Was für eine tolle Party! Alle sind sie gekommen: die Medienpsychologen, Medienphilosophen, Medienwächter, Medienhistoriker, Mediensoziologen, Medienkulturfor...
So. Jetzt sind die 160 Zeichen voll und da ist sie sich ja treu geblieben, die SMS. Eine SMS bietet heute wie vor 10 Jahren Raum für 160 Zeichen. Deshalb würden auch nur besonders großzügige Menschen, Wahnsinnige oder experimentelle Schriftsteller in einer SMS über die SMS nachdenken. Nein, die SMS wird eher auf Kongressen und in Publikationen auseinandergenommen. Diese produzieren Sätze, die das 160-Zeichen Pensum locker sprengen – wie in einer Untersuchung der Zeitschrift für Medienpsychologie:
Abgesehen von kommunikativen Funktionen und Gratifikationen, die mit den interpersonalen SMS-Botschaften einhergehen, beinhaltet SMS-Nutzung auf nicht-personaler Ebene auch schlicht einen Zeitvertreib sowie eine Auseinandersetzung mit neuer Technik, was bei Höflich und Rössler (2001) als "Nutz- Spaß" zusammengefasst wird.
Tippt man hier einfach nur die Jahreszahl "2001" nicht mit, lässt sich der Satz schon in nur zwei SMSen verschicken, á je durchschnittlich 20 Cent. Das viel romantischer anmutende Telegramm würde bei einem solchen Textumfang 23 Euro und einen Cent kosten, ohne Schmuckblatt, am Wochenende kämen noch mal 10 Euro 23 drauf.
Mediennostalgie hat eben ihren Preis. Und Telegramme verschicken heute wirklich nur noch Nostalgiker. Das war Mitte des 19. Jahrhunderts ganz anders: Das Morse-Telegramm war das Medium des Fortschritts. Die Technik feierte sich selbst - nachdenkliche Geister sahen hingegen den sprachlichen Reichtum bedroht. Jedes Wort kostete, Geld und technische Umstände ließen angeblich keinen Platz für Kreativität. Dafür boomten die Abkürzungen....
Die SMS treibt dies weiter: Die meisten neuen Mobiltelefone bedienen sich heute einer Spracherkennungssoftware wie zum Beispiel "T9". Die Idee erscheint sinnvoll: Die Tastatur des Mobiltelefons umfasst nur mindestens 9 Tasten, die bei den 26 Buchstaben des Alphabets mehrfach belegt sind und somit mehrfach gedrückt werden müssen. Intelligente Softwares schlagen dem SMSer heute bei nur einmaligem Drücken Wörter aus einem kleinen Wörterbuch vor. Das kennt allerdings seltener benutzte Wörter nicht und schlägt so oft ziemlich langweiligen Unsinn vor. "Die SMS schränkt die Kreativität ein", brüllen also die Medienkritiker. Und die Medienlinguistiker beobachten einen Boom der Abkürzungen, schließlich zählt jeder Buchstabe. H D G D L G heißt: "Hab dich ganz doll lieb Gunter" oder: "Hast Du gestern den Luhmann gelesen?"
Neue Techniken bringen neue Kommunikationsmedien mit sich. Und die neuen Medien bringen neue Berufe hervor wie - Medienpsychologen, Medienphilosophen, Medienwächter, Medienhistoriker, Mediensoziologen, Medienkulturforscher.
Sie alle sind auf den 10. Geburtstag der SMS eingeladen. Solange Kinder noch klein sind, spricht man umso lauter über sie. Bald aber mutiert die SMS endgültig zum pickligen Teenager, ihre Sprache wird ins Stocken geraten und ständig beleidigt klingen. Kein Wunder, nebenan sitzt im Kinderzimmer der kleine Bruder MMS - Multi Media Messaging, der heute mit noch grobkörnigen Bildern um sich wirft. Heute fragen die versammelten Medienskeptiker: Wer braucht das schon? Also, noch mal eine Nacht drüber schlafen, alle ab ins Bett. Und auch der Geliebte verschickt Küsse für eine gute Nacht, die zuvor den SMS-Spracherkennungsdienst T9 durchlaufen haben: "Viele Kurse! Gute Macht!"
