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Gute Nachricht für die Qualität des Meerwassers

Der Sommer des letzten Jahres war für die Meeresökologen ein Grund zur Freude. Die Seegrasbestände im nördlichen Wattenmeer hatten kräftig zugelegt. Was auf der Erde passierte, weil viel Feuchtigkeit mit warmer Luft gepaart die Pflanzen kräftig wachsen ließ, das geschah auch im Wattenmeer. Anja Schanz, Meeresbiologin beim Alfred-Wegener-Institut in List auf Sylt hat dazu ihre eigene Theorie.

Von Annette Eversberg |
    Wir hatten die Vorstellung, dass in diesem Fall die erhöhten Regenfälle, im Vorteil für das Seegras waren. Und wenn dann verschiedene Faktoren zusammentreffen. Das heißt die Zeit, in der normalerweise das Seegras keimt, gute Wetterbedingungen, Temperatur angenehm, Sonneneinstrahlung, und dann ein reduzierter Salzgehalt aufgrund von hohem Regenfall, dann ist es möglich, dass das Seegras so gut auskeimt, weil es eigentlich eine Pflanze ist, die aus dem Süßwasserbereich kommt.

    Das gilt für die Art, die im Umfeld von Sylt wächst. Dort im nördlichen Teil des Wattenmeeres befinden sich derzeit 90 Prozent aller Seegrasbestände des gesamten Wattenmeers. Die Bestände sind stabil. Doch das ist längst nicht überall so. In den Niederlanden und in Niedersachsen ist das Seegras in den letzten 30 Jahren zurückgegangen. Das wiegt besonders schwer, weil es in den in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Epidemie in den Seegrasbeständen auf beiden Seiten des Nordatlantiks gab. Verursacht durch einen Pilz, der große Seegraswiesen völlig absterben ließ. Die Forscher wollten deshalb wissen, welchen Gefährdungen das Seegras im Wattenmeer ausgesetzt ist. Von zentraler Bedeutung sind dabei für Anja Schanz die Eingriffe des Menschen in das Strömungssystem des Wattenmeeres.

    Dadurch dass er Dämme baut, Eindeichungen vornimmt und speziell bei den Inseln verbindende Dämme vom Festland auf die Insel rauf, führen dazu, dass sich das gesamte Strömungsregime verändert, d.h. wo ich etwas abschotte werden größere Wassermassen kanalisiert und führen dazu, dass sehr viel Boden durch die starke kanalisierte Strömung weggespült wird, und damit wird der Boden erodiert, dann wird damit noch die Strömung mehrfach erhöht, wenn die eigentlich vorher da gewesenen Strukturen weggespült werden.

    Allerdings gibt es noch andere Faktoren, die das Seegras direkt oder indirekt gefährden. Das ist die Eutrophierung des Wattenmeeres und der Nordsee, die aus der Sicht der Meeresbiologen trotz des Baus von Kläranlagen und des Verbots von Phosphat in Waschmitteln noch nicht weniger geworden ist. Diese Nährstoffe machen zum einen das Wasser trübe, so dass dem Seegras das Licht fehlt, um zu wachsen. Sie fördern jedoch auch die Grünalgen, die sich wie ein Teppich auf den Wattboden legen und dort alles Leben erdrücken, aber auch auf dem Seegras wachsen. In einem intakten Ökosystem wäre das kein Problem. Denn die Weidetiere der Seegraswiesen sind die Meeresschnecken. Anja Schanz weiß jedoch, dass ihre Möglichkeiten begrenzt sind:

    Dort, wo die Strömung sehr stark ist, sind die Aufwuchsalgen ebenso stark auf den Seegraswiesen. Das kommt jetzt daher, dass sich Schnecken dort nicht halten können, wo die Strömung besonders stark ist und der Wellenschlag besonders stark ist. Anders ist es, wenn man solche Seegräser in eine wunderbar geschützte Wiese verpflanzt. Dort sind dann etwa 200.000 kleinster Wattschnecken pro Quadratmeter vorzufinden, die schaffen es innerhalb von ein, zwei Tagen, das bewachsene Seegras zu säubern und die Gesundheit der Seegräser zu fördern.

    Durch Eutrophierung und Strömungsveränderungen wurde ein Teufelskreis in Gang gesetzt. Denn dort, wo das Seegras stirbt, wird nicht nur die Wucht des Meeres immer größer, auch immer mehr Biomasse schwindet, die in der Lage wäre, den CO2-bedingten Treibhauseffekt zu bremsen.