Früher, vor der Wirtschaftsflaute, hieß das noch: "Hauptsache gesund!". Doch das ist lange her. Und so wird gerade nichts lieber von Politikern herbeigeredet als Arbeitsplätze. Wie die genau aussehen? Nebensache. Wo die – angesichts von Maschinen, die uns zunehmend die Arbeit abnehmen – überhaupt herkommen sollen? Kein Thema. "Hauptsache Arbeit", eben.
Was und wofür genau, wird einem Volk von Arbeitssüchtigen immer gleichgültiger, dem just der Suchtstoff abhanden kommt. Lohnarbeit ist zur knappen Ressource geworden. Und je knapper sie wird, desto mehr erscheint sie dem deutschen Wähler als das Allein-Seligmachende. Als Universal-Antwort auf alle dräuenden Fragen nach dem Sinn der Existenz: mag sich dahinter auch noch so oft stumpfe Maloche verbergen.
Suchte der Mensch Jahrtausende lang eigentlich nach Möglichkeiten, sich von auszehrender Fron zu befreien, ist es im Rezessions-geplagten Deutschland mittlerweile fast umgekehrt: Die Frage nach der Qualität von Arbeit rückt angesichts einer fehlenden Quantität von Arbeitsplätzen zunehmend in den Hintergrund. Und man muss sich glücklich schätzen – so die allgemeine Stimmungslage – wenn man überhaupt noch arbeiten darf. Ob man dafür geeignet ist? Egal. Ob einem die Arbeit Spaß macht? Luxusfrage. Ob man dafür ausreichend entlohnt wird? Auch das wird immer öfter ausgeblendet in einer Zeit, in der es an vielem mangelt, aber an einem gerade nicht: an Arbeitskräften.
Der deutsche Arbeitsnehmer lebt entsprechend längst weniger von als für seinen Job. Und er wandelt sich notgedrungen mehr und mehr zum freiberuflichen Workaholiker, dem 50 bis 60 Stunden Schufterei pro Woche inzwischen von seinen Auftraggebern als Selbstverständlichkeit abverlangt werden. Dass er bei so viel Rackerei allerdings auch Arbeitsplätze vernichtet, davon sprechen seine Auftraggeber dann kaum. Im Gegenteil.
Stattdessen wird der Workaholiker - quer durch alle Polit-Fraktionen - als Vorbild gefeiert. Als derjenige, der Deutschland wieder aufbaut. Was bei Gerhard Schröder im Appell 2001: "Kein Recht auf Faulheit!" gipfelte. Und nun bei Jürgen Rüttgers zum Slogan gerann: "Wir müssen mehr arbeiten für dasselbe Geld!" Der eine wie der andere hatte mit dieser inhaltlich gleich angelegten Parole Erfolg. Und wurde ausgerechnet von Arbeitslosen gewählt. Dabei mahnen Soziologen schon seit Jahrzehnten, dass es gerade nicht sinnvoll ist, mehr Arbeit auf wenige zu verteilen. Denn, wenn einer für zwei ranklotzt, fallen – frei nach Adam Riese – eher Stellen weg als dass neue geschaffen werden. Das aber hörten weder die Wähler von Schröder noch jene von Rüttgers heraus. Sie hörten nur "mehr Arbeit". Und das klang – einmal mehr – gut.
Ungefähr ebenso gut wie das "Grundrecht auf Arbeit", über das die Grünen im NRW-Wahlkampf allen Ernstes debattierten. Ganz so, als lebten wir noch zu seligen DDR-Zeiten. Oder wie der Satz: "Eine neue Regierung ist das beste Beschäftigungsprogramm", den FDP-Dampfplauderer Guido Westerwelle schon einmal großspurig den Neuwahlen zum deutschen Bundestag am Sonntagabend vorausschickte.
Quer durch alle deutschen Parteien redet man also nach wie vor so, als wäre Arbeitslosigkeit kein strukturelles Phänomen, sonderlich beruhe lediglich auf persönlichem Versagen: entweder auf der angeblichen "Faulheit" von Arbeitslosen. Oder auf falschen Maßnahmen des politischen Gegners. Als müsste man gewissermaßen nur ein paar neue Knöpfe drücken – und schon wäre das Problem mangelnder Beschäftigung gelöst. Dabei hatte der französische Sozialphilosoph André Gorz schon 1983 festgestellt: "Jede Politik ist verlogen, wenn sie die Tatsache nicht anerkennt, dass es keine Vollbeschäftigung mehr geben kann."
Inzwischen gingen zwar über zwei Jahrzehnte ins Land. Und Gorz hatte viele Nachfolger, die wie er forderten, die knappe Ware Arbeit doch endlich gerechter zu verteilen. Doch aller dieser soziologischen Analysen zum Trotz: die deutsche Politik hält das bis heute nicht davon ab, ihren Wählern weiterhin das alte Märchen von einer Leistungsgesellschaft zu erzählen, in der angeblich jeder Arbeit finden kann, wenn er sich nur hart genug anstrengt.
