Manfred Kloiber: Latitude heißt die neue Software. Sie ist fester Bestandteil der Google Maps, also des Kartendienstes von Google. Marcus Schuler, sie haben Latitude ausprobiert. Was ist Ihr Eindruck?
Marcus Schuler: Mein erster Eindruck war, man zieht stante pede den Unbill von Freunden und Bekannten auf sich. Will sagen, um die Funktionalität von Latitude zu testen, muss sich jemand bereit erklären, seine Koordinationsdaten automatisch freizugeben. Ich habe also mehreren Bekannten aus meinem Google-Account heraus eine Einladung zu Latitude geschickt und die waren fast ein wenig angesäuert, dass ich sie von nun an mit meinem Handy auf Schritt und Tritt beobachten wollte. Ein Bekannter aus Mannheim meinte: Muss ich denn allen Mist mitmachen, den es da im Web gibt. Einzig meine Frau hat sich schließlich erbarmt und die Software auch auf ihrem Handy installiert.
Kloiber: Wie genau funktioniert Latitude?
Schuler: Google Maps für Handy und Handhelds gibt es ja schon länger. Neu hingegen ist: auf der Karte kann ich mir jetzt anzeigen lassen, wo sich gerade Freunde und Bekannte befinden. Diese Informationen werden in Echtzeit auf meinen Bildschirm übertragen. Allerdings: Der Dienst beruht auf Gegenseitigkeit: Sie müssen mir erlauben, dass ich Ihnen folgen darf.
Kloiber: Auf welchen Geräten läuft die Software?
Schuler: Latitude läuft auf den Symbian S60-Geräten, also den Nokia-Smartphones, auf vielen Blackberrys und den meisten Handys mit Windows Mobile 5.0 oder höher. Eine Version für das Apple iPhone soll erst noch kommen. Peinlich für Google: die Version für das G1, also das Google eigene Betriebssystem soll ebenfalls erst noch folgen.
Kloiber: Muss ich denn dazu ein so genanntes GPS-Handy besitzen, also eines mit eingebauter Satellitennavigation?
Schuler: Nein, die Software funktioniert auch ohne GPS-Chip. Google arbeitet dazu mit einem anderen Unternehmen zusammen. Das ist die Firma Skyhook Wireless in Boston USA. Und diese Triangulations-Technik - Triangulum aus dem Lateinischen, zu deutsch Dreieck - kann nicht nur GPS Signale auswerten, sondern eben auch die Entfernungen der einzelnen Handy-Funkmasten sowie W-Lan-Stationen, die ums uns herum stehen, miteinander abgleichen. Sobald man also auf dem Handy Latitude aktiviert hat, scannt es die Umgebung nach GPS-Satelliten-Signalen, Handy-Funkmasten und frei zugänglichen WLan-Sendern ab. Das geht in wenigen Sekunden. Es genügen bereits drei Punkte, um eine Berechnung durchführen zu können. Maximal 24 Berechnungspunkte können berücksichtigt werden. Doch genau für diese Berechnungen sind unsere Mobiltelefone zu schwach, weil der Prozessor viel zu langsam ist. Deshalb werden die Roh-Daten an einen Server von Skyhook übertragen und dort ausgewertet. Das wiederum macht es möglich, dass ich in Echtzeit sehen kann, wo sich gerade Freunde und Bekannte aufhalten. Skyhook betreibt dazu mit Google eine Datenbank, in der wohl Millionen von Handyfunkmasten und öffentlichen W-Lan-Access-Points auf der ganzen Welt eingetragen sein müssen.
Kloiber: Wie gut oder schlecht ist die Genauigkeit bei der Ortung?
Schuler: Das kommt darauf an, welche Dienste zur Verfügung stehen. W-Lan ist recht ungenau. Hier kann man jemand auf 200 Meter orten. Handy-Funkmasten sind etwas genauer. Besonders in Städten, wo sie sehr dicht aufgestellt sind. Hier dürfte man auf Zehn0 Meter jemanden orten können. GPS, also Satellit, ist am genauesten. Hier sind es wenige Meter.
Kloiber: Kritik gibt es von Datenschützern. Erst gestern warnte die britische Datenschutzorganisation Privacy International vor einer Sicherheitslücke. Die neue Software regle nicht eindeutig, ob man nun Daten an Latitude sendet oder nicht.
Schuler: Ja, das ist richtig. Wenn man den Dienst auf dem Handy beendet, wird einem nämlich die Frage gestellt, ob man Google Maps beenden möchte. In deutlich kleinerer Schrift steht darunter, ob man dagegen seine Position weiter mit Latitude an seine Freunde übertragen möchte. Drückt man "JA", wird Google Maps beendet. Alles scheint in Ordnung. Doch im Hintergrund überträgt der Dienst fröhlich weiter die Positions-Daten. Da hat Google offenbar "geschlampt". Viel prekärer ist meiner Meinung nach aber, dass alle Bewegungsdaten auf den Servern von Skyhook beziehungsweise Google ausgewertet werden. Es wäre also ein leichtes für diese Unternehmen, ein bis auf wenige Meter genaues Bewegungsprofil zu erstellen. Und das auf Tage, Woche und Monaten zurück. Schaut man in der Datenschutzerklärung von Skyhook nach, wird dieser Punkt weder erwähnt noch ausgeschlossen.
