Deutscher A-Jugend Meister 1998, Borussia Dortmund. Schwarz-gelber Jubel. Mittendrin er selbst: Mohammed Abdulai, damals 17 Jahre alt. Ganz behutsam nimmt der Ghanaer das Poster von der Wand. Die Erinnerung nehme er mit, sagt Abdulai, die gebe ihm Mut. Von Wattenscheid bricht Abdulai voller Hoffnung auf in Belgiens zweite Liga. Doch nur drei Monate später wird er kopfschüttelnd zurückkehren. Die erfolgreichen Fußball-Zeiten sind für ihn längst vorbei. Die Hoffnung auf die große Karriere aber hat Abdulai noch nicht aufgegeben. "Irgendwann kommt es, das Glück, irgendwann", sagt Abdulai in gebrochenem deutsch: "Ich weiß nicht, heute oder morgen, aber irgendwann."
Halbzeit heißt der Film von Christoph Hübner. Halbzeit deshalb, weil er eine Bestandsaufnahme ist. Sieben Jahre nach "Die Champions" zeigt der Film, was aus den jungen, hoffnungsvollen Talenten geworden ist. Eine Langzeitbeobachtung über fast zwei Jahrzehnte soll entstehen, die Hälfte der Zeit ist vergangen. Für den aktuellen Film hat Hübner seine Protagonisten von Anfang 2006 bis Ende 2007 begleitet. Auch wenn die Aufnahmen nur ein Ausschnitt sein können, gelingt es teilweise, hinter die Kulissen des Fußballs zu schauen.
"”Das Bild, was wir vom Fußball haben sind die Stars, sind die großen Vereine, Bayern München, die Verletzung von Herrn Ballack und so weiter. Man sieht überhaupt nicht, was dahinter, zwei Reihen dahinter sozusagen passiert. Und das ist glaube ich eine große Leistung dieses ganzen Projektes, dass es die alltägliche Realität des Fußballs zeigt.""
Und diese Realität ist bitter. Von den Dortmunder Jugendlichen, die auf dem Poster in Abdulais Zimmer zu sehen sind, hat es niemand bis in die Bundesliga geschafft. Deshalb ist in "Halbzeit" ein neuer Protagonist zu sehen: Florian Kringe, Profi bei Borussia Dortmund, vergangene Saison an Hertha BSC Berlin ausgeliehen. 1998 war er als B-Jugendlicher zu jung für den Film "Die Champions". "Halbzeit" beginnt und endet nun mit Kringe, dem einzigen Promi des Quintetts.
Dabei sind die Lebenswege der anderen vier Fußballer viel spannender. Heiko Hesse hat sich gegen eine Fußballkarriere entschieden. Er studierte in Oxford und arbeitet als erfolgreicher Finanzexperte. Mohammed Abdulai, Claudio Chavarria und Francis Bugri dagegen sind als Fußballer gescheitert, kicken heute in unteren Ligen. Der Chilene Chavarria hatte in Dortmund stets Heimweh, kehrte schnell nach Südamerika zurück. Jetzt spart er als Profi in den Ligen von Guatemala oder Ecuador Geld für das Ende seiner Karriere. Die tragischen Figuren der Dokumentation sind Abdulai und Bugri. Dabei versprach besonders die Karriere von Francis Bugri ganz groß zu werden:
"Bei dem waren sich alle sicher, dass er es schaffen wird und wir auch. Der war eigentlich der auserkorene Star, der kam damals grade von der U17-WM in Ägypten zurück, war da ins Allstar-Team gewählt worden also als einer der besten elf Spieler der Welt, hatte 'nen Titel glaube ich als Europas bester Nachwuchsspieler und so weiter. Zumindest diese Karriere, die ja im zweiten Film nicht so glücklich weitergeht, hätte keiner vorausgesagt. Und ich am allerwenigsten."
Im Film kämpft der ehemalige Champions-League-Spieler vergeblich um Anschluss bei den Kickers in Emden. Heute, drei Jahre später, spielt Bugri als Hobbykicker für den Dortmunder Vorortklub TuS Eving. In der Landesliga. Zu beobachten wie Bugri und Abdulai, der laut Hübner heute in Bangladesch spielt, mit ihrem Scheitern umgehen - dafür lohnt sich ein Kinobesuch. Der Film zeigt einen für den Fußball viel zu lieben, traurig blickenden Bugri, von dem selbst die Mutter hofft, er möge doch mal Obst aus fremden Gärten klauen. Und einen fast verzweifelt-positiven Abdulai, der immer weiter und weiter macht - egal wie aussichtlos die Lage auch ist.
Halbzeit verdeutlicht, wie unwahrscheinlich es ist, sich als Fußballer durchzusetzen - und wie schwer es vielen dennoch fällt, rechtzeitig loszulassen. Auch Regisseur Hübner hatte das Geschäft zu Beginn falsch eingeschätzt.
"”Ich hab damals eher eigentlich naiv darauf vertraut, dass sich die Talente durchsetzen. Der ganze Verlauf dieses Projektes zeigt eigentlich, dass das Talent nur ein Teil ist und gar nicht mal der größte Teil und dass es ganz andere Eigenschaften sind, die dazu beitragen, dass einer sich entweder durchsetzt oder nicht durchsetzt. Eigenschaften wie Charakter, Durchhaltevermögen, Glück natürlich gehört dazu. Also: Der Blick ist im Laufe des Projektes sehr, sehr viel breiter geworden, als er am Anfang war.""
