Archiv


Gute Taten als Gewinn

"Wir haben Projekte von Mitarbeitern, die in Schulen tätig sind, also in der Elternpflegschaft, die Probleme auf dem Schulhof, im Klassenzimmer, bei den Arbeitsmaterialien der Kinder entdecken und dort helfen wollen, wir haben Mitarbeiter, die in Krankenhäusern arbeiten, in Kindergärten, bei sogenannten Hilfsorganisationen, die also nach Rumänien fahren, die nach Weißrussland fahren, nach Lettland, Litauen, um dort vor Ort konkrete Hilfe zu leisten, die natürlich vielfältig ist, wie man sie sich hier kaum vorstellen kann, die Not ist unbeschreiblich groß in diesen Ländern und dort helfen unsere Mitarbeiter."

Andrea Lueg |
    Christa Büchler betreut das Projekt "Miteinander im Team" des Düsseldorfer Chemiekonzerns Henkel. Seit drei Jahren unterstützt das Unternehmen Vereine, Initiativen und Selbsthilfegruppen, für die Mitarbeiter und Pensionäre in ihrer Freizeit ehrenamtlich arbeiten, mit Geld- und Sachspenden, bezahlter Freistellung von der Arbeit oder Expertenrat. Über zweihundert Projekte unterschiedlichster Art wurden inzwischen gefördert: vom therapeutischen Reiten für Schwerstbehinderte über Mitarbeit in Suchthilfegruppen bis zur Sterbebegleitung AIDS-kranker Kinder. Je engagierter der Mitarbeiter, desto größer die Unterstützung durch den Konzern. Denn: Auch er profitiert von dem Konzept. Durch die Bindung der Mittel an den Einsatz der Mitarbeiter kann Henkel steuern, wohin das Geld fließt.

    "Ein Unternehmen wie Henkel bekommt jeden Tag wahnsinnig viele Anfragen, tagtäglich trudeln die ein und die Beziehungen, wer wen kennt, wer am lautesten schreit, der kriegt auch meistens am ehesten was, oder wer permanent bettelt, wir wollten eigentlich dem die Spitze abbrechen, weil wir gesagt haben, wir möchten kein Gießkannenprinzip machen, einfach wer schreibt, der kriegt was und wer nicht schreibt, der hat Pech gehabt, sondern wir wollen unsere Hilfe gezielt einsetzen und wir wollen aus unserer gesellschaftlichen Verantwortung heraus glaubwürdig sein und gezielt auch helfen und das können wir über unsere Mitarbeiter."

    Die Förderung konkreter Projekte der Angestellten erntet in der Öffentlichkeit viel mehr Anerkennung als die reine Geldspende einer Firma. Die Idee des corporate volunteering, so der englische Fachbegriff des Konzepts, stammt aus den USA. Dort, sowie in Kanada, den Niederlanden und Großbritannien ist es längst selbstverständlich, dass sich Firmen als good citizen, als gute Staatsbürger verstehen und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Zum Beispiel eben indem sie das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter unterstützen. Nach einer Untersuchung des Center for Corporate Community Relations in Boston gibt es in vier von fünf US-Unternehmen Freiwilligenprogramme, in denen sich die Mitarbeiter für die Allgemeinheit nützlich machen.

    Deutsche Unternehmen winken beim Thema Wirtschaft und Ehrenamt dagegen bisher meist ab. Nur selten werden Mitarbeiter für ihr Engagement freigestellt oder gar eigene Programme ins Leben gerufen. Soziale Projekte gelten traditionell als Domäne des Staates, lieber half man bisher mit Geld- und Sachspenden als mit eigenem Engagement. Vor allem beim Thema Freistellung reagieren die Firmen sensibel, hat Dieter Schöffmann festgestellt, der gerade an einer Untersuchung über das Thema Wirtschaft und Ehrenamt arbeitet. Auftraggeber ist die vor allem in gesellschaftspolitischen Fragen engagierte Körber-Stiftung:

    "Da mache ich heute die Erfahrung, wenn wir Unternehmen befragen, dass sie da sehr reserviert darauf reagieren, weil das so ein Fass ohne Boden zu sein scheint."

