Herzlich willkommen zu zwei Werken alter Meister, die unterschiedlicher kaum gedacht werden können. Das eine ein wenig gespieltes Meisterstück Händels, das andere eine noch seltener zu hörende Gelegenheitsbearbeitung Bachs. Beginnen wir mit Georg Friedrich Händel und dessen umfangreicher Pastoral-Ode "Allegro, il Penseroso ed il Moderato - Der Heitere, der Grüblerische und der Gemäßigte". Das Werk wird abgekürzt auch "L’Allegro" genannt, und dies zu recht; denn das heitere Element überwiegt in diesem barocken Dialog der Temperamente. Erschienen ist das Ganze bei Virgin Classics auf einer Doppel-CD mit ziemlich auserlesenen Solisten, dem Bach-Choir und dem Ensemble Orchestral Paris unter Leitung von John Nelson. Händel hantiert in dieser Pastoral-Ode bravourös mit sämtlichen Spielsachen des Barock, und zu den größten Erfolgen der damaligen Aufführungen zählte die Lach-Arie "Haste thee Nymph". Die gefiel namentlich bei Hofe, ganz nach dem Motto: Majestät lassen lachen! Und es ist ein Stück, wie geschaffen für den virtuosen Tenor Ian Bostridge. * Musikbeispiel: Georg Friedrich Händel - aus: "L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato"
Ian Bostridge mit der Lach-Arie des "Allegro", des Heiteren, aus "L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato" von Georg Friedrich Händel. Diese Pastoral-Ode basiert auf Texten von John Milton, die von den Librettisten James Harris und Charles Jennens einigermaßen musikgerecht bearbeitet wurden. Im wesentlichen handelt es sich um einen sehr ausführlichen Dialog zwischen dem Heiteren und dem Grüblerischen, und nur im dritten Teil kommt auch einmal der mäßigende "Moderato" zu Wort und verkündet jene Haltung, die dann hundert Jahre später im viktorianischen Zeitalter bestimmend für die englische Erziehung wurde und die sich in dem pädagogischen Motto britischer Gouvernanten kurz zusammenfassen läßt: Don’t be exited!
Händels Sympathien gehören dem heiteren Naturell. Aber er beläßt es nicht bei der Auseinandersetzung der Charaktere. Die trotz der Bearbeitung noch assoziationsreichen Texte lassen ein Gemisch entstehen, bei dem die Naturschilderung mit einbezogen wird, ganz in der Tradition des Pastorale, und wenn Händel da an einigen Stellen an Vivaldi erinnert, so nimmt er an anderen kühn Beethovens Pastoralsymphonie vorweg. Natürlich hört man auch allerorten den gewieften Opernkomponisten heraus. Eines der Hauptstücke ist die Sopranarie "Sweet bird - süßer Vogel" für Sopran, obligate Soloflöte und Orchester, die von Lynne Dawson mit bezauberndem Charme gesungen und von Clara Novakova mit ebensolchem geflötet wird. * Musikbeispiel: Georg Friedrich Händel - aus: "L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato"
Diese Pastoral-Ode Händels ist gewiß eines der abwechslungsreichsten Stücke aus dem Barock, und man wundert sich, daß sich die Regisseure nicht schon geradezu darauf gestürzt haben. Nicht auszudenken, was ein Jean-Pierre Ponnelle an Bildern dazu hätte erfinden können. Die meisten der Charakterstücke sind übrigens ausgesprochen kurz, mit Ausnahme der soeben gehörten Arie, die Händel wohl besonders am Herzen lag und die völlig aus dem Rahmen fällt. Ungemein reich sind auch die Chöre ausgefallen. Auch da reicht es vom musikalischen Gelächter bis zu Momenten, die man in einer Passion erwarten würde und wo Händel Klänge findet, die tatsächlich eher an den Kollegen Bach gemahnen. Am Schluß des ersten Teils zum Beispiel kippt die Stimmung in einer genial komponierten Wendung um. Zunächst sind alle happy, wozu das Carillon von Jory Vinikour entscheidend beiträgt, und dann kommt die Musik innerhalb weniger Modulationen ins Grübeln. * Musikbeispiel: Georg Friedrich Händel - aus: "L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato"
Soweit Händels Pastoral-Ode "L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato", auf einer Doppel-CD bei Virgin erschienen, und zwar mit dem Bach Choir und dem Ensemble Orchestral de Paris unter der Leitung von John Nelson. Die Aufnahme ist nahezu perfekt zu nennen. Lediglich die Baßgruppe nervt ein bißchen mit einem Einheits-Detaché und jenem genormten Sicherheitsabstand zwischen den Noten, der alles so gleichmäßig marschieren läßt, als handele es sich beim General Baß um eine militärische Dienstbezeichnung. Aber dieses Phänomen ist offenbar so leicht nicht auszurotten.