Was und wofür genau, wird einem Volk von Arbeitssüchtigen immer gleichgültiger, dem just der Suchtstoff abhanden kommt. Lohnarbeit ist zur knappen Ressource geworden. Und je knapper sie wird, desto mehr erscheint sie dem deutschen Wähler als das Allein-Seligmachende. Als Universal-Antwort auf alle dräuenden Fragen nach dem Sinn der Existenz: mag sich dahinter auch noch so oft stumpfe Maloche verbergen.
Suchte der Mensch Jahrtausende lang eigentlich nach Möglichkeiten, sich von auszehrender Fron zu befreien, ist es im Rezessions-geplagten Deutschland mittlerweile fast umgekehrt: Die Frage nach der Qualität von Arbeit rückt angesichts einer fehlenden Quantität von Arbeitsplätzen zunehmend in den Hintergrund. Und man muss sich glücklich schätzen – so die allgemeine Stimmungslage – wenn man überhaupt noch arbeiten darf. Ob man dafür geeignet ist? Egal. Ob einem die Arbeit Spaß macht? Luxusfrage. Ob man dafür ausreichend entlohnt wird? Auch das wird immer öfter ausgeblendet in einer Zeit, in der es an vielem mangelt, aber an einem gerade nicht: an Arbeitskräften.
Der deutsche Arbeitsnehmer lebt entsprechend längst weniger von als für seinen Job. Und er wandelt sich notgedrungen mehr und mehr zum freiberuflichen Workaholiker, dem 50 bis 60 Stunden Schufterei pro Woche inzwischen von seinen Auftraggebern als Selbstverständlichkeit abverlangt werden. Dass er bei so viel Rackerei allerdings auch Arbeitsplätze vernichtet, davon sprechen seine Auftraggeber dann kaum. Im Gegenteil.
Stattdessen wird der Workaholiker - quer durch alle Polit-Fraktionen - als Vorbild gefeiert. Als derjenige, der Deutschland wieder aufbaut. Was bei Gerhard Schröder im Appell 2001: "Kein Recht auf Faulheit!" gipfelte. Und nun bei Jürgen Rüttgers zum Slogan gerann: "Wir müssen mehr arbeiten für dasselbe Geld!" Der eine wie der andere hatte mit dieser inhaltlich gleich angelegten Parole Erfolg. Und wurde ausgerechnet von Arbeitslosen gewählt. Dabei mahnen Soziologen schon seit Jahrzehnten, dass es gerade nicht sinnvoll ist, mehr Arbeit auf wenige zu verteilen. Denn, wenn einer für zwei ranklotzt, fallen – frei nach Adam Riese – eher Stellen weg als dass neue geschaffen werden. Das aber hörten weder die Wähler von Schröder noch jene von Rüttgers heraus. Sie hörten nur "mehr Arbeit". Und das klang – einmal mehr – gut.
Ungefähr ebenso gut wie das "Grundrecht auf Arbeit", über das die Grünen im NRW-Wahlkampf allen Ernstes debattierten. Ganz so, als lebten wir noch zu seligen DDR-Zeiten. Oder wie der Satz: "Eine neue Regierung ist das beste Beschäftigungsprogramm", den FDP-Dampfplauderer Guido Westerwelle schon einmal großspurig den Neuwahlen zum deutschen Bundestag am Sonntagabend vorausschickte.
Quer durch alle deutschen Parteien redet man also nach wie vor so, als wäre Arbeitslosigkeit kein strukturelles Phänomen, sonderlich beruhe lediglich auf persönlichem Versagen: entweder auf der angeblichen "Faulheit" von Arbeitslosen. Oder auf falschen Maßnahmen des politischen Gegners. Als müsste man gewissermaßen nur ein paar neue Knöpfe drücken – und schon wäre das Problem mangelnder Beschäftigung gelöst. Dabei hatte der französische Sozialphilosoph André Gorz schon 1983 festgestellt: "Jede Politik ist verlogen, wenn sie die Tatsache nicht anerkennt, dass es keine Vollbeschäftigung mehr geben kann."
Inzwischen gingen zwar über zwei Jahrzehnte ins Land. Und Gorz hatte viele Nachfolger, die wie er forderten, die knappe Ware Arbeit doch endlich gerechter zu verteilen. Doch aller dieser soziologischen Analysen zum Trotz: die deutsche Politik hält das bis heute nicht davon ab, ihren Wählern weiterhin das alte Märchen von einer Leistungsgesellschaft zu erzählen, in der angeblich jeder Arbeit finden kann, wenn er sich nur hart genug anstrengt.