    Fast jeder fünfte hat solche Freistellungsrechte für ehrenamtliches Engagement beim Roten Kreuz, bei der Freiwilligen Feuerwehr oder wenn er als Schöffe zu Gericht gerufen wird. Eine Studie des Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung ergab zwar, dass mehr als die Hälfte der Ehrenamtler ihr Freistellungsrecht noch nie in Anspruch genommen haben. Doch die deutsche Wirtschaft will in Sachen Freistellung auch nicht stärker in die Pflicht genommen werden.

    Im Vergleich zu amerikanischen Arbeitnehmern, so heißt es in deutschen Firmen, hätten die Mitarbeiter hierzulande immerhin schon viel mehr Urlaub und Bildungsurlaub. Außerdem finanzierten Betriebe durch deutlich höhere Steuern und Abgaben als in anderen Ländern ohnehin den sozialen Bereich mit.

    "Ich glaube, es gibt noch in Deutschland einige blockierende Grundgedanken - blockierende Grundgedanken sind, die deutschen Unternehmen scheinen diese Fragestellung als eine rein moralische anzusehen, so nach dem Motto: Jetzt sollen wir neben dem Geld auch noch unsere Arbeitnehmer zur Verfügung stellen, um öffentliche Anliegen zu realisieren, sie glauben, dass sie was abgeben müssen und das entscheiden sie danach, ob sie was abgeben können oder nicht."

    Heinz Janning ist Co-Autor einer Studie der Robert-Bosch-Stiftung zum Thema Wirtschaft und Ehrenamt. Die alte Vorstellung, dass der Staat für das Soziale zuständig ist und die Wirtschaft für den Gewinn, bricht seiner Meinung nach erst langsam auf.

    "Das Dilemma ist, dass die sich nicht in die Lage versetzen können, dass das Interesse öffentliche Anliegen zu realisieren mit ihrem eigenen Interesse identisch sein kann."

    Doch auch auf seiten gemeinnütziger Einrichtungen herrscht nicht immer Begeisterung, wenn es um die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft geht, hat Dieter Schöffmann festgestellt.

    "Da ist meine Erfahrung gibt's die Reaktion, dass sofort die Musik in dem Thema entdeckt wird und man ganz heiß darauf ist und auch sagt, das ist viel spannender als Spende und Sponsoring, es gibt aber stärker noch die Reaktion, Unternehmen sollen uns ihr Geld geben, ansonsten uns in Ruhe lassen, wo kämen wir dann hin, wenn sie sich auch noch jetzt in unseren Bereich einmischen, es gibt so erste Reaktionen, wollen die jetzt hier das Heft in die Hand nehmen, also viele Vorbehalte, was aber auch mit gegenseitiger Fremdheit zu tun hat und weil es in der Tat kurzfristig nicht so bequem ist, wenn, sagen wir mal ein Marketingmensch aus dem Unternehmen ne Weile an dem Marketing eines Altenheimes mal arbeitet, da muss man sich ja dran reiben, das ist mehr Aufwand."

    Politiker verlangen von Unternehmen zunehmend mehr gesellschaftliches Engagement. 2001, im UN-Jahr des Freiwilligen-Engagements häufen sich die Appelle an die Konzerne, in einer Bürgergesellschaft mit weniger staatlicher Intervention mehr Verantwortung zu übernehmen. So ist zum Beispiel der Autohersteller Ford offenbar bereit, sich als "guter Bürger" der Gesellschaft zu beweisen.

    "Je mehr sich der Staat zurücknimmt, desto mehr müssen die Firmen einspringen, und das ist das, was Ford auch machen möchte."

    Norbert Krüger betreut das Community Service Projekt des Konzerns, bei dem Mitarbeiter sechzehn Stunden im Jahr für ehrenamtliche Arbeit freigestellt werden. Allein durch Appelle an das schlechte Gewissen oder die moralische Keule werden sich die meisten Firmen aber nicht zu Corporate Volunteering bewegen lassen. Allerdings wächst langsam auch die Erkenntnis, dass Unternehmen bei dem Konzept nicht nur geben, sondern auch profitieren können. Dieter Schöffmann:

    "In dem Moment, wo das Thema Unternehmensengagement mit Personaleinsatz ist, und ganz klar auch mit Interessen-Nutzen-Erwägungen von Seiten des Unternehmens, dass das was bringen kann, für die Personalentwicklung, fürs Image, für dieses und jenes, öffnet sich das plötzlich, ist man gesprächsbereit und ganz interessiert, bis hin das Unternehmen sagen, anhand von Beispielen, das machen wir auch, wenn man das dann corporate volunteering nennt, ja dann machen wir corporate volunteering."

