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Günter Priesner
Saxofon-Solist und Chamäleon-Züchter

Der klassische Saxofonist Günter Priesner hat Konzertreisen durch die ganze Welt gemacht, war lange Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Saxofonisten und ist Professor an der Hochschule für Musik Nürnberg. Durch einen Zufall hat er eine weitere Leidenschaft für sich entdeckt: das Züchten von Chamäleons.

Von Thomas Sennne | 24.07.2017
    Ein Pantherchamäleon, fotografiert am 24.01.2017 in Berlin in den Potsdamer Platz Arcaden in der Ausstellung "Zeugen der Urzeit".
    Pantherchamäleon (picture alliance/dpa - Jens Kalaene )
    Übersicht über die Sommer-Reihe "Das zweite Gesicht" - Musiker und ihre schrägen Leidenschaften.
    Musik: Dieter Buwen: "Chockmah",. Interpreten: Günter Priesner und Dieter Buwen. CD-Titel: "Die Sephiroth", Saarländischer Rundfunk; Col legno/SR.
    Die Musik wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Seine Mutter war musikbegeistert, sang in einem Chor und wie das in den 50er-Jahren so üblich war, begann Günter Priesner zunächst Blockflöte zu spielen. Die Trompete, die er dann später erwarb, tauschte er bald gegen ein Tenorsaxophon ein, wollte aber eigentlich Biologie studieren. Heute unterrichtet er als Professor für klassisches Saxophon und Kammermusik an der Hochschule für Musik Nürnberg.
    "Saxophon kennt man ja aus der Tanzmusik und dem Jazz. Es gibt aber noch eine zweite Richtung, die eigentliche, so wie sich das Adolpe Sax gedacht hat. Das ist die klassische Richtung. Und ich habe mich halt mehr für das klassische Repertoire interessiert. Weil das Saxophon ein Instrument ist, mit dem man die meisten zeitgenössischen Effekte erzeugen kann von allen Blasinstrumenten, habe ich mich hauptsächlich mit zeitgenössischer Musik beschäftigt."
    Musik: Dieter Buwen: "Jesod". Interpreten: Günter Priesner und Dieter Buwen. CD-Titel: "Die Sephiroth". Saarländischer Rundfunk; Col legno/SR.
    Saxofonist Günter Priesner und ein Chamäleon
    Saxofonist Günter Priesner einem seiner 35 Chamäleons. (Deutschlandradio/Thomas Senne)
    "Was ist denn das für ein Vieh da oben?"
    Günter Priesner ist aber nicht nur ein ausgezeichneter Musiker, der früher zusammen mit dem Akademie-Quartett Nürnberg in der ganzen Welt auftrat, sondern auch ein veritabler Tierfreund. Besucht man ihn in seinem Nürnberger Domizil, ist man überrascht von der Schönheit seines Gartens und erstaunt, was da so alles herumkrabbelt.
    "Eigentlich habe ich Schildkröten gezüchtet. Mache ich immer noch. Und hier in dem Garten – das ist eine große Anlage – da laufen die Schildkröten frei herum. Und ich habe hier, in diesem Gebüsch, habe ich unten vor fünf Jahren herumgekruschtet, weil ich Blätter rausgeholt habe, so Anfang Juli. Und da hat es im Gebüsch geraschelt und ich schaue so herauf und denke: Was ist denn das für ein Vieh da oben? Also, es hat wie eine Eidechse ausgesehen, ganz in der Spitze, zwei Meter hoch im Gebüsch. Eidechsen im Gebüsch? Das kann überhaupt nicht sein. Da habe ich es meiner Frau gezeigt. Die hat es auch nicht erkannt. Dann habe ich die Leiter geholt, habe hineingelangt. Da war das ein winzig kleines, junges Chamäleon. Das muss jemand ausgesetzt haben, einfach."
    Für den Saxophonisten der ungewöhnliche Anfang einer zweiten Karriere als – Chamäleon-Züchter.
    "Plötzlich hatte ich diverse Chamäleons!"
