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Grünes Licht und gelbe Karten

Forschungspolitik. - Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn hat heute grünes Licht für die Finanzierung eines Röntgenlasers, TESLA X-FEL, am Deutschen Elektronensynchrotron DESY in Hamburg gegeben. Der Linearbeschleuniger TESLA erhielt hingegen die Gelbe Karte und wird keinen Standort in Deutschland erhalten. Das klare Nein nahm man in Hamburg wohl gelassen auf, denn bei Kosten in Höhe von knapp 3,5 Milliarden Euro konnte man den negativen Bescheid für den TESLA-Linearbeschleuniger fast prophezeien.

    Bei dem TESLA-X-FEL-Röntgenlaser handelt es sich um einen kilometerlangen Beschleuniger, der das mit Abstand stärkste Röntgenlicht der Welt liefern soll. Damit wollen die Wissenschaftler zum Beispiel chemische Reaktionen regelrecht filmen oder detailreiche Molekül-Aufnahmen schießen. Das Ja aus dem Forschungsministerium sichert allerdings noch nicht die gesamte Finanzierung: rund die Hälfte des nötigen Etats muss noch im Ausland akquiriert werden. Doch diese Aufgabe können die Forscher vom DESY nun mit einem beruhigenden finanziellen Grundstock angehen. Diverse Länder haben sich außerdem schon an den Vorarbeiten beteiligt. In zwei Jahren, so hofft man, kann der Bau beginnen.

    Ein Baubeginn für den TESLA-Linearbeschleuniger ist hingegen nach der Entscheidung des Forschungsministeriums weiterhin nicht in Sicht. Eine Überraschung ist das wegen der extrem hohen Kosten allerdings nicht. Auch Japaner und Amerikaner haben Pläne in dieser Richtung, sodass möglicherweise der Linearbeschleuniger dort gebaut werden könnte. Für die Hamburger Experten könnte sich daraus ein lukrativer Technologie-Export entwickeln.

    Die Europäische Spallations-Neutronenquelle ESS konnte den Wissenschaftsrat nicht überzeugen, der sie als nicht förderungswürdig einstufte. Das Projekt sei wissenschaftlich nicht ausreichend fundiert und die Forscher hätten versäumt die Vorteile ihrer Methode darzulegen, hieß es dazu beim Wissenschaftsrat. Mit 1,4 Milliarden Euro ist dieses Projekt ebenfalls sehr teuer. Schließlich habe eine Rolle gespielt, so Ministerin Bulmahn, dass die Bereitschaft aus dem Ausland, sich an ESS zu beteiligen, gering gewesen sei.

    [Quelle: Ralf Krauter]