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Guter Rat für Kranke

Wer krank wird, braucht häufig nicht nur Behandlung, sondern auch guten Rat: Welche Alternativen gibt es zur Behandlung, wo soll ich mich operieren lassen, was sind die Risiken? Hilfe bei solchen Fragen können sich Patienten von einer neuen Unabhängigen Patientenberatung erhoffen.

Von Dieter Nürnberger |
    Hierbei haben sich Institutionen zusammengeschlossen, die auf diesem Gebiet der Patientenberatung bereits über Erfahrungen verfügen. Zum einen ist es der Sozialverband Deutschland, der Verbraucherzentrale Bundesverband, der Verbund unabhängige Patientenberatung und auch die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen. Übergeordnetes Ziel ist, dass Patienten zu mündigeren Versicherten werden sollen und sich somit auch besser im recht unübersichtlichen Gesundheitswesen orientieren können.

    Das heute gestartete Projekt ist erst einmal auf fünf Jahre angelegt. Die Beratung wird kostenlos für die Patienten sein. Und Edda Müller vom Verbraucherzentrale Bundesverband kann sich sämtliche Bereiche des Gesundheitswesens als Ausgangspunkt für mögliche Fragen der Patienten vorstellen:

    "Das kann die Frage sein, welche Klinik ist bei bestimmten Erkrankungen eine Empfehlung wert? Die Qualitätstransparenz im Gesundheitswesen ist eine Hauptaufgabe der Patientenberatung. Aber es gibt auch viele Bereiche, die eher juristischer Natur sind. Beispiel: Wird eine Leistung von einer Krankenkasse abgelehnt - wie kann man sich dagegen wehren? Ist es rechtlich zulässig? Es geht also um eine ganze Palette an Themen. Das Gesundheitssystem wird ja auch immer unübersichtlicher. Da müssen Fragen beantwortet werden."

    Dieser Wunsch nach Übersichtlichkeit, nach Transparenz scheint auch statistisch begründet. So vermissen beispielsweise 61 Prozent der Patienten in Deutschland Aufklärung über Behandlungsalternativen. Knapp die Hälfte gab in einer Untersuchung an, dass sie selten oder nie bestimmte Behandlungsziele erklärt bekommen. Rund ein Viertel gab zudem an, dass sie durchaus schon einmal widersprüchliche Aussagen von verschiedenen Ärzten bekommen haben. Weitere mögliche Fragen betreffen etwa auch Nebenwirkungen von Medikamenten.

    Fragen über Fragen also, und man darf davon ausgehen, dass dieses Bedürfnis nach Antworten auch künftig nicht geringer werden wird, da sind sich die Partner bei der Unabhängigen Patientenberatung sicher. Erwin Dehlinger sitzt im AOK-Bundesvorstand, er vertrat heute die Spitzenverbände der Krankenkassen:

    "Es gibt ja viele Beratungsangebote in Deutschland, etwa die der Krankenkassen, aber auch die von Krankenhäusern oder von Ärzten. Und jetzt kommt ein neues Segment dazu: nämlich unabhängige Einrichtungen, die von den Spitzenverbänden der Krankenkassen gefördert werden. Es geht aber auch darum, dass sich Patienten kostenbewusst verhalten, mehr Eigenverantwortung wahrnehmen. Das sind Ziele, die wir hier verfolgen."

    Dahinter steckt also auch der Gedanke, dass ein transparenteres System letztendlich auch zu einer Kostenersparnis im Gesundheitswesen beisteuern kann. Eine Frage ist natürlich, wenn die Krankenkassen mit an Bord sind, kann dann eigentlich eine unabhängige Beratung gewährleistet sein? Und diese Frage wird von Erwin Dehlinger wie folgt beantwortet.

    "Wir sind zwar der Geldgeber und auch die Verantwortlichen für dieses Modellvorhaben. Wir werden aber keinen Einfluss auf die eigentliche Beratungstätigkeit ausüben. Das, was vor Ort geleistet wird, passiert unabhängig. Und auch Privatpatienten können sich an uns wende, obwohl wir es als Krankenkassen falsch finden, dass sich die privaten Versicherer nicht an der Förderung des Projekts beteiligen.""

    Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen setzt auf das persönliche Engagement der Berater vor Ort. Deren Professionalität werde die Unabhängigkeit unter Beweis stellen. Es gibt 26 Beratungsstellen direkt vor Ort im gesamten Bundesgebiet. Seit heute läuft auch die eigene Homepage im Internet - www.unabhaengige-patientenberatung.de. Und man erwartet, dass ein Großteil der Beratung über das Telefon laufen wird: 01803 - 11 77 22 lautet hier die Nummer. Und wie gesagt: Die Beratung ist kostenlos, die Telefongebühren müssen aber vom Ratsuchenden getragen werden.