Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv


"Händler in Sachen Angst"

Vergangene Woche wurde dem niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders die Einreise nach Großbritannien verweigert. Wilders ist demokratisch gewähltes Parlamentsmitglied und folgte der Einladung eines Kollegen des britischen Oberhauses. Seine Ansichten lässt sich Wilders seit jeher nicht verbieten.

Von Kerstin Schweighöfer | 16.02.2009
    "Der Koran ist ein faschistisches Buch und mit Hitlers 'Mein Kampf' zu vergleichen. Deshalb muss er verboten werden. Der Islam ist weniger eine Religion, sondern vielmehr eine Ideologie - eine totalitäre Ideologie, die nur dem Islam selbst Raum bietet. Deshalb ist der Vergleich mit 'Mein Kampf' angebracht. Da lasse ich mir nicht den Mund verbieten."

    Obwohl er ein Buch verbieten lassen will, sieht er sich als Hüter der Meinungsfreiheit:

    Geert Wilders, 45 Jahre alt, geboren in der Grenzstadt Venlo und Gründer der fremdenfeindlichen "Partei für die Freiheit" PVV. Der Mann mit dem hochblond gefärbten Haarschopf will die Niederlande vor dem Untergang bewahren. Wie ein Tsunami, so warnt er unermüdlich, werde der Islam über Europa hereinbrechen. Im letzten Jahr beschloss er deshalb auch – entgegen aller Warnungen – seinen umstrittenen Anti-Islam-Film FITNA zu zeigen. "Die Moslems reißen uns in den Abgrund!" prophezeit er. Ministerpräsident Balkenende müsse die Islamisierung der Niederlande umgehend stoppen.

    Für seine Gegner ist Wilders ein Scharfmacher, der immer wieder Öl ins Feuer gießt anstatt Brücken zu bauen. Der niederländische Schriftsteller Geert Mak bezeichnet Wilders als "Händler in Sachen Angst".

    Seine politische Karriere begann bei der rechtsliberalen VVD-Partei, doch wegen seiner extremen Auffassungen trennte er sich im Streit von ihr. Zunächst schien er politisch erledigt, doch dann besorgte ihm der Mord an dem islamkritischen Regisseur Theo van Gogh 2004 einen ungeahnten Popularitätsschub: Bei den letzten Parlamentswahlen 2006 eroberte seine PVV aus dem Stand neun der 150 Abgeordnetensitze.

    Wegen seiner religionsfeindlichen Sprüche wird Wilders jetzt zwar strafrechtlich verfolgt - wegen Aufstachelung zum Hass, Diskriminierung und Beleidigung. Das hat das Oberste Gericht in Amsterdam Ende Januar bekannt gemacht. Doch Wilders rechnet mit Freispruch:

    ""Die Richter ticken nicht ganz richtig", schimpfte er und sprach von einem "schwarzen Tag für die Meinungsfreiheit" – Worte, die er auch letzte Woche in London gebrauchte, als ihm die Einreise verweigert wurde."