Auf dem Gelände des Max-Planck-Instituts für Molekulare Genetik in Berlin gibt es ein extra Gebäude: Rund 500 Singvögel zwitschern dort und werden von den Wissenschaftlern dabei belauscht. Wenn Professorin Constance Scharff die Räume betritt, weiß sie sofort, wie es ihren Vögeln gerade geht:
"Die fühlen sich wohl, schnattern laut, singen, das tun sie ja freiwillig, weil sie sagen wollen, ich bin ein sehr sexy Vogel, guck mal, wie gut ich singen kann - und das ist unsere Finkenzucht."
Die kleinen Zebrafinken rufen ständig lautstark von einem Käfig zum anderen: Ich bin hier. Wer bist du? Und wo bist du? Wenn sie dagegen eng nebeneinander auf der Stange sitzen, unterhalten sie sich leise mit ihren Nachbarn. Dazu benutzen sie eine Art Sprache. Und die müssen sie erst einmal erlernen. Scharff:
"Also hier ist eine Finkenfamilie in einem Käfig, der ist ungefähr einen Meter lang, man sieht, dass ein erwachsenes Männchen da drin ist, und schon halbwüchsige junge Männer, die sind jetzt die erwachsenen Söhne, und jedes Mal, wenn das erwachsene Männchen singt, hören die Jungvögel zu, speichern das im Kopf ab, und die ersten Lautäußerungen, die sie dann selber machen, also dieses ganz sanfte Gezwitscher, ist dem, was sie wirklich lernen wollen und lernen sollen, ganz unähnlich. So ähnlich wie ein Kind, das die ersten Silben zusammen baut."
Erst im Lauf der Zeit wird der Gesang der Jungen dem der Erwachsenen immer ähnlicher. Dafür müssen sie zunächst aber viel üben und werden von ihren Eltern immer wieder korrigiert oder bestätigt. Es gibt nur wenige Tierarten, die ihre Sprache erst erlernen. Neben den Singvögeln etwa Delfine, und auch bei Affen gibt es einen Lernprozess. Bei den meisten anderen Tierarten sind die Lautäußerungen genetisch festgelegt. Warum aber lohnt sich diese Mühe, welchen evolutionären Vorteil haben die Tiere durch die erlernte Sprache? Der Verhaltensbiologe Professor Dietmar Todt von der Freien Universität Berlin:
"Auf dieser Basis entwickelt sich dann die Interaktion und zum Beispiel eine Antwort, die viele Menschen leicht hören können, wenn sie zwei Vögeln lauschen, also zum Beispiel Amseln, die ja häufiger singen: Wenn man da hin hört, und man drauf lauscht, wenn ein Vogel sein Lied gesungen hat, was ein anderer dazu sagt, was man dann hört, dann merkt man häufig, dass in der Vielfalt der verschiedenen Lieder oft die Tiere sich antworten damit, dass sie das Muster aufgreifen, was ein anderer gerade gesungen hat und das geht natürlich nur, wenn sie es vorher gelernt haben, das können sie nicht kurz aufschnappen und dann produzieren."
Vögel aus verschiedenen Gebieten "sprechen" außerdem unterschiedliche Dialekte. Paarungswillige Singvögel können anhand der Sprachfärbung auf Anhieb erkennen, ob der potentielle Partner genau aus ihrem Gebiet kommt. Das macht ihn für die Familienplanung interessant. Molekularbiologin Scharff:
"Ein Vogel, der im Süden eines Verbreitungsgebiets lebt und da möglicherweise an gewisse Nahrung optimal angepasst ist, das Weibchen tut gut daran, ihren Partner aus dem Dialekt zu wählen, der da die bayerischen Knödel, übersetzt, optimal ausnutzt und nicht vielleicht oben den Matjes."
Die Erkenntnisse, wie die Nachkommen von ihren Eltern lernen, helfen auch, den menschlichen Spracherwerb besser zu verstehen. Scharff:
"Wenn man einem Zebrafinken freistellt, wie häufig er sich einen Gesang, den er lernen soll, selbst vorspielt, also er drückt auf den Knopf, dann kommt der Gesang, das macht er, und er macht es so viel, dass es irgendwann zu viel ist. Und das liegt wahrscheinlich daran, dass der Gesang, der ihm vorgespielt wird, immer genau der Gleiche ist. Also überhaupt keine Variationen. Und da ist dann irgendwann eine Grenze erreicht."
Stures Pauken nutzt also kaum. Mehr lernt der junge Vogel durch Variationen: Wenn der Gesang auch von anderen Artgenossen und in verschiedenen Situationen vorgetragen wird. Der Singvogel braucht, ähnlich wie ein Mensch, diese unterschiedlichen Zusammenhänge, um die Bedeutung der "Vokabeln" gut zu lernen.
