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Grundstein für Liberalisierung

Der deutsche Sport hofft, dass in Kiel der Grundstein für die Liberalisierung des deutschen Glücksspielmarktes gelegt wurde. Einnahmen in jährlicher Milliarden-Höhe könnten den Landessportbünden, dem Profisport und besonders den 36 Vereinen der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga künftig zufließen. Der Grund für die optimistischen, aber noch gedämpften Erwartungen ist das vom Landesparlament in Schleswig-Holstein beschlossene neue Glücksspielgesetz.

Von Heinz Peter Kreuzer | 17.09.2011
    "Das ist auch der erste vernünftige europarechtskonforme Versuch, die bestehenden Sportwettenmärkte zu kanalisieren, und der erste, der tatsächlich vor Gerichten Bestand haben wird. Das ist die Grundsteinlegung für einen regulierte, kontrollierten und besteuerten Markt in Deutschland."

    sagt Peter Reinhardt, Deutschland-Chef des privaten Wettanbieters betfair. Ähnlich wie Reinhardt hofft auch der Deutsche Olympische Sportbund DOSB auf eine politische Wende und ein bundesweites Modell. Nach Meinung von DOSB-Generaldirektor Michael Vesper müssten die Ministerpräsidenten eine Lösung für alle Länder finden, die rechtssicher sei und zu einer Kanalisierung des jetzigen illegalen Marktes in die Legalität führe. Eine "Insellösung" für den hohen Norden sei nicht tragfähig. In Deutschland herrscht momentan eine chaotische Situation. Über 90 Prozent der Gelder auf dem Sportwettenmarkt fließen in den Schwarzmarkt. Selbst die bisher geschätzte Summe von einer halben Milliarde Euro, die pro Jahr aus Lotto und der extra als Sportfinanzierung gegründeten Glücksspirale als Abgabe dem organisierten Sport zufließen, wird künftig bei sinkenden Umsätzen kaum zu halten sein. Ein anderes Ärgernis ist die unterschiedliche Behandlung der Werbung für Sportwetten. Sie wird von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich bewertet. manchmal sogar innerhalb eines Landes. Hans-Jörn Arp, der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende in Schleswig-Holstein verweist auf Hamburg:

    "der erste Bürgermeister der freien Hansestadt Hamburg genehmigt ein Tennisturnier mit Namensgeber bet-at-home, nicht mehr wie früher German Open, Und gleichzeitig verbieten sie, auf den Bussen Reklame für Lotto zu machen."

    Nach Ansicht von Vesper bedroht die ungeklärte Situation des deutschen Glücksspielmarktes die Einnahmen des Sports, der bedeutende Teile seiner finanziellen Mittel aus den staatlichen Wetteinnahmen erhalten sollte. Aber der staatliche Wettanbieter Oddset schreibt nur Verluste und steuert keine Fördergelder für den Sport bei. Über 90 Prozent der Wettgelder in Deutschland versinken nach Schätzungen von Experten im Schwarzmarkt und sind für den deutschen Fiskus und auch als Abgabe für den Sport verloren. Mit einer Liberalisierung des Wettmarktes hoffen die Befürworter, einen Teil dieser Gelder zurückzuholen. Hans-Jörn Arp erläutert die Vorteile des neuen Glücksspielgesetzes für den Sport in Schleswig-Holstein:

    "Der Vorteil liegt bei den Vereinen im Breitensport, die bekommen 30 Prozent von den Einnahmen, die wir erzielen. Vier Vereine im Profisport in Schleswig-Holstein, VfB Lübeck, Flensburg-Handewitt, THW Kiel und Holstein Kiel haben schon Vorverträge. Das heißt, unsere Profiklubs profitieren davon und der Breitensport hat einen Vorteil."

    Fest steht also, dass der Sport stark profitieren kann, wenn es zu einer Öffnung des Glücksspielmarktes kommt. Es geht also nicht nur um bestimmte Prozentsätze aus jeder Wette, die der Sport erhält, sondern auch um die Werbung, die Sportvereine für die Wettanbieter machen. Diese Unternehmen, deren Branche stetig wächst, rechnen mit einem großen Schub für ihre Branche. Betfair Deutschland-Chef Peter Reinhardt signalisiert die Bereitschaft der privaten Unternehmen, den Sport zu unterstützen:

    "Die Industrie hat sich ja auf breiter Front dazu bereit erklärt, entsprechend Steuern und Abgaben zu zahlen. Wir können natürlich nicht über die Mittelverwendung entscheiden, historisch gewachsen ist natürlich, dass das Steueraufkommen aus dem Glücksspiel natürlich in erster Linie dem Sport zu gute kommt. Und ich denke, damit wären auch alle Parteien gut beraten. Und der Profisport freut sich natürlich ohnehin, weil Sponsoring- und Werbegelder fließen können in Zukunft und damit auch die systematische Benachteiligung des deutschen Profisports gegenüber anderen Profiligen ein Ende findet."

    Allein der Profisport erhofft sich Sponsoring-Einnahmen von einigen hundert Millionen Euro.