Wolfgang Teichert parkt im Schneematsch am Rande des Unigeländes. Aus dem Kofferraum starren ihn über die Rückbank hinweg zwei Knopfaugen an: Sie gehören Henry, einem sogenannten "Harris Hawk", oder Wüstenbussard. Der Vogel misst etwa einen halben Meter, sein Gefieder ist dunkelbraun. Er soll Teichert bei der Jagd helfen:
"Die Kaninchen richten hier zwischen Unigelände – also wenn Sie sich mal mit einer Gärtnerei kurzschließen – riesige Schäden an, an Verbiss. Wenn also wie zum Beispiel da hinten neues Gelände ist, was neu bepflanzt ist, da fressen die teilweise alles kahl und was viel schlimmer ist, was ich eigentlich sehe: Die Gebäude sind alle unterirdisch verbunden mit Versorgungsanlagen, ob das Heizung ist, Strom oder sonst was. Und die unterhöhlen die Kaninchen teilweise."
Teichert ist Mitte 50, trägt einen grauen Schnauzbart, Gummistiefel und eine grüne Jacke. Er öffnet die Seitentür seines Wagens. Aus einer Kiste holt er ein Frettchen: etwa so lang wie Teicherts Unterarm, weiß, mit kurzen Beinen. Der Jäger steckt das zappelnde Fellbündel in seine Umhängetasche. Raubvogel Henry darf auf seinem Arm Platz nehmen, der mit einem Lederhandschuh geschützt ist. Die zwei Lederriemen um Henrys Füße hält Teichert fest.
"Wir gehen jetzt, Henry. Nehmen wir da die Böschung einmal, weil dann brauchen wir nicht wer weiß, wo inne Matsche gleich laufen."
Teichert stapft auf einen Wall, dahinter liegt die Autobahn. Kaninchenköttel und abgefressene Baumstämme überall: Die Nager können nicht weit sein.
"Da ist ein Bau. Das ist also ein großer Bau. Da probieren wir jetzt mal aus. Jetzt setze ich das Frettchen am Bau an und das soll das Kaninchen oder die Kaninchen, die drin sind, dass die rauskommen."
Das Frettchen schnuppert kurz umher und trapst dann in eine der Röhren. Plötzlich schießt hinter Teichert ein grau-brauner Schatten vorbei.
"Scheiße, das hab ich nicht gesehen! Hey! Was war das denn? Ach, da hinten läuft es weiter."
Der Wüstenbussard hat schneller reagiert: Er verfolgt das Kaninchen, in dem er dicht über dem Boden fliegt.
"Wenn das jetzt nicht in den Bau läuft, hat er es. Ah! Das ist stehen geblieben und läuft zurück! Gesehen? Die Kaninchen sind nicht doof. Die laufen mit Volldampf, bleiben auf einen Schlag stehen, der Vogel hat Schwung drauf, dann laufen sie entgegengesetzt. Die wissen, wie sie ihre Haut retten können."
Das Kaninchen verschwindet hinter einer Garage, Henry geht leer aus.
Zur Belohnung kriegt der Raubvogel eine Kükenkeule. Das Frettchen steckt den Kopf aus einem Erdloch und schnuppert. Teichert sammelt es ein und steckt es in die Umhängetasche: Ohne Kükenkeule.
"Wenn man das Frettchen jetzt zwischendurch immer eine Belohnung geben würde, dann würde sich das im Bau hinlegen, mit einem vollen Bauch, im schön warmen Kaninchenbau, würde da drin liegen bleiben und pennen."
Seit 1987 rückt Wolfgang Teichert auf dem Gelände der TU Dortmund den Kaninchen zu Leibe. Ungefähr jeden zweiten Tag dreht er seine Runde – ohne dass er außer den erjagten Kaninchen irgendetwas dafür bekommt. Der ehemalige Elektrotechniker ist schon seit einigen Jahren im Vorruhestand und betrachtet Jagen als sein Hobby. Im Jahr fängt er etwa 200 Karnickel, erzählt Teichert, an guten Tagen etwa vier.
"Die Kaninchen, die wissen genau, was sie machen. Die nutzen jede Deckung aus. Das ist nicht so, dass wenn man einmal raus geht, man einen Sack voll Kaninchen hat. Es kommt zwar selten vor, aber ab und zu komme ich auch ohne Kaninchen nach Hause."
Heute ist kein guter Tag für Teichert und seine tierischen Kollegen: Fast zwei Stunden sind sie im Schneematsch unterwegs und kein einziges Kaninchen lässt sich fangen. Enttäuscht ist Wolfgang Teichert deswegen nicht: Er gönnt der Beute den Teilsieg:
"Ich sage mal, wenn so ein Kaninchen zweimal weggelaufen ist, was ich nicht gekriegt habe, dann lass ich es in Ruhe. Dann hat's das verdient."