"Die fühlen sich wohl, schnattern laut, singen, das tun sie ja freiwillig, weil sie sagen wollen, ich bin ein sehr sexy Vogel, guck mal, wie gut ich singen kann - und das ist unsere Finkenzucht."
Die kleinen Zebrafinken rufen ständig lautstark von einem Käfig zum anderen: Ich bin hier. Wer bist du? Und wo bist du? Wenn sie dagegen eng nebeneinander auf der Stange sitzen, unterhalten sie sich leise mit ihren Nachbarn. Dazu benutzen sie eine Art Sprache. Und die müssen sie erst einmal erlernen. Scharff:
"Also hier ist eine Finkenfamilie in einem Käfig, der ist ungefähr einen Meter lang, man sieht, dass ein erwachsenes Männchen da drin ist, und schon halbwüchsige junge Männer, die sind jetzt die erwachsenen Söhne, und jedes Mal, wenn das erwachsene Männchen singt, hören die Jungvögel zu, speichern das im Kopf ab, und die ersten Lautäußerungen, die sie dann selber machen, also dieses ganz sanfte Gezwitscher, ist dem, was sie wirklich lernen wollen und lernen sollen, ganz unähnlich. So ähnlich wie ein Kind, das die ersten Silben zusammen baut."
Erst im Lauf der Zeit wird der Gesang der Jungen dem der Erwachsenen immer ähnlicher. Dafür müssen sie zunächst aber viel üben und werden von ihren Eltern immer wieder korrigiert oder bestätigt. Es gibt nur wenige Tierarten, die ihre Sprache erst erlernen. Neben den Singvögeln etwa Delfine, und auch bei Affen gibt es einen Lernprozess. Bei den meisten anderen Tierarten sind die Lautäußerungen genetisch festgelegt. Warum aber lohnt sich diese Mühe, welchen evolutionären Vorteil haben die Tiere durch die erlernte Sprache? Der Verhaltensbiologe Professor Dietmar Todt von der Freien Universität Berlin:
"Auf dieser Basis entwickelt sich dann die Interaktion und zum Beispiel eine Antwort, die viele Menschen leicht hören können, wenn sie zwei Vögeln lauschen, also zum Beispiel Amseln, die ja häufiger singen: Wenn man da hin hört, und man drauf lauscht, wenn ein Vogel sein Lied gesungen hat, was ein anderer dazu sagt, was man dann hört, dann merkt man häufig, dass in der Vielfalt der verschiedenen Lieder oft die Tiere sich antworten damit, dass sie das Muster aufgreifen, was ein anderer gerade gesungen hat und das geht natürlich nur, wenn sie es vorher gelernt haben, das können sie nicht kurz aufschnappen und dann produzieren."
Vögel aus verschiedenen Gebieten "sprechen" außerdem unterschiedliche Dialekte. Paarungswillige Singvögel können anhand der Sprachfärbung auf Anhieb erkennen, ob der potentielle Partner genau aus ihrem Gebiet kommt. Das macht ihn für die Familienplanung interessant. Molekularbiologin Scharff:
"Ein Vogel, der im Süden eines Verbreitungsgebiets lebt und da möglicherweise an gewisse Nahrung optimal angepasst ist, das Weibchen tut gut daran, ihren Partner aus dem Dialekt zu wählen, der da die bayerischen Knödel, übersetzt, optimal ausnutzt und nicht vielleicht oben den Matjes."
Die Erkenntnisse, wie die Nachkommen von ihren Eltern lernen, helfen auch, den menschlichen Spracherwerb besser zu verstehen. Scharff:
"Wenn man einem Zebrafinken freistellt, wie häufig er sich einen Gesang, den er lernen soll, selbst vorspielt, also er drückt auf den Knopf, dann kommt der Gesang, das macht er, und er macht es so viel, dass es irgendwann zu viel ist. Und das liegt wahrscheinlich daran, dass der Gesang, der ihm vorgespielt wird, immer genau der Gleiche ist. Also überhaupt keine Variationen. Und da ist dann irgendwann eine Grenze erreicht."
Stures Pauken nutzt also kaum. Mehr lernt der junge Vogel durch Variationen: Wenn der Gesang auch von anderen Artgenossen und in verschiedenen Situationen vorgetragen wird. Der Singvogel braucht, ähnlich wie ein Mensch, diese unterschiedlichen Zusammenhänge, um die Bedeutung der "Vokabeln" gut zu lernen.