Marcus Schuler: Mein erster Eindruck war, man zieht stante pede den Unbill von Freunden und Bekannten auf sich. Will sagen, um die Funktionalität von Latitude zu testen, muss sich jemand bereit erklären, seine Koordinationsdaten automatisch freizugeben. Ich habe also mehreren Bekannten aus meinem Google-Account heraus eine Einladung zu Latitude geschickt und die waren fast ein wenig angesäuert, dass ich sie von nun an mit meinem Handy auf Schritt und Tritt beobachten wollte. Ein Bekannter aus Mannheim meinte: Muss ich denn allen Mist mitmachen, den es da im Web gibt. Einzig meine Frau hat sich schließlich erbarmt und die Software auch auf ihrem Handy installiert.
Kloiber: Wie genau funktioniert Latitude?
Schuler: Google Maps für Handy und Handhelds gibt es ja schon länger. Neu hingegen ist: auf der Karte kann ich mir jetzt anzeigen lassen, wo sich gerade Freunde und Bekannte befinden. Diese Informationen werden in Echtzeit auf meinen Bildschirm übertragen. Allerdings: Der Dienst beruht auf Gegenseitigkeit: Sie müssen mir erlauben, dass ich Ihnen folgen darf.
Kloiber: Auf welchen Geräten läuft die Software?
Schuler: Latitude läuft auf den Symbian S60-Geräten, also den Nokia-Smartphones, auf vielen Blackberrys und den meisten Handys mit Windows Mobile 5.0 oder höher. Eine Version für das Apple iPhone soll erst noch kommen. Peinlich für Google: die Version für das G1, also das Google eigene Betriebssystem soll ebenfalls erst noch folgen.
Kloiber: Muss ich denn dazu ein so genanntes GPS-Handy besitzen, also eines mit eingebauter Satellitennavigation?
Schuler: Nein, die Software funktioniert auch ohne GPS-Chip. Google arbeitet dazu mit einem anderen Unternehmen zusammen. Das ist die Firma Skyhook Wireless in Boston USA. Und diese Triangulations-Technik - Triangulum aus dem Lateinischen, zu deutsch Dreieck - kann nicht nur GPS Signale auswerten, sondern eben auch die Entfernungen der einzelnen Handy-Funkmasten sowie W-Lan-Stationen, die ums uns herum stehen, miteinander abgleichen. Sobald man also auf dem Handy Latitude aktiviert hat, scannt es die Umgebung nach GPS-Satelliten-Signalen, Handy-Funkmasten und frei zugänglichen WLan-Sendern ab. Das geht in wenigen Sekunden. Es genügen bereits drei Punkte, um eine Berechnung durchführen zu können. Maximal 24 Berechnungspunkte können berücksichtigt werden. Doch genau für diese Berechnungen sind unsere Mobiltelefone zu schwach, weil der Prozessor viel zu langsam ist. Deshalb werden die Roh-Daten an einen Server von Skyhook übertragen und dort ausgewertet. Das wiederum macht es möglich, dass ich in Echtzeit sehen kann, wo sich gerade Freunde und Bekannte aufhalten. Skyhook betreibt dazu mit Google eine Datenbank, in der wohl Millionen von Handyfunkmasten und öffentlichen W-Lan-Access-Points auf der ganzen Welt eingetragen sein müssen.
Kloiber: Wie gut oder schlecht ist die Genauigkeit bei der Ortung?
Schuler: Das kommt darauf an, welche Dienste zur Verfügung stehen. W-Lan ist recht ungenau. Hier kann man jemand auf 200 Meter orten. Handy-Funkmasten sind etwas genauer. Besonders in Städten, wo sie sehr dicht aufgestellt sind. Hier dürfte man auf Zehn0 Meter jemanden orten können. GPS, also Satellit, ist am genauesten. Hier sind es wenige Meter.
Kloiber: Kritik gibt es von Datenschützern. Erst gestern warnte die britische Datenschutzorganisation Privacy International vor einer Sicherheitslücke. Die neue Software regle nicht eindeutig, ob man nun Daten an Latitude sendet oder nicht.
Schuler: Ja, das ist richtig. Wenn man den Dienst auf dem Handy beendet, wird einem nämlich die Frage gestellt, ob man Google Maps beenden möchte. In deutlich kleinerer Schrift steht darunter, ob man dagegen seine Position weiter mit Latitude an seine Freunde übertragen möchte. Drückt man "JA", wird Google Maps beendet. Alles scheint in Ordnung. Doch im Hintergrund überträgt der Dienst fröhlich weiter die Positions-Daten. Da hat Google offenbar "geschlampt". Viel prekärer ist meiner Meinung nach aber, dass alle Bewegungsdaten auf den Servern von Skyhook beziehungsweise Google ausgewertet werden. Es wäre also ein leichtes für diese Unternehmen, ein bis auf wenige Meter genaues Bewegungsprofil zu erstellen. Und das auf Tage, Woche und Monaten zurück. Schaut man in der Datenschutzerklärung von Skyhook nach, wird dieser Punkt weder erwähnt noch ausgeschlossen.