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Gut gerüstet

Das Risiko, schon vor Rentenbeginn berufsunfähig zu werden, ist zwar aufgrund der individuellen, gesundheitlichen Situation stets unterschiedlich hoch, doch vorgesorgt werden sollte in jedem Fall. Die Stiftung Warentest empfiehlt dafür den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Und inzwischen nimmt das Angebot fairerer Versicherungsbedingungen in den Policen auch zu.

Von Dieter Nürnberger |
    Der staatliche Schutz, beispielsweise über die gesetzliche Rentenversicherung, ist im Falle einer Berufsunfähigkeit inzwischen völlig unzureichend. Beamte und Freiberufler sind zwar für den Fall der Fälle in der Regel etwas besser gerüstet als Angestellte, doch auch sie sollten zusätzlich vorsorgen. Deshalb gilt die Empfehlung der Stiftung Warentest, eine solche Police abzuschließen, für alle Berufsgruppen. Zudem sollte ein solcher Vertrag schon in jungen Jahren abgeschlossen werden, nicht nur wegen günstigerer Beitragssätze, sagt Hermann-Josef Tenhagen, der Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest":

    "Wenn man etwas älter ist und vielleicht auch schon die ersten Zipperlein hatte, etwa Probleme mit dem Rücken, dann wird es schwer, einen Vertrag zu bekommen. Deswegen gilt, man sollte jung anfangen. Ruhig auch mit einer kleinen Summe. Man sollte dann aber darauf achten, dass man im Vertrag eine so genannte Nachversicherungsklausel hat. Das bedeutet dann: Ich habe zunächst eine Versicherungssumme von beispielsweise 500 Euro, diese kann ich später auf 1.000 oder sogar 2.000 Euro aufstocken. Wenn ich denn mehr verdiene und es auch bezahlen kann. "

    Die Versicherer achten vor Vertragsabschluss recht penibel auf die gesundheitliche Situation des Antragstellers. Verschweigen sollte man deshalb nichts. Auch wenn durch die Reform des Versicherungsvertragsgesetzes die Anbieter nur noch innerhalb der ersten fünf Jahre nach Vertragsabschluss zurücktreten können, wenn der Kunde eine Gesundheitsfrage aus Versehen falsch beantwortet hat. Wer schon gesundheitliche Probleme hat, dürfte es schwer haben, einen Vertrag zu bekommen. Aussichtslos sei es aber nicht, sagt Hermann-Josef Tenhagen:

    "Im Zweifel lieber eine etwas höhere Summe bezahlen, als den Versicherungsschutz auszuschließen - wegen des Rückenproblems, welches man gehabt hat. Weil man dann nur so einen "Drei-Viertel-Schutz" hat und das ist lästig. Oder: Man sollte darauf achten, dass man eine Ausschlussklausel hat, die dann besagt, wenn man zwei oder drei Jahre keine Beschwerden auf diesem Gebiet hatte, dass diese Klausel dann zurückgenommen wird. Auch das ist ein Weg."

    Die Stiftung Warentest empfiehlt in solchen Fällen auch, mit einem Versicherungsmakler zusammenarbeiten.

    Neben einer ausreichenden Absicherung sind die Vertragsbedingungen einer Berufsunfähigkeitsversicherung das entscheidende:

    "Das Wichtigste ist, dass man einen Verzicht auf die so genannte abstrakte Verweisung hat. Dass also der Versicherer nicht sagen kann, Sie können zwar nicht mehr als Jurist arbeiten, aber immerhin doch als Wachmann beispielsweise. Und deswegen wird dann nicht gezahlt. Das zweite wichtige Kriterium: Der Vertrag sollte möglichst bis 67 laufen, also wirklich bis zur Rente und nicht nur bis zum 60. Lebensjahr. Dann hätte man ein Problem zum Schluss. Und das Dritte: Man sollte darauf achten, wenn man beispielsweise ein halbes Jahr berufsunfähig ist, dass dann wirklich auch eine Zahlung erfolgt. Dieses halbe Jahr Berufsunfähigkeit muss ausreichen, in dem Bereich zu sein, dass man Geld bekommt."

    Wie hoch die spätere Rentenzahlung innerhalb der Berufsunfähigkeitsversicherung sein soll, muss jeder selbst entscheiden. Für die meisten dürfte gelten, den eigenen Lebensstandard irgendwie halten zu können.

    Von den 59 untersuchten Tarifen hat die Stiftung Warentest immerhin 16 Angebote mit "sehr gut" bewertet, 24 mit "gut":

    "Für uns ist nur wichtig, dass die Bedingungen gut sind. Dass also der Kunde, wenn der Versicherungsfall eintritt und er nicht mehr arbeiten kann, tatsächlich auch Geld bekommt. Und die besten beiden im Test waren die "Volksfürsorge" und die "VHV". Ein guter Vertrag kostet für 2.000 Euro Rente so Minimum 1.000 Euro im Jahr. Häufig liegen die Angebote bei 1.500 bis 1.700 Euro pro Jahr, um einen solchen Vertrag abzuschließen."