"Die Kaninchen richten hier zwischen Unigelände – also wenn Sie sich mal mit einer Gärtnerei kurzschließen – riesige Schäden an, an Verbiss. Wenn also wie zum Beispiel da hinten neues Gelände ist, was neu bepflanzt ist, da fressen die teilweise alles kahl und was viel schlimmer ist, was ich eigentlich sehe: Die Gebäude sind alle unterirdisch verbunden mit Versorgungsanlagen, ob das Heizung ist, Strom oder sonst was. Und die unterhöhlen die Kaninchen teilweise."
Teichert ist Mitte 50, trägt einen grauen Schnauzbart, Gummistiefel und eine grüne Jacke. Er öffnet die Seitentür seines Wagens. Aus einer Kiste holt er ein Frettchen: etwa so lang wie Teicherts Unterarm, weiß, mit kurzen Beinen. Der Jäger steckt das zappelnde Fellbündel in seine Umhängetasche. Raubvogel Henry darf auf seinem Arm Platz nehmen, der mit einem Lederhandschuh geschützt ist. Die zwei Lederriemen um Henrys Füße hält Teichert fest.
"Wir gehen jetzt, Henry. Nehmen wir da die Böschung einmal, weil dann brauchen wir nicht wer weiß, wo inne Matsche gleich laufen."
Teichert stapft auf einen Wall, dahinter liegt die Autobahn. Kaninchenköttel und abgefressene Baumstämme überall: Die Nager können nicht weit sein.
"Da ist ein Bau. Das ist also ein großer Bau. Da probieren wir jetzt mal aus. Jetzt setze ich das Frettchen am Bau an und das soll das Kaninchen oder die Kaninchen, die drin sind, dass die rauskommen."
Das Frettchen schnuppert kurz umher und trapst dann in eine der Röhren. Plötzlich schießt hinter Teichert ein grau-brauner Schatten vorbei.
"Scheiße, das hab ich nicht gesehen! Hey! Was war das denn? Ach, da hinten läuft es weiter."
Der Wüstenbussard hat schneller reagiert: Er verfolgt das Kaninchen, in dem er dicht über dem Boden fliegt.
"Wenn das jetzt nicht in den Bau läuft, hat er es. Ah! Das ist stehen geblieben und läuft zurück! Gesehen? Die Kaninchen sind nicht doof. Die laufen mit Volldampf, bleiben auf einen Schlag stehen, der Vogel hat Schwung drauf, dann laufen sie entgegengesetzt. Die wissen, wie sie ihre Haut retten können."
Das Kaninchen verschwindet hinter einer Garage, Henry geht leer aus.
Zur Belohnung kriegt der Raubvogel eine Kükenkeule. Das Frettchen steckt den Kopf aus einem Erdloch und schnuppert. Teichert sammelt es ein und steckt es in die Umhängetasche: Ohne Kükenkeule.
"Wenn man das Frettchen jetzt zwischendurch immer eine Belohnung geben würde, dann würde sich das im Bau hinlegen, mit einem vollen Bauch, im schön warmen Kaninchenbau, würde da drin liegen bleiben und pennen."
Seit 1987 rückt Wolfgang Teichert auf dem Gelände der TU Dortmund den Kaninchen zu Leibe. Ungefähr jeden zweiten Tag dreht er seine Runde – ohne dass er außer den erjagten Kaninchen irgendetwas dafür bekommt. Der ehemalige Elektrotechniker ist schon seit einigen Jahren im Vorruhestand und betrachtet Jagen als sein Hobby. Im Jahr fängt er etwa 200 Karnickel, erzählt Teichert, an guten Tagen etwa vier.
"Die Kaninchen, die wissen genau, was sie machen. Die nutzen jede Deckung aus. Das ist nicht so, dass wenn man einmal raus geht, man einen Sack voll Kaninchen hat. Es kommt zwar selten vor, aber ab und zu komme ich auch ohne Kaninchen nach Hause."
Heute ist kein guter Tag für Teichert und seine tierischen Kollegen: Fast zwei Stunden sind sie im Schneematsch unterwegs und kein einziges Kaninchen lässt sich fangen. Enttäuscht ist Wolfgang Teichert deswegen nicht: Er gönnt der Beute den Teilsieg:
"Ich sage mal, wenn so ein Kaninchen zweimal weggelaufen ist, was ich nicht gekriegt habe, dann lass ich es in Ruhe. Dann hat's das verdient."