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Gute Banken, schlechte Banken

Kein Dutzend der knapp 2000 Institute in Deutschland gehört zum Klub der alternativen Banken. Die Nachfrage nach ethischem Investment, das auch die Wertvorstellungen des Anlegers berücksichtigt, steigt jedoch angesichts der Wirtschaftskrise.

Von Caspar Dohmen | 09.11.2011
    Wenn die Investmentbanker ihre Bonuszahlungen in London, New York oder Frankfurt erhielten, dann kauften sie Luxusautos und Apartments oder feierten ausgelassen in Edelrestaurants. Die Frauen und Männer aus den Investmentabteilungen der Banken waren die Stars der Finanzbranche. Dann brach im September 2008 die US-Investmentbank Lehman Brothers zusammen, und plötzlich offenbarte sich die Schattenseite dieser Art des Bankgeschäfts. Und der Wunsch nach einer anderen Form des Bankgeschäfts wuchs. Gibt es ein Gegenbild zu gierigen Investmentbankern – vielleicht kein Ideal, aber doch zumindest eine glaubwürdige Alternative?

    "(Musik: Verfremdete Europahymne)"

    Diese entfremdete Europahymne gibt der Cellist Frank Wolff derzeit öfter zum Besten, so zum Beispiel bei einer Veranstaltung der Nichtregierungsorganisation Attac im Berliner Grips-Theater. Es ist Samstag, der 15.Oktober 2011. In New York, Madrid, Frankfurt, Berlin und vielen anderen Städten protestieren Menschen gegen die Bankkonzerne. Der Bühnenraum des Kindertheaters ist gefüllt. Grauhaarige Politstreiter sitzen neben systemkritischem Nachwuchs. Sie diskutieren über die Auswüchse des Finanzsystems und die Folgen für die Menschen. Vor wenigen Jahren gehörte Attac mit seiner fundamentalen Kritik am Finanzsystem und der Forderung nach einer Finanztransaktionssteuer zur Zähmung der Finanzmärkte zu einer linken Minderheit. Heute fordert die Bundesregierung unter Führung der konservativen Angela Merkel die Einführung einer solchen Börsenumsatzsteuer. Auch außerhalb der Protestbewegung gibt es mittlerweile mehr Menschen, die genau wissen wollen, was mit ihrem Geld geschieht. Einer davon ist der Unternehmer Fabian Mahr, Gründer eines IT-Systemhauses mit 30 Beschäftigten:

    "Ich habe einfach eine Alternative gesucht, und bin dabei auf Smava gestoßen, die Firma schien mir seriös. Also ich kann viel mehr machen und ich kann darauf auch viel mehr Einfluss nehmen, was mit meinem Geld passiert. Was weiß ich, was die Bank mit meinem Geld unterstützt, wo ich vielleicht gar nicht dahinterstehe. So habe ich die Möglichkeit bei Smava in die einzelnen Kreditprojekte reinzuschauen und zu sehen, ist das etwas, was ich fördern möchte oder nicht. Teilweise sehr interessante Sachen, Menschen, die sich eine Ausbildung finanzieren wollen, die nebenbei studieren und einfach Geld brauchen. Das finde ich sehr optimal."

    Smava ist eine Online-Kreditplattform. Hier entscheidet keine Bank, sondern jeder einzelne Anleger selbst, für welche Kreditvorhaben er Geld gibt. Vor viereinhalb Jahren hat Alexander Artopé die Firma gegründet. Die 28 Beschäftigten arbeiten in einem Hinterhaus in der Berliner Chausseestraße. Neben der Transparenz verspricht der 42-Jährige den Kunden bessere Konditionen als bei der Bank:

    "Natürlich sind die Strukturkosten, die ein Onlineunternehmen hat, sehr viel geringer, weil bei uns gibt es keine Bank in der Mitte, die einen Großteil der Zinsmarge für sich vereinnahmt, sondern bei uns teilen sich die Anleger und Kreditnehmer die Zinsmarge untereinander auf. Natürlich nimmt Smava auch einen gewissen Anteil, damit wir Geld verdienen, um diese Plattform betreiben zu können, aber den Großteil der Zinsmarge können sich eben Anleger und Kreditnehmer miteinander aufteilen."

