Der Anlass bezieht sich speziell auf Schafe und Ziegen, weil man in England festgestellt hat, als man dort experimentell Schafe mit Rinderhirnen von erkrankten Tieren, dass BSE, also die Rindererkrankung auch auf Schafe übertragbar ist. Und jetzt soll durch dieses Monitoringvorhaben untersucht werden, ob es bei Schafen ein entsprechendes BSE-Geschehen gibt.
Bei einem positiven Ergebnis, ist dennoch offen, um welche TSE-Erkrankung es sich handelt. BSE oder Scrapie:
Wenn unser Test positiv anschlägt, begründet sich erst einmal ein Verdacht. Und die Proben kommen dann früher nach Tübingen, zu einem zentralen Bundeslabor, das sich heute auf der Insel Riems befindet. Und dort wird dann weitergehend differenziert untersucht.
Die Untersuchungen auf Scrapie wurden bei Schafen und Ziegen bisher schon durchgeführt. In Deutschland gab es 2000 keine Fälle, 1999 fand man drei Tiere, die an Scrapie erkrankt waren. Anders sieht es in den Niederlanden aus. Dort gab es 2000 18 Fälle von Scrapie bei Schafen. In England sogar 555. Die Aufmerksamkeit für die TSE-Erkrankung Scrapie hat sich seit BSE erhöht. In England geht man daher weiter, als bloß zu testen. Es soll - so Dr. Werner Lüpping, Tierzuchtexperte bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein - ein entsprechendes Zuchtprogramm gefahren werden. Weil man weiß, dass einzelne Rassen eine Resistenz gegen den Scrapieerreger entwickeln.
In England läuft es so ab, dass die männlichen Schafe geblutet werden. Man nimmt also eine Blutprobe, und kann dann feststellen, welche erbliche Veranlagung diese Tiere haben. Man kann diese Tiere dann einteilen in verschiedene Klasse. Und die Tiere, die dann resistent sind, die werden ausgesucht für die nächste Generation.
In den Niederlanden wurde ein ähnliches Programm aufgelegt. Und in Deutschland gibt es auch seit drei Jahren Bestrebungen, diese Genotypisierung durchzuführen. Allerdings besteht dabei zunächst noch ein Finanzierungsproblem. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die sich mit der Frage der Resistenzzüchtungen gegen Scrapie beschäftigt, befürchtet zur Zeit noch, dass solche Verdrängungszuchten zum Verschwinden wichtiger Rassemerkmale oder sogar ganzer Rassen führen könnten. Deshalb sollen die Ergebnisse der jetzt angelaufenen TSE-Untersuchungen erst abgewartet werden. Dr. Werner Lüpping hält dies für völlig überzogen:
Es hängt wirklich davon ab, in welchem Umfang dieses Resistenzgen auftritt. Wenn wir einen Umfang von 30,40 Prozent haben ist überhaupt kein Thema. Es ist problemlos danach zu selektieren. Wir haben bei einigen Rassen noch nicht ausreichende Informationen, um die Genfrequenzen zu schätzen. Es gibt ein Programm koordiniert auf Bundesebene, dass bei kleineren Rassen mit unzureichenden Kenntnisse, die Genotypisierung vorangetrieben wird, so dass man dann Mitte-Ende des Jahres noch genauere Aussagen haben.
In Schleswig-Holstein wird seit drei Jahren die Genotypisierung bei den häufigsten Rassen bereits freiwillig durchgeführt. Und Werner Lüpping hat festgestellt, dass die Züchter schon danach handeln:
Man muss das Ganze eingebettet sehen in den europäischen Rahmen, und die Schafzüchter haben erkannt, dass sie ohne Zucht auf Resistenz auf Dauer nicht konkurrenzfähig bleiben gegenüber den Kollegen aus den Niederlanden und aus Großbritannien.