Bundesligaprofis sind privilegiert. Sie erhalten üppige Gehälter und werden laxer auf Doping kontrolliert. Zwar werden sie im Vergleich zu anderen Ballsportarten recht häufig getestet, wie Rainer Koch, Vorsitzender der Antidopingkommission des DFB, betont.
"Im Bereich der Bundesliga und der zweiten Bundesliga werden an zwei bzw 3 Spielen pro Wochenende die Kontrollen durchgeführt. Bei jeder Mannschaft werden dann zwei Spieler ausgelost, die der Kontrolle zugeführt werden. Man kann sagen, dass es aufgrund der Intensität der Häufigkeit der Kontrollen so gut wie keinen Bundesligaspieler geben dürfte, der im Laufe einer Spielzeit nicht an einer Dopingkontrolle teilgenommen hat."
1.644 Wettkampfkontrollen hat es laut Koch in der Bundesligasaison 2011/12 gegeben. Aber Quantität bedeutet noch nicht Qualität. Darauf weist Volker Laakmann hin. Er ist Geschäftsführer des Unternehmens PWC Dopingkontrolle, das seit 18 Jahren weltweit Dopingtests durchführt.
"Ich kann noch so viele Proben einsammeln. Wenn ich die falschen Proben oder die falschen Analysen mache, ja dann finde ich halt nichts. Das ist nicht fußballspezifisch, das gilt auch für andere Sportarten. Da muss sich jeder fragen, was er denn da tut und wie er auf was testet, um da wirklich effektiv zu sein."
Testet der Fußball effektiv? Es gibt zumindest Raum für Verbesserungen. Die Auflagen bei Trainingskontrollen sind lockerer als bei anderen Sportarten, zumindest, was Profis ohne Berufung zum Nationalteam anbelangt.
"Es kommt darauf an, in welchem Testpool die Spieler sind. Zum Beispiel die Nationalspieler sind im sogenannten NTP und haben somit die gleichen Auflagen wie alle anderen Athleten, die im sogenannten NTP der nationalen Antidopingagentur sind. Das heißt, wir können sie überall testen, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Diejenigen, die nicht im NTP sind, die nicht zum nationalen Testpool der Nada gehören, die können wir nur im Training kontrollieren. Zu Hause werden die nicht kontrolliert."
Nicht einmal unter diesen Vorzugsbedingungen klappen die Tests. Das zeigt der Fall Michael Ballack. Er wurde im letzten Jahr von Dopingkontrolleuren der UEFA vergeblich auf dem Trainingsgelände von Bayer Leverkusen gesucht.
Hätte das Whereaboutsprogramm Adams dies verhindert? Mit Adams aktualisieren die ansonsten viel geschmähten Radprofis online ihren Aufenthaltsort und sind für Kontrolleure jederzeit lokalisierbar.
DFB-Mann Rainer Koch hält dies für einen zu hohen administrativen Aufwand.
In Großbritannien ist dies anders, berichtet Graham Arthur von UK Antidoping.
"Wir nehmen Trainingskontrollen in der Premier League und unteren Ligen meistens auf dem Trainingsgelände und bei Trainingslagern vor. Aber wir können dies, wenn es notwendig ist, auch außerhalb des Trainingsgeländes tun - basierend auf individuellen Faktoren von einzelnen Spielern."
Bei der Lokalisierung der Spieler hilft laut Arthur ein gemeinsam mit den Verbänden entwickeltes Programm.
Auf der Insel ist man einen weiteren Schritt voraus. Dort gibt es Blutkontrollen, auch im Fußball.
"Blutkontrollen sind Bestandteil der Arbeit von UK Antidoping seit deren Gründung vor drei Jahren. Testosteronwerte sind ein wichtiger Teil von Bluttests, und Wachstumshormon. Manchmal ist es allein ein Bluttest, öfter allerdings kombiniert mit einem Urintest, wenn es Anlass dafür gibt."
Auch in der italienischen Serie A werden Blutkontrollen vorgenommen. Seit 2005. Bekannt wurde dies, weil in jenem Jahr der damalige Nationalspieler Gennaro Gattuso bei einem kombinierten Blut-Urin-Test zwar brav ins Gläschen urinierte, den Bluttest aber verweigerte. Möglicherweise aus Respekt vor dieser Innovation.