    Bevor Kunden loslegen können, sammelt die Kreditplattform einige Informationen ein: Bei einem potenziellen Kreditgeber überprüft sie die Identität, bei dem potenziellen Kreditnehmer zusätzlich auch noch dessen bisheriges Zahlungsverhalten. Kredit bekommt nur derjenige, dem die Schufa eine gewisse Bonität attestiert. Rund 40 Prozent der Kreditnehmer sind Handwerker, die darüber unter anderem Aufträge vorfinanzieren. Gerne redet Artopé über die Vorzüge des Geschäftsmodells, bei der geschäftlichen Basis schweigt er.

    "Also, wir veröffentlichen grundsätzlich keine Zahlen zu unseren Finanzen."

    Als das Internet noch nicht erfunden und Attac noch nicht gegründet war, da rief eine Gruppe um den Notar Wilhelm-Ernst Barkoff 1974 die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken, kurz GLS, ins Leben. Ihnen ging es um eine bewusste Art des Bankgeschäfts zwischen Geldverleihern und Kunden. Mitgründer Rolf Kerler diskutierte immer wieder mit Menschen über den Umgang mit Geld, beispielsweise bei Schulversammlungen:

    "Ich habe das immer vertreten, die Bank ist nicht nur eine Bank für Schulen, sondern auch eine Schulbank. Das geht dann auch in das Zentrale ran, wie wir zu unseren Kunden stehen. Die Kunden sind ja auch auf dieser Schulbank, nicht nur die sogenannten Bankiers. Die sollen ja selber mit Verantwortung lernen, was macht man mit dem Geld, nicht einfach abschieben an irgendwelche Fachleute. Das war auch so eine Gründungsidee, dass man eine andere Beziehung zwischen den Menschen und der Bank sucht."

    Zunächst finanzierte die Bank vor allem Waldorfschulen, soziale Einrichtungen oder landwirtschaftliche Höfe, später dann die ersten Windräder in Deutschland oder die Energierebellen in Schönau. In der Schwarzwaldgemeinde haben Bürger das regionale Stromnetz und die Stromversorgung nach der Katastrophe von Tschernobyl in die eigene Hand genommen.
    Menschen bei der Umsetzung ihrer Ideen helfen, das war der Hauptimpuls der Bankgründer. Ihnen ging es um sozialen, nicht um einen monetären Gewinn. Anfangs verzichtete die Bank sogar ganz auf Kreditzinsen. Stattdessen legte sie ihre Kosten am Ende eines Jahres über eine geringfügige Umlage auf die Kreditnehmer um. Die Idee pflanzte sich fort, und es entstanden Schwesterbanken wie Merkur in Dänemark, die BCL Gemeinschaftsbank in der Schweiz, La Nef in Frankreich oder die niederländische Triodos, die heute auch in Deutschland aktiv ist. Die Bochumer GLS Bank macht einiges anders als gewöhnliche Banken. Sie bietet ihren Kunden eine umfassende Transparenz. Dazu Christof Lützel, Sprecher der Bank:

    "Also die Transparenz bei der GLS-Bank funktioniert ja in zweierlei Hinsicht: einmal die Transparenz durch die Eigenanlage der Bank, die im Internet angeschaut werden kann, zum anderen aber auch, dass wir unsere Kunden und Kundinnen über unser Kundenmagazin 'Bankspiegel' informieren, wo der Kunde und die Kundin jeden Kredit ganz transparent nachvollziehen kann."

    Neue Banken braucht das Land, davon waren auch Mitglieder der Friedens- und Ökologiebewegung überzeugt und gründeten 1988 in Frankfurt die Ökobank. Die Reaktionen des Establishments der Geldwirtschaft reichten von belustigt bis ablehnend. Schon nach wenigen Jahren war die Ökobank die größte Alternativbank in Europa und setzte Maßstäbe bei der ökologischen Geldanlage. 2001 war der grüne Traum vorbei, nachdem einige Kredite für Recyclingbetriebe geplatzt waren. Ohne das klassische Bankeinmaleins, zu dem beispielsweise die Streuung der Risiken auf verschiedene Branchen gehört, überleben alternative Banken nicht. Der ehemalige Ökobanker Horst Popp gründete die Umweltbank, die Kredite ausschließlich für ökologische Projekte vergibt. Die grüne Andersartigkeit wird dokumentiert. Johannes Hoffmann, Professor für Moraltheologie an der Goethe Universität Frankfurt:

