"Es gibt leider noch keine Deklarationspflicht für Strom, ähnlich wie wir sie bei Lebensmitteln haben. Dann kann man tatsächlich über entsprechende Nachweisverfahren nachweisen, aus welchen Quellen die einzelnen Angebote stammen. Dann können die Verbraucher nicht nur nach dem Preis entscheiden, sondern auch nach der Produktqualität. Das Zertifizieren von Ökostrom ist ein Baustein daraus."
Aus eben diesem Grund hat sich jetzt die Verbraucherzentrale Nordrheinwestfalen mit dem Öko-Institut und dem WWF, dem World Wide Fund for Nature den Verein "EnergieVision" gegründet, der nur ein Ziel verfolgt: Deutschlands Öko-Stromanbieter daraufhin zu überprüfen, wie grün ihr grüner Strom tatsächlich ist. Mit dem neuen "OK-Power"-Siegel soll das gesamte Marktangebot kritisch durchleuchtet werden. Siebzehn Seiten lang ist der Kriterienkatalog und er schreibt detailliert vor, welche Bedingungen erfüllt sein müssen. Um das Siegel bemühen dürfen sich sowohl Händler, die bereits Strom aus erneuerbaren Energien gewinnen, als auch Stromanbieter, die erst Geld in einem gesonderten Topf sammeln, um damit dann erneuerbare Energieanlagen zu bauen. Nun gibt es aber seit Mitte letzten Jahres ein Bundesgesetz, dass ausdrücklich Windkraft und Photovoltaik fördert. Der Staat hat die großen Stromversorger verpflichtet, gegen einen Aufpreis Strom aus solchen Anlagen aufzukaufen. Die zusätzlichen Kosten werden auf alle Stromkunden umgelegt, d.h. eigentlich zahlt schon jeder über seine Stromrechnung für Grünen Strom aus Windrädern und Solarchips. Um nun zu verhindern, dass die großen Stromkonzerne diesen Strom noch einmal gesondert als Grünen Strom pur an die Kunden verkaufen, verlangt das OK-Power Siegel eine Mischkalkulation, so Christof Timpe vom Öko-Institut.
"Sie müssen ein Drittel des Stroms aus neuen Anlagen beziehen, die auch nach den Erneuerbare-Energien-Gesetz nicht förderfähig gewesen wären. Das ist sozusagen der garantierte Zusatznutzen. Sie dürfen ein weiteres Drittel aus dem Förderbereich des Erneuerbare-Energien-Gesetzes verwenden und sie dürfen dann noch ein Drittel ältere Anlagen hineinmischen, um das Angebot einfach kostengünstiger zu machen. Damit bleibt es sozusagen ein Angebot, was insgesamt marktfähig ist vom Preis, das aber einen garantierten Umweltnutzen verursacht."
Allerdings darf der Strom der Altanlagen nicht aus Atomkraftwerken kommen, sondern nur aus Kraft-Wärmekopplung. Bleibt zu fragen, was denn nun zusätzlich gefördert werden soll. Z.B. neue Wasserkraftanlagen unter einer Bedingung, so Christof Timpe, "dass wir keine Anlagen zulassen wollen beim Neubau, bei denen Staudämme errichtet werden müssen, so dass also ein größerer Eingriff in die Gewässerökologie und in den Gewässerfluss stattfindet. Sollten solche Anlagen gebaut werden, dann muss eine ökologische Einzelfallprüfung stattfinden."
Ein OK-Powersiegel können dagegen Wind- und Solarenergieanlagen bekommen, deren Strom mehr kostet, als gesetzlich vergütet wird. Gefördert werden darf auch Biogas aus der Vergasung unbehandelter Holzreste und landwirtschaftlicher Grünabfälle sowie Energie aus eher exotischen Quellen wie der Erdwärme. Die EnergieVision will genau prüfen, dass ihre Kriterien auch eingehalten werden:
"Wir arbeiten mit einer ganze Reihe von Gutachtern zusammen und wir stehen selber als Organisation auch für die Verlässlichkeit dieses Verfahrens ein und das bedeutet, dass man in Vorschau erst mal schaut, sind die entsprechenden Erzeugungskapazitäten da, die die Kriterien erfüllen. Aber am Ende des Kalenderjahres wird auch noch einmal nachträglich geguckt, ist denn auch wirklich soviel Strom erzeugt worden wie das ursprünglich geplant worden war. Das ist also ein ziemlich wasserdichtes System, was auch einigen Aufwand mit sich bringt, aber ich denke, das sind wir dem Markt schuldig, denn das Produkt Ökostrom lebt vom Vertrauen."
Der Berliner Energieversorger Bewag hat sich bereits die Ok-Power-Zertifikation geholt. Aber man will damit nicht werben. Dazu sei das Siegel zu hässlich.