Dada lebt – SMS sei Dank!
So. Jetzt sind die 160 Zeichen voll und da ist sie sich ja treu geblieben, die SMS. Eine SMS bietet heute wie vor 10 Jahren Raum für 160 Zeichen. Deshalb würden auch nur besonders großzügige Menschen, Wahnsinnige oder experimentelle Schriftsteller in einer SMS über die SMS nachdenken. Nein, die SMS wird eher auf Kongressen und in Publikationen auseinandergenommen. Diese produzieren Sätze, die das 160-Zeichen Pensum locker sprengen – wie in einer Untersuchung der Zeitschrift für Medienpsychologie:
Abgesehen von kommunikativen Funktionen und Gratifikationen, die mit den interpersonalen SMS-Botschaften einhergehen, beinhaltet SMS-Nutzung auf nicht-personaler Ebene auch schlicht einen Zeitvertreib sowie eine Auseinandersetzung mit neuer Technik, was bei Höflich und Rössler (2001) als "Nutz- Spaß" zusammengefasst wird.
Tippt man hier einfach nur die Jahreszahl "2001" nicht mit, lässt sich der Satz schon in nur zwei SMSen verschicken, á je durchschnittlich 20 Cent. Das viel romantischer anmutende Telegramm würde bei einem solchen Textumfang 23 Euro und einen Cent kosten, ohne Schmuckblatt, am Wochenende kämen noch mal 10 Euro 23 drauf.
Mediennostalgie hat eben ihren Preis. Und Telegramme verschicken heute wirklich nur noch Nostalgiker. Das war Mitte des 19. Jahrhunderts ganz anders: Das Morse-Telegramm war das Medium des Fortschritts. Die Technik feierte sich selbst - nachdenkliche Geister sahen hingegen den sprachlichen Reichtum bedroht. Jedes Wort kostete, Geld und technische Umstände ließen angeblich keinen Platz für Kreativität. Dafür boomten die Abkürzungen....
Die SMS treibt dies weiter: Die meisten neuen Mobiltelefone bedienen sich heute einer Spracherkennungssoftware wie zum Beispiel "T9". Die Idee erscheint sinnvoll: Die Tastatur des Mobiltelefons umfasst nur mindestens 9 Tasten, die bei den 26 Buchstaben des Alphabets mehrfach belegt sind und somit mehrfach gedrückt werden müssen. Intelligente Softwares schlagen dem SMSer heute bei nur einmaligem Drücken Wörter aus einem kleinen Wörterbuch vor. Das kennt allerdings seltener benutzte Wörter nicht und schlägt so oft ziemlich langweiligen Unsinn vor. "Die SMS schränkt die Kreativität ein", brüllen also die Medienkritiker. Und die Medienlinguistiker beobachten einen Boom der Abkürzungen, schließlich zählt jeder Buchstabe. H D G D L G heißt: "Hab dich ganz doll lieb Gunter" oder: "Hast Du gestern den Luhmann gelesen?"
Neue Techniken bringen neue Kommunikationsmedien mit sich. Und die neuen Medien bringen neue Berufe hervor wie - Medienpsychologen, Medienphilosophen, Medienwächter, Medienhistoriker, Mediensoziologen, Medienkulturforscher.
Sie alle sind auf den 10. Geburtstag der SMS eingeladen. Solange Kinder noch klein sind, spricht man umso lauter über sie. Bald aber mutiert die SMS endgültig zum pickligen Teenager, ihre Sprache wird ins Stocken geraten und ständig beleidigt klingen. Kein Wunder, nebenan sitzt im Kinderzimmer der kleine Bruder MMS - Multi Media Messaging, der heute mit noch grobkörnigen Bildern um sich wirft. Heute fragen die versammelten Medienskeptiker: Wer braucht das schon? Also, noch mal eine Nacht drüber schlafen, alle ab ins Bett. Und auch der Geliebte verschickt Küsse für eine gute Nacht, die zuvor den SMS-Spracherkennungsdienst T9 durchlaufen haben: "Viele Kurse! Gute Macht!"
Dada lebt – SMS sei Dank!