Bundesligaprofis sind vor solchen Aufregungen gefeit. Blutkontrollen gibt es nicht.
Volker Laakmann hält dies für eine schmerzliche Lücke. Er schlägt vor:
"Eventuell auch mal Blutproben einzuführen, um eben auch Nachweismöglichkeiten auf HGH und sonstige Stoffe zu haben. Das wäre meiner Meinung nach auch eine Verbesserung des Programms."
Blutkontrollen könnten auch die Basis für ein Monitoring liefern, das Blutdoping einschränkt. Ein solches Risiko konstatiert der Nürnberger Dopinganalyst Fritz Sörgel im Fußball.
"Blutdoping wäre auf jeden Fall von Vorteil, wenn ich bei diesem wirklich schnellen Spiel heute eine bessere Laufleistung leichter erbringe. Weil immer gesagt wird, der Techniker hätte keinen Vorteil davon, wenn man sich das genauer überlegt, dann ist das natürlich so nicht richtig. Wenn der Techniker in einem Spiele konditionell verbraucht ist, dann kann er auch seine Technik nicht ausspielen. Auch der würde von einem Blutdoping profitieren."
Beim DFB ist diese Kontrolllücke immerhin erkannt.
"Wir stellen uns als DFB nicht grundsätzlich gegen die Durchführung von Blutkontrollen."
meint Rainer Koch.
Es gibt jedoch ein verbandstaktisches Bremsmoment.
"Wichtig für uns ist allerdings, dass es eine einheitliche, mit allen Sportfachverbänden abgestimmte Vorgehensweise gibt. Das heißt, wir könnten uns durchaus solche Kontrollen vorstellen. Dann müsste das aus unserer Sicht genauso in den anderen großen Ballsportarten Basketball, Handball, Volleyball, Eishockey auch passieren."
König Fußball will sich dieses Mal bei den kleineren Brüdern rückversichern. Man könnte dies als neuen Trend zur Solidarität begrüßen. Es fällt nur auf, dass solche Rücksichten in Sachen Marketing und TV-Präsenz eher selten genommen werden. Es hat ein Geschmäckle, dass dies ausgerechnet beim Antidopingkampf passiert.
"Im Bereich der Bundesliga und der zweiten Bundesliga werden an zwei bzw 3 Spielen pro Wochenende die Kontrollen durchgeführt. Bei jeder Mannschaft werden dann zwei Spieler ausgelost, die der Kontrolle zugeführt werden. Man kann sagen, dass es aufgrund der Intensität der Häufigkeit der Kontrollen so gut wie keinen Bundesligaspieler geben dürfte, der im Laufe einer Spielzeit nicht an einer Dopingkontrolle teilgenommen hat."
1.644 Wettkampfkontrollen hat es laut Koch in der Bundesligasaison 2011/12 gegeben. Aber Quantität bedeutet noch nicht Qualität. Darauf weist Volker Laakmann hin. Er ist Geschäftsführer des Unternehmens PWC Dopingkontrolle, das seit 18 Jahren weltweit Dopingtests durchführt.
"Ich kann noch so viele Proben einsammeln. Wenn ich die falschen Proben oder die falschen Analysen mache, ja dann finde ich halt nichts. Das ist nicht fußballspezifisch, das gilt auch für andere Sportarten. Da muss sich jeder fragen, was er denn da tut und wie er auf was testet, um da wirklich effektiv zu sein."
Testet der Fußball effektiv? Es gibt zumindest Raum für Verbesserungen. Die Auflagen bei Trainingskontrollen sind lockerer als bei anderen Sportarten, zumindest, was Profis ohne Berufung zum Nationalteam anbelangt.
"Es kommt darauf an, in welchem Testpool die Spieler sind. Zum Beispiel die Nationalspieler sind im sogenannten NTP und haben somit die gleichen Auflagen wie alle anderen Athleten, die im sogenannten NTP der nationalen Antidopingagentur sind. Das heißt, wir können sie überall testen, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Diejenigen, die nicht im NTP sind, die nicht zum nationalen Testpool der Nada gehören, die können wir nur im Training kontrollieren. Zu Hause werden die nicht kontrolliert."
