Der Sommer der Liebe verging, und Robbins läßt sich in der Nähe von Seattle nieder; die Hippies und der Geist von San Francisco ziehen in seine Bücher ein. 1971 erscheint Robbins erster Roman: "Ein Platz für Hot Dogs". Es folgen - im Abstand von fünf Jahren - fünf weitere Romane. Unter anderem: "Sissy, Schicksalsjahre einer Tramperin", die Geschichte von Sissy Hankshaw, deren überdimensionierte Daumen sie zum Leben ‘on the road’ geradezu prädestinieren. "Eine meiner Absichten als Schriftsteller ist es, den Weg für Veränderungen zu ebnen", so Robbins. Eine Atmosphäre zu schaffen, in der Veränderung nicht nur als gut, sondern als notwendig erkannt wird; und diesen ewigen Wunsch nach Befreiung und Freiheit wachzuhalten."
Es folgt der "Buntspecht", ein Roman über die Liebe am Ende des 20. Jahrhunderts. Alles dreht sich um die Frage, wie "man die Liebe zum Bleiben bewegt". 1984 erscheint "Pan Aroma": Die Hauptrolle in der Geschichte von der Jagd nach einem göttlichen Parfümfläschchen spielt die Rote Bete: Die Rote Bete, so schreibt Robbins, sei das intensivste aller Gemüse. Zwar sei der Rettich aufregender, aber das Feuer des Rettich sei ein kaltes Feuer, sei das Feuer der Unzufriedenheit, nicht das der Leidenschaft. Tomaten seien immerhin lebhaft frisch, aber Tomaten werden durchzogen von einem Hauch Frivolität. Rote Bete seien todernst.
Robbins neuestes Buch, 1997 auf Deutsch erschienen, trägt den rätselhaften Titel "Halbschlaf im Froschpyjama": "Das menschliche Leben kam aus dem Wasser", erzählt Robbins. "Wir fingen als Amöben im Wasser an und entwickelten uns zu so etwas wie Fischen. Die kamen dann an Land - natürlich gab es ‘ne Menge Fische die sagten: ‘Nein, nein, kommt nicht aus dem Wasser. Ihr werdet sterben’. Das ist das Establishment. Aber es waren abenteuerlustige Fische, die vorwärts drängten, an Land gingen und so was wie Frösche und schließlich Säugetiere wurden. Der Titel ‘Halbschlaf im Froschpyjama’ weist auf den Zustand, in dem wir menschlichen Wesen uns jetzt auf unserem evolutionären Weg befinden. Wenn wir nicht aufwachen und weiter im Halbschlaf bleiben, dann werden wir uns schließlich selbst auslöschen. Also, wenn wir überleben wollen, dann müssen wir die Lektion von diesen Froschpyjamas lernen, diese Verbindung zur Natur und zum Wasser, in dem wir schlafen."
Robbins Romane erzählen immer auch Geschichten von Veränderungen; sind Entwicklungsromane ohne moralischen Zeigefinger. Allerdings ist die Seattler Brokerin Gwendolyn Mati, Tochter von hippiebewegten Eltern und Protagonistin von "Halbschlaf im Froschpyjama", ein besonders schwerer Fall: "Gwendolyn ist ziemlich repräsentativ für diese Generation, die in den 80er Jahren erwachsen wurde", so Robbins über seine Hauptfigur. "Sie interessieren sich nur für Geld und materialistische Dinge. Nur die geben ihrem Ego Auftrieb. Es ist eine sehr ego- und geldbezogene Kultur. Sie ist sehr egoistisch, eben eine typische Yuppie-Ziege. Gleichzeitig wollte ich auch, daß der Leser was Ansprechendes in ihr findet, so daß man Hoffnung für sie haben kann, sie anfeuert, sich zu ändern. Dadurch, daß ich das Buch in der zweiten Person Präsens geschrieben habe, wird das noch verstärkt. Man feuert sie an, sich zu entwickeln, sich zu verändern, und dadurch vielleicht ein bißchen offener für die ungewöhnlichen, wilden Theorien des männlichen Protagonisten Larry Diamond zu werden."
Larry Diamond glaubt, daß die modernen Menschen, die sich das Leben anschauen und versuchen, einen Sinn darin zu finden, es gar nicht verstehen können, weil man ihnen ein falsches Libretto in die Hand gedrückt hat. "Er hat verstanden, daß die allgemeingültige Wahrnehmung kein wahres Bild des Universums ist", erläutert Robbins. "Er erkannte den Riß in der Realitätsstruktur als er lernte, daß es in Afrika einen Stamm gibt, der Dinge über Astronomie weiß, von denen bis vor kurzem nicht einmal die Astronomen mit ihren großen Teleskopen wußten. Und diese afrikanischen Stämme wußten das - ohne Teleskope - seit 5000 Jahren. Er fing an zu begreifen, daß die Welt ein viel geheimnisvollerer Ort ist, als man ihn glauben machen wollte, und daß es noch interessantere Dinge im Leben gibt. Nicht nur wichtigere Dinge im Leben als Geld, sondern vor allem interessantere. Das war seine Veränderung."
Ob Larry Diamond es schafft, Gwendolyn für die Geheimnisse der Welt zu öffnen, bleibt bis zum Ende offen. Wie gesagt, Gwendolyn ist ein besonders schwerer Fall. Aber Tom Robbins wäre nicht der Autor der er ist, wenn es nicht auch für Gwendolyn Hoffnung gäbe: "Wenn Leser eines meiner Bücher beenden, wäre es schön, wenn sie in einer Art Zustand wären, als kämen sie aus einem Greatful-Dead-Konzert oder einem Fellini-Film. Damit will ich sagen, sie sollen einer Lebenskraft begegnen, die sich nicht mehr verdrängen läßt. Und das Resultat ist, daß ihre Fähigkeit zu staunen erweckt ist. Und sie fühlen jetzt, daß alles ist möglich ist."