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Halbleiterkonzern Infineon spürt Gegenwind

Ein Rekordjahr war das vergangene Geschäftsjahr für den Halbleiterkonzern Infineon. Bei der Jahresbilanz hatte Vorstandschef Peter Bauer allerdings darauf hingewiesen, dass der weitere Ausblick trübe sei. Nun wurden die ersten Quartalszahlen für das neue Geschäftsjahr vorgelegt: der Umsatz ist gesunken.

Von Gabriel Wirth | 01.02.2012
    Gleich zu Beginn einer Telefonkonferenz hat Infineon-Chef, Peter Bauer die europäischen Politiker kritisiert und für die Unsicherheit an den Märkten verantwortlich gemacht. Neben dem langsameren Wachstum in China und den Turbulenzen an den Finanzmärkten sieht der Spitzenmanager die größte Gefahr für eine Abkühlung der Weltwirtschaft in der europäischen Schuldenkrise:

    "Es gibt ein reales Dilemma, die Märkte wollen verlässliche Aussagen, wie das Schuldenproblem zu lösen ist und die Politik ist gefangen im taktischen Verhalten. Derzeit erleben wir eher Nationalstaaterei, damit lässt sich natürlich die ein oder andere Wahl vielleicht gewinnen, doch auf dem Spiel steht viel mehr, im globalen Wettbewerb um Wachstum und Wohlstand werden wir nur mit einer Strategie gewinnen, die Europa als Ganzes stärkt."

    Bauer dürfte damit wohl vielen Managern aus der Seele spielen. Die globalen Unwägbarkeiten nennt Infineon auch als Grund für den Umsatzrückgang im abgelaufenen Quartal. Vor allem das Industriegeschäft schwächelte, während es offensichtlich im Automotive Segment weiter rund lief. Dieser Bereich profitierte Unternehmensangaben zufolge von der hohen Nachfrage nach deutschen Premiumfahrzeugen. In diesen Modellen werden mehr Chips für Energieeffizienz, Sicherheit und Luxusanwendungen verbaut, als in Klein- und Mittelklassewagen. Infineon erwartet auch in diesem Jahr weltweit einen weiteren Anstieg der Nachfrage, vor allem aufgrund der Erholung des Automarktes in den USA, Bauer rechnet zudem mit einem wieder stärkeren Wachstums in China. Daneben sieht der Vorstand bei der Unterhaltungselektronik erste Anzeichen einer Stabilisierung.

    Noch deutlicher als der Umsatz sank im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2011/2012 der Überschuss und zwar gegenüber dem Vorquartal um fast ein Viertel auf 96 Millionen Euro. Der Vorstandschef, Peter Bauer zeigt sich davon aber kaum beeindruckt:

    "Ungeachtet der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Situation sehen wir Infineon weiterhin langfristig auf einem soliden Wachstumskurs. Die klare Fokussierung auf unsere Zielmärkte: Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit geben dem Unternehmen unseres Erachtens auch in konjunkturell schwankenden Märkten durchaus auch dauerhaft Stabilität."

    Für das laufende Quartal rechnet Infineon mit einem unveränderten bis leicht rückläufigem Umsatz. Das Unternehmen will aber weiter antizyklisch investieren, in Anlagen, Forschung und Entwicklung. Allein im ersten Quartal stiegen die Investitionen auf 294 Millionen Euro. Das hohe Niveau solle beibehalten werden, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu behalten. Weiteres Wachstum erwartet sich Infineon von seinem Einsatz für effiziente Energienutzung, diesen Bereich bezeichnet Bauer als eine tragende Säule des Unternehmens:

    "Autos werden auf niedrigeren Energieverbrauch und geringeren Schadstoffausstoß getrimmt, intelligente Motorsteuerungen und hybride Antriebe nehmen an Bedeutung zu. Strom wird zunehmend aus erneuerbaren Energien gewonnen. Stromnetze werden und müssen ausgebaut werden oder gleich ganz erneuert. Und überall dort werden unsere Halbleiter benötigt."

    Von den antizyklischen Investitionen in diesem Jahr könnten auch die Arbeitnehmer profitieren. Für ihre strategische Investitionen bräuchten sie Mitarbeiter, meinte Bauer und appellierte am Ende der Telefonkonferenz an die Politik:

    "Wir drücken die Daumen, dass die Politik die Sache weiterhin unter Kontrolle hält."