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Halbjahresbilanz
E.ON verdient weniger

Deutschlands größter Energieversorger E.ON kämpft weiterhin mit wegbrechenden Gewinnen angesichts der niedrigen Strompreise. Vor allem viele herkömmlichen Kraftwerke sind derzeit nicht wirtschaftlich zu betreiben, hieß es bei der Vorstellung von E.ONs Halbjahresbilanz. Richten soll es der angekündigte Konzernumbau.

Günter Hetzke im Gespräch mit Ursula Mense | 12.08.2015
    Die Hauptverwaltung der E.ON Ruhrgas in Essen-Rüttenscheid
    Die Hauptverwaltung der E.ON Ruhrgas in Essen-Rüttenscheid (dpa / picture alliance / Horst Ossinger)
    Ursula Mense: Deutschlands größter Energieversorger E.ON hat heute seine Halbjahresbilanz vorgelegt. Vor allem aber haben wir in Erinnerung, dass E.ON seinen Konzern umbauen will. Und dafür gibt es ja Gründe, die sich möglicherweise auch in den Zahlen finden lassen. Günter Hetzke aus unserer Wirtschaftsredaktion: Tun sie das oder anders gefragt: Wie ist das erste Halbjahr bei EON gelaufen?
    Günter Hetzke: Es war noch die Bilanz des Gesamtkonzerns. Und es bleibt dabei: Vor allem viele herkömmliche Kraftwerke sind derzeit nicht wirtschaftlich zu betreiben. Angesichts der niedrigen Strompreise brechen dem Konzern weiter die Gewinne weg. Im ersten Halbjahr ging es erneut runter um gut 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf nur noch knapp 1,2 Milliarden Euro.
    Konzernumbau kommt gut voran
    Mense: Der Konzern hat ja angekündigt, sich zum Jahreswechsel aufzuspalten, und zwar recht radikal. Das herkömmliche Geschäft mit Kohle, Gas und Atom soll ausgelagert werden. Wie weit ist man damit gekommen?
    Hetzke: Man sei auf gutem Weg, wie heute noch einmal betont wurde. Bei der Durchforstung von Personal und Unternehmensteilen war heute immer nur von hunderten und tausenden Bereichen die Rede. Also, da bleibt anscheinend kein Stein auf dem anderen. Die Kernmarke E.ON mit den Bereichen erneuerbare Energien, Energienetze und Kundenbetreuung wird dann in Essen ihren Firmensitz haben. Der von ihnen angesprochene neue Bereich, wird in eine Gesellschaft mit Namen Uniper ausgelagert, dann mit Sitz in Düsseldorf. Und der Konzern ist überzeugt, dass die Aufspaltung wichtig ist, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
    "Unsere künftige fokussierte Aufstellung in zwei Unternehmen bietet dafür die besten Chancen. Bei der beschlossenen Neuaufstellung handelt es sich um eine echte Teilung der jetzigen E.ON im Sinne der Schaffung von zwei neuen Unternehmen mit allen rechtlichen und strukturellen Konsequenzen", so der neue Finanzvorstand Michael Sen.
    E.ON versprich: Rücklagen für Atomentsorgung sind ausreichend
    Mense: Ein Vorwurf lautet ja, dass EON versuche, sich durch die Abspaltung der Atomsparte vor der finanziellen Verantwortung zu drücken. Hat man darauf heute reagiert?
    Hetzke: Oh ja. Die Energieexpertin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Claudia Kemfert, hatte sich ja gerade heute erst wieder für eine stärkere Haftungsregelung für Atomkraftwerksbetreiber als bisher ausgesprochen. E.ON-Chef Johannes Teyssen hat sich bei diesem Punkt hörbar verärgert gezeigt, sprach von einem Sommerlochthema, also gut für Schlagzeilen in nachrichtenarmen Tagen, und hat betont:
    "Stand Ende letzten Jahres hatten wir 16,6 Milliarden Rückstellungen für Kernenergie allein in Deutschland vorgenommen. Das kann sich auch im internationalen Vergleich mehr als sehen lassen. Bei einem verantwortungs- und kostenbewussten Umgang mit der Entsorgungsaufgabe lassen sich die Herausforderungen aus unserer Sicht mit den gegebenen Mitteln natürlich lösen. Ich betone noch einmal: Die künftige Uniper soll so aufgestellt sein, wie E.ON es ist, dass sie die Kernenergie-Verpflichtungen voll und ganz erfüllen kann."
    Diese Aussage wird allerdings die Umweltverbände sicherlich nicht überzeugen.
    Mense: Vielleicht noch zum Schluss ein Wort zu den sogenannten Kapazitätsreserven. Die Bundesregierung will ja Braunkohlekraftwerke zwischen 2017 und 2020 vom Netz nehmen, sie sollen aber als Reserve dienen, wenn es mal eng wird bei der Stromversorgung. Dafür sollen die die Konzerne Prämien erhalten. Wie kommt das an bei EON?
    Hetzke: Natürlich reibt man sich die Hände, freut sich über das zusätzliche Geld. Aber hier gilt glatt die Devise: Kaum wird ihnen der kleine Finger gereicht, wollen sie gleich die ganze Hand:
    "Die angekündigten Veränderungen im Strommarkt, zum Beispiel das Zulassen von Preisspitzen oder die Kapazitätsreserven für Ausnahmefälle helfen, aber greifen zu kurz. Einen mittel- und langfristig verlässlichen Rahmen gewähren sie jedenfalls nicht. Andere Länder sehen das Thema Sicherheit der Stromversorgung längst realistischer. In Großbritannien, Frankreich, Italien und Belgien ist der Weg zu sogenannten Kapazitätsmechanismen bereits beschritten, beziehungsweise vorgezeichnet", so der E.ON-Konzernchef.