    Bislang sind es vorwiegend die großen internationalen Unternehmen, die für sich die Vorteile sehen - oft auf sanften Druck ihrer Konzernzentralen im Ausland hin. Der Sportartikelhersteller Nike zum Beispiel gibt Mitarbeitern in Berlin einige Stunden pro Woche frei, in denen sie mit Aussiedlerkindern Volleyball trainieren. Die Angestellten von Timberland in München können vier Tage im Jahr bezahlt in einem Kinderheim arbeiten. Die Beratungsfirma McKinsey und der Autokonzern Daimler-Chrysler unterstützen die Tafel-Bewegung, die überschüssige Lebensmittel bei Reichen einsammelt und an Bedürftige verteilt. Doch nicht nur große Konzerne helfen. Auch immer mehr kleinere Betriebe unterstützen mit ihrem Know-how und ihrer Arbeitskraft soziale Projekte oder Umweltschutzprogramme. Bäcker verteilen Brot an Bedürftige, kleine Betriebe bauen Vereinshäuser für Fußballmannschaften, organisieren Hausaufgabenhilfe für ausländische Jugendliche oder reparieren Spielzeug in Kindergärten.

    Im Zeichen der Globalisierung gibt es bei Ford Deutschland seit kurzem einen Europabeauftragten fürs Ehrenamt. Der französische Versicherungskonzern Axa-Colonia richtete ein Büro und eine halbe Stelle ein, um das Engagement der Mitarbeiter mit Geldspenden und Logistik zu unterstützen.

    "Man lernt allmählich, dass da ganz handfeste Nutzen drinstecken, dass Unternehmensengagement mit Personaleinsatz zu ner guten Unternehmenskultur, Mitarbeitermotivation, Loyalität beitragen kann, dass es eine fantastische Personalentwicklungsmaßnahme, Qualifizierungsmaßnahme sein kann, also man entdeckt zunehmend diese Chancen."

    Ein Corporate-Volunteering-Projekt richtet sich durchaus nach dem Nutzen für das jeweilige Unternehmen. Während bei Henkel vor allem die Bindung der Mitarbeiter an den Betrieb, die Stärkung der Corporate Identity gefördert wird, will man zum Beispiel bei Siemens in München die soziale Kompetenz von Führungskräften verbessern. Deshalb arbeiten dort Manager in sozialen Einrichtungen mit Drogenabhängigen, Obdachlosen, Behinderten oder psychisch Kranken. Das Projekt nennt sich Switch - die andere Seite. Ähnliche Programme gibt es auch bei anderen Firmen.

    "Was sie dort lernen, ist mit mehr Komplexität umzugehen, als in der Industrie zum Beispiel vorhanden ist, ein Bankmanager, der in einem Obdachlosenprojekt in London arbeitete, sagte, ich habe vorher immer jemanden über, vor, unter, neben mir gehabt, der mit mir entschieden hat und mich beraten hat, hier bin ich plötzlich in der Situation allein zu entscheiden. Also in diesem Sozialfeld bekomme ich als Führungskraft nochmal Einblick in eine höhergradige Komplexität, die mir auch nützen kann für meinen Betrieb."


    Die patriotische Gesellschaft in Hamburg machte aus einer ähnlichen Idee aus der Schweiz gleich eine Weiterbildungsmaßnahme. Unternehmen zahlen beim Projekt Seitenwechsel 3000 Mark für jeden Manager, der sich in sozialen Einrichtungen mal mit einem ganz anderen Leben konfrontieren kann.

    Nicht nur Personalentwicklung, auch Nachwuchsförderung kann man durch Corporate Volunteering betreiben. Ford Deutschland schickt Azubis in Schulabgängerklassen. Dort erläutern die Lehrlinge dem zukünftigen Ausbildungsjahrgang, was sie in der Fordlehre erwarten können. Ihr Einsatz zeigt anderen Jugendlichen ein Bild aktiver Mitarbeiter, die sich mit ihrem Arbeitsplatz identifizieren. Zusätzlich erhofft sich Ford, auf diesem Wege die besten aller Jahrgänge anzusprechen, also die motivierten und interessierten Schulabgänger. Norbert Krüger:

    "Wenn jetzt jemand kommt, der tatsächlich zur Zeit in einer Ausbildung ist und sagt, pass mal auf, ich muss da dies und jenes machen und das macht mir Spaß oder vielleicht auch nicht soviel Spaß, dann ist es für die Schüler besser, ..dass da ein Kumpel dem anderen Kumpel was erzählt, und nicht so irgendein Beamter, der nicht soviel praktische Erfahrung hat. Ist also ne klassische win-win-Situation, ne dreifache winwinwin-Situation. Es bringt dem Unternehmen was, es bringt den Mitarbeitern was und letztlich ist es auch nützlich für die Organisation wo die Mitarbeiter tätig werden, für alle drei ne nützliche Sache."

