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Gute Idee, gutes Geld

Verbesserungsvorschläge von Mitarbeitern lassen sich oftmals in bare Münze umwandeln: 1,4 Milliarden Euro sparten Unternehmen mithilfe ihrer Mitarbeiter im Jahr 2009. Und in der Regel war das den Firmen auch einen Bonus wert.

Von Anke Petermann |
    Im Krisenjahr 2009 - so fasst Christiane Kersting vom Deutschen Institut für Betriebswirtschaft (dib) die Entwicklung zusammen - wurden zwar weniger Ideen eingereicht, aber anteilmäßig mehr umgesetzt, "was sich dann auch auswirkt auf die Einsparungen und den Nutzen. Der Nutzen ist um 28 Millionen Euro höher in den Firmen, die ihre Zahlen abgegeben hatten, und das ist eine ganz beachtliche Zahl."

    Beteiligt an der dib-Umfrage hat sich auch Infraserv, der Betreiber des Industrieparks Franfkurt-Höchst. Vier Mitarbeiter im dortigen Ideencenter nehmen für zehn der 90 Unternehmen im Industriepark die Vorschläge der Beschäftigten entgegen. Der Zettelkasten hat dabei weitgehend ausgedient, stellt Rainer Henning als Leiter des Ideencenters fest.

    "Heute kommt der Verbesserungsvorschlag online im Intranet des Ideencenters an und wird dann weiter verarbeitet. Ich sage immer: Ganz einfach, für jeden Euro, den man investiert in ein Ideenmanagement, bekommt man vier bis fünf Euro zurück, wenn man den Aufwand zum Nutzen stellt."

    Ob die Vorschläge wirklich geeignet sind, die Sicherheit oder den Umweltschutz zu verbessern, das werten Gutachter in den Fachabteilungen der Industrieparkfirmen aus. Sie errechnen auch den finanziellen Nutzen einer Idee, zum Beispiel, welche Ersparnis es bringt, einen Arbeitsprozess zu beschleunigen. Innovationsträchtige Ideen werden natürlich nicht verraten, daher nur ein einfaches Beispiel:

    "Beispielsweise zum Thema Arbeitssicherheit: Wenn Mitarbeiter in einer Anlage tätig sind und müssen etwas reparieren und müssen mit zwei Leitern einen Behälter warten, dann bietet sich an - wenn das häufiger vorkommt - ein Podest zu installieren, dass die Unfallgefahr minimiert wird. Und solch ein Verbesserungsvorschlag wird dann auch entsprechend honoriert. Generell werden für umgesetzte realisierte Verbesserungsvorschläge Geldprämien gezahlt."

    Zwischen 50 und 750 Euro, abhängig vom errechneten Nutzen der Idee. Bei Infraserv hat sich die Krise kaum ausgewirkt, seit Jahren liegt das Unternehmen bei etwa 9000 Ideen, die aus den zehn Industrieparkunternehmen eingehen. In anderen Firmen hat vor allem die Kurzarbeit die Zahl der Ideen nach unten gedrückt, so Christiane Kersting vom dib:

    "Die Mitarbeiter sind nicht im Unternehmen, sie können nicht so wie gewohnt ihre Ideen abgeben, denn es ist noch nicht überall so, dass man es online von zu Hause machen kann. Das Zweite ist, dass die Ideen nicht bearbeitet werden können, weil auch die Ideengutachter nicht im Unternehmen anwesend sind. Das heißt, es liegen noch ein paar Ideen irgendwo herum, die im Moment noch nicht auf dem Bildschirm sind. Mal gucken, was nächstes Jahr wird, wenn die alle abgearbeitet sind."

    In Zukunft könnte das dynamischer gehen, meint die Leiterin des dib-Ideenmangements:

    "Wir sind jetzt an so einem Umbruch. Auch die Techniken des Web 2.0, die insbesondere die jüngere Generation sehr viel benutzt und damit vertraut ist. Die können nicht verstehen, dass man eine Empfangsbestätigung zwei Wochen später bekommt. Sodass wir wirklich auch strukturell anders vorgehen müssen. Klar, die klassische Methode wird bleiben. Wir haben noch genügend Mitarbeiter in den Betrieben, die genau diesen Weg wollen, aber wir brauchen unbedingt auch neue Techniken parallel dazu, um zum Beispiel auch gemeinsam Ideen zu entwickeln, und nicht dass jeder einzeln oder in ganz bestimmten Gruppen das tut. Sondern öffnen nach außen, auch vielleicht mit Kunden, mit Lieferanten. Da ist noch ein großes Feld zu beackern."

    Infraserv ist schon dabei: "Teamvorschläge sind meistens ausgereifter und deshalb sehr willkommen", stellt Rainer Henning als Leiter des Ideencenters fest. Einen Bonus von zehn Prozent gibt es im Industriepark Frankfurt-Höchst daher für Ideen, die von mehreren Mitarbeitern gemeinsam eingereicht werden. Ideenmanagement, so hat man bei Infraserv festgestellt, verbessert ganz nebenbei das Arbeitsklima. Und: Mitarbeiter, die ihre Ideen gewürdigt sehen, identifizieren sich umso stärker mit dem Unternehmen.