Archiv


Grundschule und PC

In der Grundschule an der Rellinger Straße in Hamburg lernen die Kinder unter Anleitung ihrer Lehrerin die eigenständige Recherche im Internet. Dazu benutzen sie Kindersuchmaschinen wie "Blinde Kuh", aber auch Google oder Yahoo. Seit der ersten Klasse ist das Internet für die Grundschüler hier neben Büchern oder Arbeitsblättern unverzichtbarer Bestandteil des Lernens.

Von Agnes Steinbauer |
    " Wir wollten wissen, warum der Hund die Katze jagt, aber bei "blinde Kuh" haben wir nichts gefunden, ja und dann sind wir jetzt hier bei Google. "

    Joshua ist erst zehn, aber das "Blinde-Kuh-Spiel" im Computer kennt er schon ganz genau:

    " Manchmal findet der was und manchmal nicht. "

    Trotzdem surft Joshua für sein Leben gern im Internet - genauso wie sein Freund Jamal:

    " Da unten, Joshua, geh mal kurz runter. Ganz runter, da sind noch ganz andere Suchmaschinen, da kann man immer noch was finden. "

    Die beiden Viertklässler haben Glück, denn ihre Schule an der Rellinger Straße in Hamburg setzt gezielt auf neue Medien:

    " Wenn Kinder lernen, mit dem Computer wirklich etwas sinnvolles anzufangen und nicht einfach nur damit rumdaddeln, dann hängen sie auch nicht sinnlos davor. Ich finde das immer sehr brauchbar in allen Bereichen des Sachunterrichts. "

    In der "Katzen-Werkstatt", zum Beispiel, wenn Lehrerin Conny Kastl mit den Schülern herausfinden will, warum sich Hund und Katz spinnefeind sind.

    " Ja, und jetzt gucken wir halt hier noch mal, da steht dann auch noch: Tierschutz, dann gibt es noch wilde Tiere, Haustiere, Pferde, Katzen. "

    Die Suche ist spannend. Schließlich geht es um Tiere, ein Lieblingsthema dieser Alterstufe. Aber noch ist der Grund für den Dauerzwist zwischen Hund und Katze nicht gefunden:

    " Verfolgungsrennen… ein Hund, Katze, die Verfolgungsstrategie...hm das ist auch nicht richtig... "

    Die beiden Jungs klicken geduldig weiter. Seit der ersten Klasse ist das Internet für die Grundschüler hier neben Büchern oder Arbeitsblättern unverzichtbarer Bestandteil des Lernens.

    " Für mich ist der Computer sehr wichtig, weil, man kann so viele Sachen mit ihm machen, man kann gute Informationen rausholen, wenn man was nicht weiß. "

    " Und wenn man mit der Klasse einen Ausflug machen will, kann man eben im Internet nachgucken, wie der schnellste Weg ist. Man kann sich auch selber eine Website machen, wenn man weiß, wie es geht und es gibt Abermillionen Seiten im Internet, auch von anderen Ländern kann man das Internet empfangen. "

    Praktisch - aber, kann man dem Computer auch wirklich immer vertrauen? Jamal bezweifelt das:

    " Der Mensch hat den ja erschaffen und der kann ja nicht so werden, wie ein Mensch und das muss dann halt immer moderner werden und besser. "

    Für den Zehnjährigen ist das Internet trotzdem Favorit. Schließlich kann man sich nirgendwo sonst so schnell und umfassend über interessante Lebewesen wie Dinosaurier oder über die Beerdigung des Papstes informieren - Zum Büchermuffel ist Jamal aber deshalb nicht geworden:

    " Wenn es schöne Bücher sind, dann guckt man auch lieber im Buch nach, aber zur Zeit mit den Katzen haben wir nur ein Buch und da konnten wir auch nur was über die Rassen herausfinden, den Rest halt nicht so und dann haben wir halt lieber im Internet nachgeguckt. "

    Richtig nachgucken sollen die Schüler allerdings, dafür sorgt Conny Kastl. Es gibt Filter für nicht jugendfreie Seiten und wenn Kinder trotzdem auf Porno- oder Gewaltdarstellungen stoßen, wird das in der Klasse besprochen. Klar ist auch: Eine Stunde computern pro Kind und Vormittag, mehr ist nicht drin.

    " Kinder sollen nicht ungerichtet und ungezielt im Internet herumspökern. Das ist ja gerade das, was sie lernen, dieser Überschwemmung den einen oder anderen Deich entgegenzusetzen, wenn sie Suchmaschinen benutzen, dass sie sich genau überlegen, wie sie die Frage formulieren, damit sie nicht eine Million Seiten lesen müssen. "

    Das hilft die Sprachkompetenz erweitern, beobachtet die Lehrerin - aber auch, dass die meisten Texte im Internet für Kinder zu lang sind. Joshua und Jamal haben heute trotzdem herausgefunden, warum sich Hund und Katze jagen:

    " Weil die sich einfach falsch verstehen, weil die anders kommunizieren. Wenn die Katze die Pfote hebt, dann denkt der Hund, dass es ein Friedensvertrag ist, aber wenn die Katze dann weggeht, den Buckel macht und die Ohren anlegt, bedeutet das, dass der Hund nicht näher kommen soll und deswegen greift sie an. "