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Günstig für Olympiakandidat München?

Dieser olympische Vierkampf war in mancher Hinsicht einmalig und wird noch lange nachwirken. Zeitweise sah es so aus, als sei das Internationale Olympische Komitee auf dem Weg in die Restauration. Vier Jahre nach der Wahl von London war mit Madrid schon wieder der europäische Vertreter ins Finale gelangt, und unter gewissen Konstellationen wäre Juan Antonio Samaranch, dem ehemaligen Frankisten und langjährigen IOC-Präsidenten, die Mobilisierung seiner Kamarilla gelungen.

Von Herbert Fischer-Solms | 02.10.2009
    Tokio war zu brav, ein Jahr nach Peking hatte offenbar niemand Lust auf eine asiatische Wiedervorlage. Schwer nachhallen wird der K.O. von Chicago gleich in der ersten Runde. Same procedure wie vor vier Jahren mit dem US-Kandidaten New York, so als wäre die Bush-Administration noch am Ruder. Ein Desaster, eine Katastrophe für das US-olympische Komitee, aber auch für Präsident Barack Obama, der eigens für seine US-Heimatstadt kurzfristig über den Teich jettete und noch auf dem Rückflug das deprimierende Ergebnis gegenwärtigen musste. Jetzt kommt zum Schaden noch der Spott der republikanischen Opposition. Ist das IOC anti-amerikanisch? Das US-Fernsehen alimentiert das IOC, hier stehen harte Gespräche bevor, um diesen deutlichen Riss in absehbarer Zukunft zu kitten.

    Südamerika ist seit heute kein weißer Fleck mehr auf der olympischen Landkarte. Für diese richtungsweisende Tat ist das zu Recht viel gescholtene IOC zu loben. Auch IOC-Präsident Rogge, der noch einmal für weitere vier Jahre im Amt bestätigt werden wird, kommt dafür ins olympische Geschichtsbuch.

    Auch in Deutschland ist die Kopenhagener Botschaft mit Genugtuung aufgenommen worden. Die Wahl von Rio stärkt die Münchner Bewerbung für Olympische Winterspiele 2018. Glaubt man jedenfalls. In Wirklichkeit aber hat das IOC wieder einmal seine Unberechenbarkeit bewiesen. Es ist zu allem fähig, so oder so.