    "Da hatte ich also ein Chamäleon. Ich habe mich nie für Chamäleons interessiert. Ich habe mich dann gleich im Internet umgetan, wie man denn das Ding überhaupt hätschelt und hegt und pflegt, dass es nicht eingeht. Und dann hat mich das relativ fasziniert, weil es gibt irgendwie über 200 verschiedene Sorten Chamäleons. Ja, und dann habe ich geguckt, wo es in der Gegend noch welche gibt, die sich für Chamäleons interessieren und dann habe ich mit denen telefoniert und die mal besucht. Plötzlich hatte ich diverse Chamäleons, die ich jetzt auch relativ erfolgreich vermehre."
    Um die Art zu erhalten und um Interessenten davon abzuhalten, Exemplare illegal auf dem Schwarzmarkt zu erwerben.
    Musik: Dieter Buwen: "Malkuth". Interpreten: Günter Priesner und Dieter Buwen. CD-Titel: "Die Sephiroth". Saarländischer Rundfunk; Col legno/SR.
    Chamäleons ändern Farbe je nach Stimmung
    Heute besitzt der Musiker insgesamt 35 dieser netten Tierchen: zwischen drei und 25 Zentimetern groß. Liebevoll sorgt er dafür, dass sich die Chamäleons bei ihm wohl fühlen, füttert sie mit Insekten und kennt sich im Leben dieser Farbe wechselnden Echsen mit Klammerfüßen und Wickelschwänzen ganz wunderbar aus.
    "Die ändern ihre Farben nicht nach Hintergrund, wie man so üblicherweise denkt, sondern die ändern die nach Stimmung. Sprich: Wenn sie sauer sind, werden sie schwarz, richtig dunkel, braun oder schwarz – also sich schwarz ärgern, könnte da herkommen. Und wenn sie ein Weibchen sehen, dann werden sie ganz bunt. Also, die ändern eigentlich nach Stimmung die Farbe und nicht nach dem Hintergrund. Wenn man die auf eine schwarze Bank setzt, bleiben die trotzdem grün."
    Musik: Dieter Buwen: "Netzach". Interpreten: Günter Priesner und Dieter Buwen. CD-Titel: "Die Sephiroth". Saarländischer Rundfunk; Col legno/SR.
    Dinosaurier en miniature
    In einem gut geschützten Innenhof seines Hauses befinden sich mehrere geräumige, mit Pflanzen dicht bewachsene Käfige. Hier leben die Tiere, die normalerweise in den Nebelwäldern Afrikas vorkommen: Dinosaurier en miniature, so scheint es.
    "Da haben wir schon mal eine Dame, die ist gerade trächtig und wird demnächst Eier legen. Das, was sie jetzt braun sehen, ist knallgelb, wenn sie sich freut – diese Striche. Also, die ist jetzt innen drin voll mit Eiern. Die graben sie dann ein und in der Natur bleiben diese Eier dann eingegraben zwischen 160 und 360 Tage."
    Musik: Dieter Buwen: "Chockmah". Interpreten: Günter Priesner und Dieter Buwen. CD-Titel: Die Sephiroth. Label: Saarländischer Rundfunk; Col legno/SR.
    Chamäleons beeinflussen Musiker beim Üben
    Der 65-Jährige hat für die Chamäleons, die ohnehin keine Hörorgane besitzen, zwar noch keine Suite komponiert, ist aber so von ihnen fasziniert, dass er in seinem Übungsraum zuhause für sie ein zusätzliches Terrarium aufgebaut hat.
    "Das hat insofern auf mich Einfluss, als ich, wenn ich übe. Und als Musiker muss man ja ständig und intensiv und lange üben. Wenn ich früher geübt hatte, wo ich das nicht hatte, habe ich dann rausgeguckt auf die Wiese oder mich irgendwie beschäftigt, dass ich sozusagen runterkomme mal, zum Entspannen. Und jetzt gucke ich da einfach zu, was die Viecher gerade machen. Und das ist völlig entspannend. Wenn einem das gefällt, weil die auch optisch toll ausschauen, kann man super sich entspannen in relativ kurzer Zeit."
    Das Züchten der anmutigen Chamäleons ist eine Leidenschaft, die Günter Priesner noch lange pflegen will – neben seinem Hobby als Zauberer. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.