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Haftbefehl gegen Gaddafi-Sohn

Am Donnerstag erließ Interpol Haftbefehl gegen Al-Saadi Gaddafi, Sohn des gestürzten libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi. Dem Junior werden Delikte in seiner Zeit als Chef des libyschen Fußball-Verbandes angelastet.

Von Thomas Kistner | 29.09.2011
    Libyens neue Regenten forderten den Haftbefehl gegen Al-Saadi Gaddafi, der sich vermutlich im Niger befindet, wegen "Veruntreuung von Eigentum durch Gewalt und bewaffnete Einschüchterung, während er den libyschen Fußball-Verband leitete". Dies gab Interpol bekannt.

    Gaddafi junior hielt sich für einen der größten Fußballer Afrikas. Eine insgesamt etwa halbstündige Karriere in Italiens Profi-Fußball beim AC Perugia und in Turin finanzierte ihm der Vater Anno 2001: Damals erwarb Libyen 7,5 Prozent am Traditionsklub Juventus. Ins eigene Nationalteam gelangte Saadi ebenso leicht wie an die Spitze des Verbandes und des Erstligaklubs Al Ittihad.

    Gute Tipps über Gaddafi junior könnte sich Interpol von einem gemeinsamen Bekannten einholen, der die Polizeibehörde kürzlich mit einer 20-Millionen-Euro-Spende zur Wettmafia-Bekämpfung in Asien ausgestattet hat: Sepp Blatter. Der Fifa-Boss besaß in Gaddafi junior jahrelang einen treuen Fürsprecher. Vor allem beim Fifa-Wahlkongress 2002 in Seoul, als Blatter seinen Thron gegen Afrikas Fußballpräsident Issa Hayatou verteidigte. Damals diskreditierte Al-Saadi Gaddafi, der mit einer Position als Fifa-Vizepräsident liebäugelte, den eigenen Kontinentalchef und lobte Blatters Fifa-Entwicklungshilfe.

    Fußballgelder zum eigenen Zweck setzte Al-Saadi schon damals ein: So unterhielt sein libyscher Verband so genannte Kooperationsverträge mit 17 schwarzafrikanischen Föderationen. Ghana zum Beispiel kassierte 200 000 US-Dollar und musste sich dafür bei allen Wahlen in Fifa oder Afrika-Verband Caf an Libyens Vorgaben halten. Das Verhältnis zur Fifa kühlte erst ab, als Lib yen bei der WM-Vergabe 2010 an Südafrika scheiterte.