    "Die müssen in jedem Jahr bei ihrem Bericht nachweisen, dass sie zu hundert Prozent die eingezahlten Gelder bei der Bank nach ökologischen Gesichtspunkten vergeben haben. Und
    ich war also selber mal drei Jahre ökologischer Aufsichtsrat und musste also alle drei Monate wie der normale Aufsichtsrat stichprobenmäßig die Kreditprotokolle prüfen und schauen, ob die Bank in ihrem Gebaren dieser satzungsgemäßen Forderung gerecht wird."

    Johannes Hoffmann beschäftigt sich seit Langem mit einer nachhaltigen Finanzwirtschaft. Gemeinsam mit dem Ökonomen Gerhard Scherhorn hat er den Frankfurt-Hohenheimer-Leitfaden entwickelt. Das ist so etwas wie die deutsche Bibel für ethisch-ökologische Ratings. Erfreut ist Hoffmann, dass heutzutage viele Banken grüne Anlageprodukte verkaufen. Doch er wünscht sich einen grundsätzlichen Umbau der Geschäftsmodelle konventioneller Banken. Diese bilden die große Mehrheit der Geldhäuser. Nicht einmal ein Dutzend, der von der Finanzaufsicht Ende 2010 in Deutschland gezählten 1923 Banken, gehört zu dem Klub der alternativen Banken. Mehr als die Hälfte sind konventionelle Genossenschaftsbanken, knapp ein Viertel Sparkassen, der Rest private Geschäftsbanken. Regelmäßig fragen konventionelle Banken Hoffmann um Rat.

    "Wenn, dann möchte ich jetzt, dass man über das Gesamtkonzept bei der Bank nachdenkt und miteinander überlegt, wie man etwa bei der Satzung einer Volksbank Nachhaltigkeitsgesichtspunkte einbringt. Und manchmal gelingt das, manchmal sagen die ja, das müssen wir machen, mehr und mehr versuchen wir das. Aber ich habe auch Beispiele erlebt, wo ich dann auch gegangen bin, bei einer großen Bank, dass die das nicht wollten."

    Uwe Fröhlich, der Präsident des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken, ist gut gelaunt. Er zieht beim Gespräch eine Anzeige aus seiner Tasche, welche die Genossenschaftsbanken in den überregionalen Tageszeitungen schalten. Zu sehen ist ein Bild von Demonstranten in Frankfurt. Sie halten ein Schild hoch mit der Forderung: "Wir wollen Demokratie vor Ort, statt Zentralismus aus Berlin oder Brüssel!" Darunter haben die Werbestrategen der Volksbanken und Raiffeisenbanken geschrieben "Demokratisch. Regional. Sicher – seit 1843."

    "Neue Banken muss man nicht erfinden, die Genossenschaftsbanken sind seit über 160 Jahren inzwischen am Markt, und diese Rechtsform, diese Art des Bankgeschäfts hat sich bis heute erfolgreich behauptet."

    Die Repräsentanten von Genossenschaftsbanken und Sparkassen betonen jetzt in der Finanzkrise gerne ihre Andersartigkeit gegenüber den Großbanken und Investmenthäusern. Sie verweisen auf ihre Bodenständigkeit und die Bedeutung für die Finanzierung des Mittelstandes in Deutschland. Aber die Entwicklung an den Finanzmärkten ist auch an den Genossenschaftsbanken und Sparkassen nicht spurlos vorübergegangen. Die Sparkassen sind Miteigentümer der maroden Landesbanken, die mit riskanten Geschäften besonders viel Geld verspekuliert haben und deren Rettung den Steuerzahler viel Geld gekostet hat. Und bei vielen Sparkassen und Genossenschaftsbanken gehören riskante Finanzprodukte bis heute zum gewöhnlichen Sortiment, aus dem sie ihre Kunden bedienen. Rolf Kerler, Mitgründer der GLS-Bank.

    "Die Genossenschaftsbanken haben auf die großen Aktienbanken geguckt und haben sich immer mehr angeglichen, und durch Fusionen sind sie größer geworden, sahen kein anderes Bankkonzept als das, was die Deutsche Bank macht."