Nicht einmal unter diesen Vorzugsbedingungen klappen die Tests. Das zeigt der Fall Michael Ballack. Er wurde im letzten Jahr von Dopingkontrolleuren der UEFA vergeblich auf dem Trainingsgelände von Bayer Leverkusen gesucht.
Hätte das Whereaboutsprogramm Adams dies verhindert? Mit Adams aktualisieren die ansonsten viel geschmähten Radprofis online ihren Aufenthaltsort und sind für Kontrolleure jederzeit lokalisierbar.
DFB-Mann Rainer Koch hält dies für einen zu hohen administrativen Aufwand.
In Großbritannien ist dies anders, berichtet Graham Arthur von UK Antidoping.
"Wir nehmen Trainingskontrollen in der Premier League und unteren Ligen meistens auf dem Trainingsgelände und bei Trainingslagern vor. Aber wir können dies, wenn es notwendig ist, auch außerhalb des Trainingsgeländes tun - basierend auf individuellen Faktoren von einzelnen Spielern."
Bei der Lokalisierung der Spieler hilft laut Arthur ein gemeinsam mit den Verbänden entwickeltes Programm.
Auf der Insel ist man einen weiteren Schritt voraus. Dort gibt es Blutkontrollen, auch im Fußball.
"Blutkontrollen sind Bestandteil der Arbeit von UK Antidoping seit deren Gründung vor drei Jahren. Testosteronwerte sind ein wichtiger Teil von Bluttests, und Wachstumshormon. Manchmal ist es allein ein Bluttest, öfter allerdings kombiniert mit einem Urintest, wenn es Anlass dafür gibt."
Auch in der italienischen Serie A werden Blutkontrollen vorgenommen. Seit 2005. Bekannt wurde dies, weil in jenem Jahr der damalige Nationalspieler Gennaro Gattuso bei einem kombinierten Blut-Urin-Test zwar brav ins Gläschen urinierte, den Bluttest aber verweigerte. Möglicherweise aus Respekt vor dieser Innovation.
Bundesligaprofis sind vor solchen Aufregungen gefeit. Blutkontrollen gibt es nicht.
Volker Laakmann hält dies für eine schmerzliche Lücke. Er schlägt vor:
"Eventuell auch mal Blutproben einzuführen, um eben auch Nachweismöglichkeiten auf HGH und sonstige Stoffe zu haben. Das wäre meiner Meinung nach auch eine Verbesserung des Programms."
Blutkontrollen könnten auch die Basis für ein Monitoring liefern, das Blutdoping einschränkt. Ein solches Risiko konstatiert der Nürnberger Dopinganalyst Fritz Sörgel im Fußball.
"Blutdoping wäre auf jeden Fall von Vorteil, wenn ich bei diesem wirklich schnellen Spiel heute eine bessere Laufleistung leichter erbringe. Weil immer gesagt wird, der Techniker hätte keinen Vorteil davon, wenn man sich das genauer überlegt, dann ist das natürlich so nicht richtig. Wenn der Techniker in einem Spiele konditionell verbraucht ist, dann kann er auch seine Technik nicht ausspielen. Auch der würde von einem Blutdoping profitieren."
Beim DFB ist diese Kontrolllücke immerhin erkannt.
"Wir stellen uns als DFB nicht grundsätzlich gegen die Durchführung von Blutkontrollen."
meint Rainer Koch.
Es gibt jedoch ein verbandstaktisches Bremsmoment.
"Wichtig für uns ist allerdings, dass es eine einheitliche, mit allen Sportfachverbänden abgestimmte Vorgehensweise gibt. Das heißt, wir könnten uns durchaus solche Kontrollen vorstellen. Dann müsste das aus unserer Sicht genauso in den anderen großen Ballsportarten Basketball, Handball, Volleyball, Eishockey auch passieren."
König Fußball will sich dieses Mal bei den kleineren Brüdern rückversichern. Man könnte dies als neuen Trend zur Solidarität begrüßen. Es fällt nur auf, dass solche Rücksichten in Sachen Marketing und TV-Präsenz eher selten genommen werden. Es hat ein Geschmäckle, dass dies ausgerechnet beim Antidopingkampf passiert.