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Gute Aussichten für Chipkarten

Schon lange begleiten Chipkarten die Bundesbürger auf allen Wegen. Doch nur wenige, die etwa mit EC-Karte bezahlen oder beim Arzt ihren Krankenversicherungsausweis zücken, werden sich der dabei eingesetzten Elektronik bewußt. Doch auf dem goldenen Chip im Plastikbett schlummert noch weit mehr Computerleistung, die aber nur selten ausgeschöpft wird. Nach den Vorstellungen von Mobilfunkbetreibern, Banken oder Einzelhandelsketten sollen Smartcards jedoch bald zum universellen Zahlungsmittel und vertrauenswürdigen Identifikationsnachweis avancieren, so das Credo eines Kongresses zum Thema, den das GMD Forschungszentrum in dieser Woche in Darmstadt veranstaltete.

Klaus Herbst |
    Karten mit Magnetstreifen, wie etwa die frühe Version der Eurocheck-Karte, sind seit Jahrzehnten genauso fest etabliert wie Karten mit Hochprägung, die als Kreditkarten ihren Dienst tun. Erhält ein Kunde heute eine neue Bankkarte, so trägt sie neben dem Magnetspeicher auch einen kleinen Chip, der eine weit größere Menge an Informationen speichern kann. Während dieser Speicher bislang kaum ganz genutzt wird, schreitet die Entwicklung weiter rasch voran. So können moderne Smartcards auch drahtlos ausgelesen werden, beispielsweise beim Betreten von Bussen und Bahnen – Das Warten an Zahlautomaten würde entfallen und selbst die Menschenmassen der Tokioter U-Bahn könnten so bewältigt werden, berichtet Michael Hegenbarth, Projektleiter für Chipkartensysteme bei T-Nova in Darmstadt. Der Ingenieur veröffentlichte jetzt in seiner Funktion als Leiter der Normungsgruppe die jüngst verabschiedete ISO-Norm für kontaktlose Karten, die von einem schwachen Sender in Chipkarten-Lesegeräten angesteuert werden und so die Grundlage für die Abwicklung sogenannter Micropayments, also die Abbuchung kleiner Geldbeträge bilden.

    Eine andere wichtige Plattform für alltägliche Geldgeschäfte verspricht sich Hegenbarth von Mobiltelefonen. Die dabei verwendeten SIM-Karten, dass sogenannte Subscriber Identification Module, könne weit mehr, als nur den Handy-Benutzer eindeutig zu identifizieren: "So könnten eingespeicherte Programme auch Bankanwendungen ansprechen, um etwa direkt Informationen von Geldkonten abzurufen und zu verbuchen". Die Übertragung der Mobilfunkrufnummer diene dabei der automatisierten Prüfung, ob der Kunde zahlungsfähig ist. Weiterer Clou: Wer die SIM-Karte offline für Bestell- und Bezahlvorgänge benutze, benötige dafür weder zusätzliche Soft- noch Hardware.

    Eine Premiere stellt dazu die USIM-Karte für UMTS dar: Äußerlich gleicht sie herkömmlichen SIM-Karten, besitzt jedoch ein vollkommen überarbeitetes Innenleben. Bereits genormt , stellt sie über ein Bündel neuartiger Übertragungsprotokolle und Identifikationskonzepte eine sogenannte Multi-Applikations-Plattform dar. "UICC, die Universale IC-Card, bildet die Basis, auf der zukünftig USIM funktioniert, die aber auch herkömmliche SIM-Funktionen übernehmen kann und überdies noch Raum bietet, um weitere Programme aufzunehmen", erklärt Rainer Kürte vom GMD Institut für Sichere Telekooperation. Dabei sei USIM abwärtskompatibel zu heute üblichen SIM-Netzen und verfüge überdies über stärkere Sicherheitsmechanismen. Dabei gebe sich die Karte etwa nicht nur dem Netz zu erkennen, auch umgekehrt müsse sich das Netz der Karte gegenüber authentifizieren.