    "Ich glaube, es war ein grundsätzliches Missverständnis, dass man nämlich glaubte, wenn alles Kapitalmärkten zugänglich gemacht wird, dass alles sehr viel effizienter sei. Und heute stellt man fest, Kapitalmärkte sind nicht unbedingt rational, die neigen zu Übertreibungen, die neigen auch dazu sich von Realwirtschaft abzusetzen. Und heute hat man, glaube ich, begriffen, dass man Kapitalmärkten sehr enge Grenzen setzen muss."

    So beschreibt Christian Achilles, Kommunikationschef beim Deutschen Sparkassenverband, die Fehlentwicklung. Die öffentlich-rechtlichen Sparkassen waren deswegen jahrelang in einer Verteidigungshaltung. Einige Politiker sahen keine Notwendigkeit mehr für kommunale Sparkassen. Die Lobbyisten der privaten Geschäftsbanken kritisierten lautstark, dass die Sparkassen als staatliche Institute den Wettbewerb verzerrten. In England, Italien oder Österreich wurden Sparkassen privatisiert. Daraus entstanden Bankkonzerne. Und der Internationale Währungsfonds forderte auch eine Privatisierung der Sparkassen in Deutschland, erinnert sich Sparkassenmann Christian Achilles.

    "Also man stelle sich mal vor, das wäre 2003 gemacht worden und die Sparkassen wären heute keine dezentralen Institute mehr, sondern ein großer Bankkonzern. Dann hätten sie sich wahrscheinlich so ähnlich verhalten, wie andere Bankkonzerne auch."

    Unter Druck gerieten die Sparkassen und Genossenschaftsbanken, bei denen die Mehrzahl der Bundesbürger ihre Geldgeschäfte tätigt, auch durch neue Wettbewerber. Vor allem Direktbanken setzten ihnen zu. Direktbanken sind günstig, weil sie keine Filialen vorhalten und das Geschäft über Internet abwickeln.

    Viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken orientierten sich an den Verkaufsmethoden von Finanzvertrieben wie MLP oder AWD. Christian Felber hat das Netzwerk Attac in Österreich mit gegründet hat. Sieht er einen Unterschied zwischen Großbanken, Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken?

    "Heute gibt es da nur noch einen graduellen Unterschied, weil die Deutsche Bank zwar ganz überwiegend eine Investmentbank ist und sich das Ziel der Gewinnmaximierung auf die Fahnen heftet, aber Sie können auch bei jeder lokalen oder regionalen Genossenschaftsbank heute auf steigende Rohstoffpreise spekulieren. Auch wenn das sozusagen dort nur der Zusatz ist zu einem überwiegend konservativen Kerngeschäft, aber es ist nur ein gradueller Unterschied."

    Das Netzwerk will den gesamten Bankensektor auf das Gemeinwohl verpflichten. Ginge es nach ihnen, dann würde künftig demokratisch darüber entschieden, wie Geld als Kredit in den Wirtschaftskreislauf gelangt, welcher Einkommensanspruch aus der Geldverleihung entsteht, und ob Banken nicht nach Gewinn streben, sondern dem Gemeinwohl dienen sollen. Nichts spricht dafür, dass die Menschen und die Politik einen solchen demokratischen Banktyp momentan umsetzen wollen. Deswegen plant die Gruppe, zunächst einmal im Kleinen zu zeigen, was dies bedeuten kann. Sie hat einen Prototyp entworfen, als Genossenschaftsbank.

    "Das Projekt ‚demokratische Bank’ hat im Juni 2010 begonnen, und in den letzten beiden Monaten ist uns das erste Meisterstück gelungen. Nämlich wir haben einen sehr soliden und sehr seriösen Geschäftsplan in einem zwanzigköpfigen Team entwickelt. Und der nächste Schritt ist jetzt, dass wir uns ein halbes Jahr Zeit nehmen, um alle anderen Requisiten, die die Finanzmarktaufsicht benötigt, damit sie dann uns die Lizenz erteilen kann, zusammen sammeln. Und wenn wir das alles beisammenhaben, in einem halben Jahr ungefähr, dann werden wir bei der Finanzmarktaufsicht einreichen, und je nach Geschwindigkeit der Genehmigung können wir dann frühestens Ende 2012 oder spätestens Mitte 2013 den Bankbetrieb aufnehmen."

