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Grünes Licht für die Karriere

Das häufig zitierte Schwarz-Sehen in Bezug auf Berufsaussichten für so manchen Studierenden könnte nun von einer neue Farbenlehre abgelöst werden: Rot, Gelb und Grün. Die "Job-Ampel" auf der Homepage des Magazins "Stern" wurde von der Forschungsstelle "Informationssystem Studienwahl und Arbeitsmarkt", kurz ISA, entwickelt und soll angehenden Studierenden eine Entscheidungshilfe sein. Die Ampelfarben zeigen an, wie die Berufschancen der verschiedenen Fachrichtungen in den nächsten Jahren stehen werden.

Von Daniel Chur |
    Berufsforscher Dr. Michael Weegen, Leiter von ISA an der Universität Essen-Duisburg, hat das System entwickelt:

    "Die Job-Ampel bringt vereinfacht Informationen. Man kann sagen, sie hat eine didaktische Signalwirkung, macht sozusagen neugierig - also, was steht denn hinter dieser grünen Ampel oder hinter dem roten Licht?"

    Denn mit Rot, Gelb oder Grün ist natürlich niemandem weitergeholfen. Darum liefert die "Job-Ampel" eine kurze Analyse des jeweiligen Studiengangs in Bezug auf die Berufsperspektiven und gibt Informationen das jeweilige Fach selbst.

    ISA in Essen analysiert die Lage auf dem Arbeitsmarkt permanent. So konnten bis zum Jahr 2013 für die "Job-Ampel" Prognosen für 27 Studiengänge aufgestellt werden. Darauf basierend kommt ISA zu dem Schluss, dass in den nächsten Jahren vor allem in den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Physik und Humanmedizin die Berufschancen für Akademiker besonders gut sind. Die "Job-Ampel" leuchtet hier also grün. Nicht so gut sieht es dagegen bei den Architekten und Juristen aus, denen das Rot der Ampel entgegen strahlt.

    Natürlich wäre es fatal, sich als Studienfachsuchender lediglich an Zahlen zu orientieren. Das sieht auch Michael Weegen so. Dennoch weist er auf den mittlerweile viel stärker gewordenen wirtschaftlichen Druck hin, der mit einem Studium verbunden ist:

    "Der Druck ist enorm. Zum einen sind die Studiengänge komprimierter: Bachelorstudiengänge. Zum anderen eben nicht mehr kostenfrei und die ‚Einstiegsdroge' liegt momentan bei 500€. Dann kommen noch die Lebenshaltungskosten dazu und da wissen wir, dass diese allein über Bafög nicht abgedeckt werden können."

    Trotz dieser Entwicklung rät Eva Fischer von der Allgemeinen Studienberatung an der Ruhr-Universität Bochum dazu, die persönlichen Neigungen bei der Studienwahl nicht über Bord zu werfen:

    "Wir setzen bei der Beratung, wenn es um Studienwahlentscheidung geht, eigentlich immer erst bei den Interessen an. Wo sind die Neigungen? Wo sind die Fähigkeiten? Wovon träumt jemand vielleicht auch? Was wünscht er sich? Das sind die Ansatzpunkte. Und als nächster Punkt käme dann: Wo kann das hinführen? Also, welche Berufsfelder habe ich im Auge? Wie kann ich mit diesen Studienfächern, für die ich mich dann entscheide, in solche Berufsfelder kommen? "

    Ein erfolgreiches Studium, so Fischer, sei ohnehin nur möglich, wenn der Studierende mit dem Herzen dabei sei. Ihre Kollegin Astrid Knott beurteilt das genau so. Sie arbeitet beim "Career Service" der Uni Bochum, der sich als studienbegleitendes Beratungsangebot versteht.

    " "Sie sollen schon sehr genau gucken, was gefragt ist, natürlich! Aber nicht davon ihre Studienwahl abhängig machen."

    Wir haben die "Job-Ampel" an der Uni Bochum getestet. Dort findet in dieser Woche eine Orientierungswoche für Schülerinnen statt. Lisa ist 19 und steht unmittelbar vor ihrem Biologiestudium. Bei ihr zeigt die Ampel in Sachen Berufschancen auf Rot:

    "Also, wenn ich jetzt sage, dass es mich kalt lässt, dann würde ich lügen. Also, es ist nicht besonders ermutigend, aber ich weiß nicht - es kommt immer drauf an, was man selbst draus macht."

    Das sieht auch Mirjam so, auch wenn ihre Ampel auf Grün zeigt. Die 17-jährige interessiert sich für Psychologie und hat in diesem Bereich gute Berufsaussichten, was sie durchaus freut, aber:

    "Wenn es jetzt auch schlechter aussehen würde, würde mich das schon ein bisschen pessimistischer stimmen, aber ich würde mich auch nicht allzu viel drauf verlassen. Also, ich finde es ganz gut, dass man sich da ein bisschen orientieren kann. Ist eigentlich ganz gut - vielleicht mal so einen generellen Überblick zu bekommen. Ich finde schon, dass man sich auch so ein bisschen am Arbeitsmarkt orientieren sollte, sonst wäre man echt zu weltfremd."

    Eine gesunde Mischung aus Idealismus und Pragmatismus ist also offenbar bei der Studienwahl gefragt. Die "Job-Ampel" ist unter dem pragmatischen Gesichtspunkt durchaus eine Orientierungshilfe. Die Entscheidung für das richtige Studium bleibt in erster Linie eine Neigungsentscheidung. Wenn man sich dabei aber gleichzeitig über Jobperspektiven informiert, ist man mit Sicherheit nicht schlecht beraten. Dazu ist die "Job-Ampel" auf der Homepage des Stern ein erster Einstieg.