fruchtbar gemacht werden, vor allem für den Gemüseanbau. Bauer Fernando Garcia:

    " Ich bin, wie alle, sehr zufrieden, weil unsere Regierung etwas tut, das wenige Wasser, das wir haben, sinnvoll zu nutzen. Der Stausee hat jetzt schon unser Leben verändert. Wir sind voller Hoffnung. "

    Wir sollten noch viel mehr Stauseen auf den Inseln bauen, meint Ingenieur Eugénio Barros. ‚Das Know-how dafür besitzen wir jetzt ja. Überhaupt haben die Kapverdier sich einiges einfallen lassen, die Wasserknappheit in ihrem Land zu überbrücken: Regenwasserzisternen, Meerwasserentsalzungsanlagen, im Malagueta-Gebirge auf Santiago fangen sogar segelähnliche, große Tücher die Feuchtigkeit der vorbeiziehenden Wolken ein. Denn Wasser ist auf Cabo Verde fast so wertvoll wie Gold. Bauer Fernando Garcia und seine Kollegen pflanzen Bohnen, Zwiebeln und Maniok. Dann zeigt der Landwirt stolz ein anderes Beet, voller Erdbeeren. Selbst die wachsen bei dem Städtchen Orgãos und bringen obendrein gutes Geld. Fernando Garcia, der die Pflanzen teuer aus Frankreich importiert hat, hat einen großen Traum:

    " Diese Erdbeerpflanzen würden für alle Bauern auf Cabo Verde reichen! Ich muss sie nur irgendwie bis zur Regenzeit durchbringen. Dann könnte ich Setzlinge an meine Kollegen abgeben, um überall auf den Kapverdischen Inseln Erdbeeren zu pflanzen. "

    Allerdings nur, wenn der Regen kommt, den Poilão-Stausee wirklich auffüllt. Und wenn auf den anderen Inseln ebenfalls solche Stauseen gebaut werden.