    Kosten und Nutzen ergeben in diesem Fall eine ausgeglichene Bilanz. Für den global agierenden Automobilhersteller zudem eine gute Möglichkeit drohender Anonymität in seinen Riesenwerken entgegenzuwirken und Mitarbeiter ans Unternehmen zu binden. Von solch eigennützigen Argumenten aber sprechen deutsche Firmen nicht gern. Dabei starten auch in angelsächsischen Ländern Unternehmen nur solche Good-Citizenship Projekte, die zu ihnen passen und ihnen einen klaren Nutzen bringen. So wie das Projekt FIT, mit dem Ford Frauen für die Ausbildung in technischen Berufen gewinnen will - im eigenen Interesse:

    "Es ist halt immer noch schwierig, weiblichen Nachwuchs zu bekommen für den Bereich des KFZ-Baus, sowohl in der Lehre wie aber auch hinterher für die Fahrzeugtechnik im Studium, ist halt so, dass es nicht so beliebt ist bei Frauen. Wenn wir heute sehen, dass wir ne ganze Menge Kundinnen haben und die gewisse Wünsche haben, an Auto. Dann wär's natürlich sehr schön, wenn wir mehr weibliche Konstrukteurinnen hätten. Und das eben zu fördern und diesen Mädels in der Schule zu zeigen, welche Möglichkeiten sind in der Automobilindustrie, welche Möglichkeiten gibt es in der Karriereförderung, das ist also der Sinn dieses Programms "Frauen in technischen Berufen"."

    Mit dem Ergebnis ist Ford schon heute zufrieden, einige junge Frauen haben bereits betriebliche Praktika absolviert.

    Der Einsatz für diesen hohen Nutzen scheint gering. Etwa 200 Angestellte rühren für ihren Unternehmer die Werbetrommel im Ausbildungsbereich. Rund 200 Mitarbeiter engagieren sich in betriebseigenen Umweltschutzvorhaben. Sie bauen etwa Weidezäune und Kriechtunnel aus Weiden auf öffentlichen Spielplätzen. 200 weitere sind in soziale Projekte eingebunden. So zog beispielsweise die Abteilung Qualitätssicherung geschlossen los und renovierte während der Arbeitszeit eine Kölner Grundschule - Ein Betriebsausflug der besonderen Art. Norbert Krüger vergleicht:

    "Also ich hab das Gefühl, dass das ne ganz neue Erfahrung ist, dass man plötzlich etwas macht, was man gar nicht gemacht hat, was man vorher gar nicht kannte, man hat mal seinen Kollegen gesehen, wie er ne Wand streicht und nicht nur wie er irgendwelche Informationen im Computer verarbeitet - das ganz neue "Wir-Gefühl". Ich glaub schon, dass sich da n ganz neuer Teamgeist entwickelt und auch hinterher das gute Gefühl, Mensch da haben wir doch was tolles geschafft und das ist sicher auch für die Gruppe eine ganz neue Erfahrung."


    Selbstverständlich berichtete die örtliche Presse über die Streich-Aktion - während zeitgleich im Wirtschaftsteil von den Absatzproblemen ausländischer Automobilhersteller die Rede war. Ein klarer Wettbewerbsvorteil, der allerdings kaum kalkulierbar ist.

    "Ich glaube auch, dass das positiv von der Außenwelt aufgenommen wird, wenn sich eine Firma verantwortlich fühlt für die Gemeinde, in der dieses Unternehmen tätig ist. Man kann es schlecht steuern, man kann es auch schwer quantifizieren."


    Und da liegen für die Unternehmen Probleme. Zum einen sind viele deutsche Firmen skeptisch, was die öffentliche Werbung mit Corporate Volunteering Projekten angeht.