Ian Bostridge mit der Lach-Arie des "Allegro", des Heiteren, aus "L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato" von Georg Friedrich Händel. Diese Pastoral-Ode basiert auf Texten von John Milton, die von den Librettisten James Harris und Charles Jennens einigermaßen musikgerecht bearbeitet wurden. Im wesentlichen handelt es sich um einen sehr ausführlichen Dialog zwischen dem Heiteren und dem Grüblerischen, und nur im dritten Teil kommt auch einmal der mäßigende "Moderato" zu Wort und verkündet jene Haltung, die dann hundert Jahre später im viktorianischen Zeitalter bestimmend für die englische Erziehung wurde und die sich in dem pädagogischen Motto britischer Gouvernanten kurz zusammenfassen läßt: Don’t be exited!
Händels Sympathien gehören dem heiteren Naturell. Aber er beläßt es nicht bei der Auseinandersetzung der Charaktere. Die trotz der Bearbeitung noch assoziationsreichen Texte lassen ein Gemisch entstehen, bei dem die Naturschilderung mit einbezogen wird, ganz in der Tradition des Pastorale, und wenn Händel da an einigen Stellen an Vivaldi erinnert, so nimmt er an anderen kühn Beethovens Pastoralsymphonie vorweg. Natürlich hört man auch allerorten den gewieften Opernkomponisten heraus. Eines der Hauptstücke ist die Sopranarie "Sweet bird - süßer Vogel" für Sopran, obligate Soloflöte und Orchester, die von Lynne Dawson mit bezauberndem Charme gesungen und von Clara Novakova mit ebensolchem geflötet wird. * Musikbeispiel: Georg Friedrich Händel - aus: "L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato"
Diese Pastoral-Ode Händels ist gewiß eines der abwechslungsreichsten Stücke aus dem Barock, und man wundert sich, daß sich die Regisseure nicht schon geradezu darauf gestürzt haben. Nicht auszudenken, was ein Jean-Pierre Ponnelle an Bildern dazu hätte erfinden können. Die meisten der Charakterstücke sind übrigens ausgesprochen kurz, mit Ausnahme der soeben gehörten Arie, die Händel wohl besonders am Herzen lag und die völlig aus dem Rahmen fällt. Ungemein reich sind auch die Chöre ausgefallen. Auch da reicht es vom musikalischen Gelächter bis zu Momenten, die man in einer Passion erwarten würde und wo Händel Klänge findet, die tatsächlich eher an den Kollegen Bach gemahnen. Am Schluß des ersten Teils zum Beispiel kippt die Stimmung in einer genial komponierten Wendung um. Zunächst sind alle happy, wozu das Carillon von Jory Vinikour entscheidend beiträgt, und dann kommt die Musik innerhalb weniger Modulationen ins Grübeln. * Musikbeispiel: Georg Friedrich Händel - aus: "L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato"
Soweit Händels Pastoral-Ode "L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato", auf einer Doppel-CD bei Virgin erschienen, und zwar mit dem Bach Choir und dem Ensemble Orchestral de Paris unter der Leitung von John Nelson. Die Aufnahme ist nahezu perfekt zu nennen. Lediglich die Baßgruppe nervt ein bißchen mit einem Einheits-Detaché und jenem genormten Sicherheitsabstand zwischen den Noten, der alles so gleichmäßig marschieren läßt, als handele es sich beim General Baß um eine militärische Dienstbezeichnung. Aber dieses Phänomen ist offenbar so leicht nicht auszurotten.