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Gut gepflegt

Ein Studiengang mit integrierter pflegerischer Ausbildung, das bietet der neue bundesweite Bachelor-Studiengang "Gesundheits- und Pflegewissenschaften" in Halle. Angehende Physiotherapeuten, Logopäden, Hebammen, Altenpfleger oder auch Ergotherapeut erwartet in acht Semestern ein prall gefülltes Studienprogramm.

Von Anne Sailer |
    Bei der Einführungsvorlesung im Hörsaal der ehemaligen Frauenklinik in Halle sitzen Erstsemestern und Quereinsteiger noch nebeneinander. Das soll sich jedoch ändern. Denn: Die Quereinsteiger haben ihre Berufsausbildung im Gesundheitswesen schon in der Tasche. Sie beginnen ihr Studium im 5. Semester.

    "Ich habe mich schon jahrelang beworben, also schon für den Diplomstudiengang und jetzt bin ich endlich genommen worden. Und ich habe meine Ausbildung letztes Jahr gemacht, als Physiotherapeutin, und habe jetzt keine Arbeit gefunden und deswegen habe ich mich jetzt für das Studium beworben und habe es geschafft. Dass Pflege manchmal mit althergebrachten Methoden arbeitet und das finde ich für diesen wichtigen Beruf sehr schade. Der Studiengang bietet halt eine Vielfalt an Möglichkeiten, was man nach dem Studium halt machen kann. "

    Die Erstsemester hingegen machen neben ihrem Studium noch ihre Berufsausbildung. Zum Beispiel als Physiotherapeut oder Krankenpfleger. In den kommenden drei Jahren studieren sie nur an einzelnen Tagen. Erst danach beginnt das Vollzeitstudium. Und genau das ist auch das Neue: Die Berufsausbildung ist im Studium integriert.

    "Ja, also ich finde es erst einmal gut, gerade ich jetzt als Logopädin, dass man sich da schon mit anderen absprechen muss und dass die auch eng zusammenarbeiten. Also, ich möchte gern in die Medizinpädagogik und dann damit gucken, wo kann einen guten Mittelweg finden, wo kann man wirklich direkt am Patienten ansetzen und ihm möglichst auf allen Ebenen helfen. "

    Der entscheidende Vorteil dieses Bachelor-Studiums: Die Studierenden kommen in der Hälfte der Zeit an ihr Ausbildungsziel. Fit für Europa zu werden - das ist das Ziel der deutschen Pflegewissenschaften sagt Institutsdirektor Johann Behrens...

    "Deutschland ist da eine gewisse Insel. Es ist in allen angelsächsischen Ländern aber auch Skandinavien, in den Niederlanden, ist es schon lange an den Hochschulen dieses Fach und inzwischen auch in der Schweiz und in Österreich. "

    Dozentin Margarete Landenberger sieht in dem neuen Studiengang ganz klar eine akademische Aufwertung der Pflegeberufe.

    "Also der heutige Patient hat Anspruch auf eine Pflege, Versorgung, Physiotherapie deren Wirksamkeit durch wissenschaftliche Studien belegt ist. Und aus diesem Grunde muss es so sein, dass auch unter den so genannten nichtärztlichen Berufensgruppen solche sind, die ein Universitätsstudium haben, weil sie die Fähigkeit haben, diesen Transfer umzusetzen. "

    Konkret heißt das: Das Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaften arbeitet eng mit den Universitätsklinika in Halle und Leipzig zusammen. Hier sollen die Pflegenden in der Praxis lernen zusammenzuarbeiten. So wie es bei den Medizinern ja bereits üblich ist. Dozentin Katharina Sadofski.
    "Momentan ist es ja so, dass man seinen Bachelor-Abschluss macht in separaten Berufsgruppen - also in Physiotherapie, in Pflege und so weiter - Es ist jetzt in diesem Studiengang so, dass die Berufsgruppen integriert werden und dann auch die Bedarfe die ein Patient oder Klient im multiprofessionellen Team besprochen werden. "

    Mit acht Semestern ist das kurz und das Studienprogramm logisch prall gefüllt. Wer sich dem aber stellt, hat später viele Perspektiven im In-und Ausland. Egal ob im Pflegeberuf, auf der mittleren Führungsebene im Gesundheitswesen, als Lehrender oder mit einem anschließenden Masterstudiengang. Institutsleiter Johann Behrens...

    "Viele von denen, die sie heute hier gesehen haben, werden ihren Doktor machen. Das wissen die noch nicht, aber kommen sie mal in ein paar Jahren wieder - das wird so sein! Und das ist sozusagen auch das spezifische, dieses Angebot an einer Uni. Sie werden promovierte Hebammen, promovierte Physiotherapeuten und promovierte Pflegespezialisten haben und das ist auch unsere Aufgabe. "

    Ob nun mit oder ohne Promotion: Wegen des demographischen Wandels werden gerade in der Pflege künftig gut ausgebildete Leute gebraucht. Ein ausbildungsintegrierter Bachelor-Studium der Gesundheits- und Pflegewissenschaft macht die Pflege für viele vielleicht attraktiver. Die Universität Halle geht nun diesen Weg.