    "Entweder ist es traditionelles Ehrenamt des Unternehmens, Gutes zu tun und nicht darüber zu reden, was wie im individuellen Bereich eher zurückgehen wird, weiterer Grund kann sein, dass es noch zu sehr in den Anfängen ist, also dass man erstmal feststellen will, wird es intern akzeptiert, funktioniert es, bekommt es eine längerfristige Grundlage, weil dann macht es erst Sinn, dann ist man auch glaubwürdig, wenn man nach außen geht, also es könnte zu früh sein, oder wie ein Unternehmen sagte, wir wollen nicht, dass unsere Mitarbeiter sich als PR-Futter missbraucht fühlen."

    Zum anderen müssen die Ausgaben für Corporate Volunteering-Projekte hausintern und auch gegenüber Aktionären gerechtfertigt werden. Der Profit solcher Programme lässt sich aber nicht ohne weiteres benennen. Der Shareholder Value steht dem gesellschaftlichen Engagement von Firmen unter Umständen im Weg, erklärt Dieter Schöffmann.

    "Bis hin, bei Kapitalgesellschaften ist es ja so, dass nach Aktienrecht gar nicht so klar ist, ob ein Vorstand spenden darf, ob das nicht nur die Aktionäre dürfen. Das heißt, eine Kapitalgesellschaft, ein Vorstand, eine Geschäftsführung muss den Kapitalgebern gegenüber klar argumentieren können, was es auch für das Unternehmen bringt."

    Aktionäre erwarten harte Fakten. Und so können selbst bewährte Programme unter Druck geraten. Der Konzern IBM betreibt seit Jahren in verschiedenen Ländern ein sogenanntes Secondment-Programm, bei dem Mitarbeiter kostenlos an soziale Einrichtungen ausgeliehen werden, um dort mit ihrem Know-How zu helfen. Heinz Janning von der Robert-Bosch-Stiftung kennt das Projekt.

    "Dieses Secondment Programm hat IBM Deutschland 14 oder wie viel Jahre betrieben und inzwischen auch wieder eingestellt. Selbst der dafür verantwortliche Mitarbeiter hat mir in einem privaten Gespräch gesagt, shareholder value das ist inzwischen eine so zuschlagende Größe gewesen, dass solche Projekte auch aus solchen Gründen wieder eingestellt werden."

    In Erwartung der möglichen kritischen Fragen von Aktionären hat Ford sich entschlossen, schon mal zu erläutern, wie und warum aus dem Autobauer ein "engagierter Bürger" geworden ist:

    "Wir haben jetzt einen Report erstellt erstmalig "Connecting with the society", wo wir vorstellen, wie unser Unternehmen eingebunden ist in die Gesellschaft und welche gesellschaftliche Rolle wir übernehmen und das geht auch in die Richtung Aktionäre."

    Längerfristig betrachtet, so stellt man in den USA fest, kann ein gesellschaftliches Engagement von Unternehmen auch den Aktionären nutzen. Als der Time-Warner Konzern 1999 1,3 Millionen Stunden Lesetraining für Amerikaner organisierte, tat er nicht nur etwas Gutes für das Gemeinwesen, sondern förderte auch den eigenen Markt von morgen: Ein Verlag braucht einfach Menschen, die lesen können. Und mit Projekten zur Integration oder für den Umweltschutz kann man Produktionsstandorte auf Dauer aufwerten, mit Aktionen gegen Fremdenhass das eigene Image polieren. Umgekehrt wirkt es sich negativ aus, wenn ein Unternehmen sich gegenüber der Gesellschaft in der es agiert, gleichgültig zeigt. Nachrichten über schlechtes Verhalten eines Konzerns verbreiten sich im Informationszeitalter in Windeseile über den gesamten Erdball. Mit den entsprechenden Folgen für den Verkauf von Produkten.

    "Ich glaube, was stattfindet mit solchen Programmen ist eine Reintegration von Wirtschaft in die Gesellschaft, so dass was mit dieser ganzen Shareholder-Diskussion stattfindet, ist ja ne Verschärfung des Abkoppelns, man kuckt, das Unternehmen macht Profit, der Staat soll das möglichst liberal gestalten und den Rest regeln. Und in den USA läufts ja stärker so, dass man von Shareholder Value schon weg ist, zu Stakeholder, also den Interessengruppen, dass Kunden, Mitarbeiter auch zu berücksichtigen sind, da findet auch wieder eine Verschränkung statt, also dass Unternehmen nicht einfach gegen die Gesellschaft agieren. Das ist langfristig zum Nutzen der Gesellschaft."