    Die Motive, eine alternative Bank zu gründen, sind vielfältig. Es gibt Stadtteilbanken in den USA, die Bankdienstleistungen für Menschen anbieten, denen sie von den herkömmlichen Banken verweigert werden; es gibt Mikrokreditbanken in Entwicklungsländern, die armen Menschen die Möglichkeit bieten, sich eine eigene Existenz aufzubauen; vielerorts werden einfach klassische Genossenschaftsbanken und Sparkassen gegründet, beispielsweise in Entwicklungsländern wie Ruanda oder Vietnam und vielleicht bald schon in England. Christian Achilles:

    "Die ursprüngliche Sparkassenidee kommt aus Großbritannien. Das hat man in den 70er, 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts ja komplett beseitigt, das heißt, man war der Meinung, man braucht nur noch große Banken, nur noch Kapitalmarktorientierung. Die Sparkassen wurden praktisch hinweggefegt und in Bankkonzernen aufgelöst. Jetzt gibt es Bewegung, sogenannte Community-Banks oder Sparkassen praktisch neu zu gründen. Southampton ist ein Beispiel dafür, und das ist eine sehr breite Bewegung, die auch von der Regierung mit unterstützt wird, dass man sagt, wir brauchen wieder so regional gebundenes Bankgeschäft."

    Zur Geschichte der alternativen Banken gehören auch Rückschläge. Eine ganze Reihe von Mikrokreditinstituten musste in Entwicklungsländern schließen, weil sie unwirtschaftlich gearbeitet hatten. Die Finanzkrise hat ebenfalls ihre Spuren hinterlassen, und in den USA mit der Shore Bank sogar eine der ältesten und größten Sozialbanken zusammenbrechen lassen. Anders als die großen Investmenthäuser, Hedgefonds oder Versicherungen, die mit ihrer Art des Geldgeschäfts die Krise ausgelöst oder zumindest befeuert hatten, erhielt die Shore-Bank kein Geld aus dem von der Regierung aufgelegten Bankenrettungsprogramm. Sie ging unter, wie 157 kleine und mittelgroße Banken in den USA alleine 2010. Viele Regierungen denken über neue Regeln für Banken nach. Die Geldhäuser sollen künftig beispielsweise mehr Eigenkapitel vorrätig halten, damit sie Krisen besser überstehen und der Staat mit dem Geld der Steuerzahler nicht so schnell einspringen muss. Diese Regeln, geschaffen um die Machenschaften großer Häuser zu unterbinden, haben auch Folgen für die kleineren Banken. Die Gleichbehandlung stört den Präsidenten der Volks- und Raiffeisenbanken Uwe Fröhlich:

    "Wir bemängeln an dieser Stelle sehr deutlich, dass Basel III als Regelwerk von der großen Deutschen Bank bis zur kleinsten Genossenschaftsbank alle Banken abdecken will."

    Unter Druck setzt diese geplante Neuregelung auch die GLS-Bank, ebenfalls in der Rechtsform der Genossenschaft. Deswegen will die Bank jetzt etwas aufgeben, mit dem sie sich seit ihrer Gründung bewusst von anderen Banken abgesetzt hatte: den Zinsverzicht für Genossenschaftsanteile. Nur so glaubt man, genügend Eigenkapital einsammeln zu können, um die künftigen gesetzlichen Vorgaben erfüllen zu können. Im Dezember steht eine außerordentliche Mitgliederversammlung an, bei der über die Maßnahme abgestimmt werden soll. Die Spielräume für alternative Banken sind im Lauf der Zeit enger geworden. Trotzdem lässt GLS-Bank-Gründer Rolf Kerler nicht locker. Er hat eine Vorstellung von der Bank für morgen:

    "Die Bank der Zivilgesellschaft wäre der Titel. Ich habe überhaupt das Gefühl, wir müssen die Gesellschaft von unten neu bilden, auf allen Gebieten, nicht nur beim Bankwesen. Damals haben wir schon überlegt, der nächste Schritt wäre doch das Versicherungswesen mal wieder aufzubilden, es fanden sich die Menschen nicht dafür."