Wer den Film Halbzeit sehen will, muss zuvor "Die Champions" nicht gesehen haben. Zu verstehen ist Halbzeit auch allein für sich. Häufige Wechsel der Schauplätze und schwarz-weiße Rückblenden geben der Dokumentation eine leichte Dynamik. Dennoch: Viele Bilder bleiben lange stehen, sprechen für sich. Wenn die Protagonisten über ihr Leben nachdenken oder Parallelen ziehen zwischen Fußball und Alltag. Regisseur Christoph Hübner sieht seinen Film deshalb als eine Dokumentation des Erwachsenwerdens, nicht als reinen Fußballfilm.
Halbzeit heißt der Film von Christoph Hübner. Halbzeit deshalb, weil er eine Bestandsaufnahme ist. Sieben Jahre nach "Die Champions" zeigt der Film, was aus den jungen, hoffnungsvollen Talenten geworden ist. Eine Langzeitbeobachtung über fast zwei Jahrzehnte soll entstehen, die Hälfte der Zeit ist vergangen. Für den aktuellen Film hat Hübner seine Protagonisten von Anfang 2006 bis Ende 2007 begleitet. Auch wenn die Aufnahmen nur ein Ausschnitt sein können, gelingt es teilweise, hinter die Kulissen des Fußballs zu schauen.
"”Das Bild, was wir vom Fußball haben sind die Stars, sind die großen Vereine, Bayern München, die Verletzung von Herrn Ballack und so weiter. Man sieht überhaupt nicht, was dahinter, zwei Reihen dahinter sozusagen passiert. Und das ist glaube ich eine große Leistung dieses ganzen Projektes, dass es die alltägliche Realität des Fußballs zeigt.""
Und diese Realität ist bitter. Von den Dortmunder Jugendlichen, die auf dem Poster in Abdulais Zimmer zu sehen sind, hat es niemand bis in die Bundesliga geschafft. Deshalb ist in "Halbzeit" ein neuer Protagonist zu sehen: Florian Kringe, Profi bei Borussia Dortmund, vergangene Saison an Hertha BSC Berlin ausgeliehen. 1998 war er als B-Jugendlicher zu jung für den Film "Die Champions". "Halbzeit" beginnt und endet nun mit Kringe, dem einzigen Promi des Quintetts.
Dabei sind die Lebenswege der anderen vier Fußballer viel spannender. Heiko Hesse hat sich gegen eine Fußballkarriere entschieden. Er studierte in Oxford und arbeitet als erfolgreicher Finanzexperte. Mohammed Abdulai, Claudio Chavarria und Francis Bugri dagegen sind als Fußballer gescheitert, kicken heute in unteren Ligen. Der Chilene Chavarria hatte in Dortmund stets Heimweh, kehrte schnell nach Südamerika zurück. Jetzt spart er als Profi in den Ligen von Guatemala oder Ecuador Geld für das Ende seiner Karriere. Die tragischen Figuren der Dokumentation sind Abdulai und Bugri. Dabei versprach besonders die Karriere von Francis Bugri ganz groß zu werden:
"Bei dem waren sich alle sicher, dass er es schaffen wird und wir auch. Der war eigentlich der auserkorene Star, der kam damals grade von der U17-WM in Ägypten zurück, war da ins Allstar-Team gewählt worden also als einer der besten elf Spieler der Welt, hatte 'nen Titel glaube ich als Europas bester Nachwuchsspieler und so weiter. Zumindest diese Karriere, die ja im zweiten Film nicht so glücklich weitergeht, hätte keiner vorausgesagt. Und ich am allerwenigsten."
Im Film kämpft der ehemalige Champions-League-Spieler vergeblich um Anschluss bei den Kickers in Emden. Heute, drei Jahre später, spielt Bugri als Hobbykicker für den Dortmunder Vorortklub TuS Eving. In der Landesliga. Zu beobachten wie Bugri und Abdulai, der laut Hübner heute in Bangladesch spielt, mit ihrem Scheitern umgehen - dafür lohnt sich ein Kinobesuch. Der Film zeigt einen für den Fußball viel zu lieben, traurig blickenden Bugri, von dem selbst die Mutter hofft, er möge doch mal Obst aus fremden Gärten klauen. Und einen fast verzweifelt-positiven Abdulai, der immer weiter und weiter macht - egal wie aussichtlos die Lage auch ist.
Halbzeit verdeutlicht, wie unwahrscheinlich es ist, sich als Fußballer durchzusetzen - und wie schwer es vielen dennoch fällt, rechtzeitig loszulassen. Auch Regisseur Hübner hatte das Geschäft zu Beginn falsch eingeschätzt.
"”Ich hab damals eher eigentlich naiv darauf vertraut, dass sich die Talente durchsetzen. Der ganze Verlauf dieses Projektes zeigt eigentlich, dass das Talent nur ein Teil ist und gar nicht mal der größte Teil und dass es ganz andere Eigenschaften sind, die dazu beitragen, dass einer sich entweder durchsetzt oder nicht durchsetzt. Eigenschaften wie Charakter, Durchhaltevermögen, Glück natürlich gehört dazu. Also: Der Blick ist im Laufe des Projektes sehr, sehr viel breiter geworden, als er am Anfang war.""
Wer den Film Halbzeit sehen will, muss zuvor "Die Champions" nicht gesehen haben. Zu verstehen ist Halbzeit auch allein für sich. Häufige Wechsel der Schauplätze und schwarz-weiße Rückblenden geben der Dokumentation eine leichte Dynamik. Dennoch: Viele Bilder bleiben lange stehen, sprechen für sich. Wenn die Protagonisten über ihr Leben nachdenken oder Parallelen ziehen zwischen Fußball und Alltag. Regisseur Christoph Hübner sieht seinen Film deshalb als eine Dokumentation des Erwachsenwerdens, nicht als reinen Fußballfilm.