Die Kontaktmesse für Geistes- und Kulturwissenschaftler an der Martin-Luther-Universität in Halle wirkt auf den ersten Blick ein bisschen dilettantisch. Die Tische der 20 Aussteller sind auf zwei schmalen Fluren eines Seminargebäudes untergebracht. Es ist zugig, kalt und laut. Um zehn Uhr hat die Messe begonnen. Das Interesse aber ist groß. Nach nur wenigen Minuten drängeln sich hier knapp 80 Studierende auf der Suche nach einem potentiellen Arbeitgeber. Tobias Leveck studiert im neunten Semester Erziehungswissenschaft. Er schaut sich fragend um. Die Stände der Bundesagentur für Arbeit oder der Techniker Krankenkasse interessieren ihn weniger. Schließlich läuft er auf den Aussteller zu, der den größten Andrang hat: die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, kurz GTZ genannt.
"Ich wollte einfach nur mal fragen welche Berufsteinstiegschancen ich als Erziehungswissenschaftler in ihrem Unternehmen hätte?"
"Also da würde sich unser Traineeprogramm sehr gut anbieten, das ist das größte Nachwuchsprogramm der deutschen Entwicklungszusammenarbeit."
Pro Jahr bildet die GTZ 20 Trainees aus, die anschließend in einem der 130 Büros weltweit Arbeit finden. In unserem Unternehmen, erklärt Florian Schmittbauer, Leiter der Praktikantenprogramme, lege man vor allem Wert auf eine gute Studienleistung. Noch ein Pluspunkt seien absolvierte Praktika in der Entwicklungszusammenarbeit. Tobias Leveck nickt, bleibt aber skeptisch:
"Und welche Studenten oder Absolventen haben Sie so?"
"Also die GTZ bietet eine breite Vielfalt, eine hohe fachliche Palette an Aufgaben, das heißt also wir haben Studenten aus fast allen Fachrichtungen. Allerdings legen wir vor allem in den letzten Jahren speziellen Wert auch auf Geistes- und Kulturwissenschaftler, weil sie im Studium meistens eine generalistische Überblickskompetenz vermittelt bekommen, die viele spezielle Fachrichtungen in diesem Maße nicht haben."
Tobias Leveck nickt zufrieden, nimmt sich nach dem Gespräch einen Flyer mit. Der 26-Jährige hätte nicht gedacht, dass er als Erziehungswissenschaftler eine Chance bei der GTZ hat. Neben ihm steht Anja Simon. Die junge Kommunikationswissenschafterin ist extra aus Magdeburg angereist. Auch sie erhofft sich von der Messe neue Jobbperspektiven:
"Wenn ich mir Praktikumsführer angucke, wo Unternehmen Praktika, Diplomarbeiten vergeben, wird oft die gewünschte Studienrichtung angegeben, und es kommt so selten vor, dass Geisteswissenschaftler gesucht werden. Insofern bin ich schon sehr froh, dass es so eine Messe gibt."
Nur schade sei, sagt Anja Simon, dass sich nur eine Handvoll Aussteller angemeldet hätten. Auch die Vielfalt fehlt ihr. Präsent sind vor allem Vereine und Nichtregierungsorganisationen. Nur ein großes Wirtschaftsunternehmen, nämlich der Autohersteller BMW, hat sich angemeldet. Und der kommt auch noch eine Stunde zu spät. Ärgerlich sei das, sagt Friederike Hecker. Die 22-Jährige hat mit drei Kommilitoninnen des Studiengangs Interkulturelle Studien die Fachmesse für Geistes- und Kulturwissenschaftler entwickelt. Mit dieser untypischen Messe, sagt Friedericke Hecker, sollen die unterschiedlichen Berufsfelder der Geisteswissenschaftler aufgezeigt werden.
"Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir ganz viele andere Leute dabei gehabt. Aber das Problem ist, dass wir zurückgewiesen wurden von einigen, dass kein Interesse bestand. Wir erhoffen uns einfach, dass mit einer guten Resonanz, dass das publik wird, dass die Angst auf beiden Seiten bekämpft wird und es eine gute Zusammenarbeit wird."
Der US-amerikanische Hersteller von Computer-Hardware, Dell, hat zwar seinen zweitgrößten Standort in Halle, hatte aber kein Interesse an der Fachmesse. Der Solarzellenhersteller Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen argumentierte, man sei bereits auf anderen Messen deutschlandweit präsent. Ein bisschen ignorant sei das, findet Kerstin Zippelt:
"In Deutschland ist allgemein das Problem, dass es noch sehr fokussiert ist auf eben Naturwissenschaftler oder BWLer. Das ist den USA oder Großbritannien schon ganz anders. Dort wird viel mehr Wert auf ein gemischtes Team gelegt. In Deutschland ist man aber immer noch festgefahren auf diesen harten Kompetenzen, die man haben muss und wenn man die nicht hat, hat man es wirklich dementsprechend schwer."
Und genau darum wollen die vier Studentinnen der Martin-Luther-Universität in Halle die Kontaktmesse für Geistes- und Kulturwissenschaftler im kommenden Jahr wiederholen.
"Ich wollte einfach nur mal fragen welche Berufsteinstiegschancen ich als Erziehungswissenschaftler in ihrem Unternehmen hätte?"
"Also da würde sich unser Traineeprogramm sehr gut anbieten, das ist das größte Nachwuchsprogramm der deutschen Entwicklungszusammenarbeit."
Pro Jahr bildet die GTZ 20 Trainees aus, die anschließend in einem der 130 Büros weltweit Arbeit finden. In unserem Unternehmen, erklärt Florian Schmittbauer, Leiter der Praktikantenprogramme, lege man vor allem Wert auf eine gute Studienleistung. Noch ein Pluspunkt seien absolvierte Praktika in der Entwicklungszusammenarbeit. Tobias Leveck nickt, bleibt aber skeptisch:
"Und welche Studenten oder Absolventen haben Sie so?"
"Also die GTZ bietet eine breite Vielfalt, eine hohe fachliche Palette an Aufgaben, das heißt also wir haben Studenten aus fast allen Fachrichtungen. Allerdings legen wir vor allem in den letzten Jahren speziellen Wert auch auf Geistes- und Kulturwissenschaftler, weil sie im Studium meistens eine generalistische Überblickskompetenz vermittelt bekommen, die viele spezielle Fachrichtungen in diesem Maße nicht haben."
Tobias Leveck nickt zufrieden, nimmt sich nach dem Gespräch einen Flyer mit. Der 26-Jährige hätte nicht gedacht, dass er als Erziehungswissenschaftler eine Chance bei der GTZ hat. Neben ihm steht Anja Simon. Die junge Kommunikationswissenschafterin ist extra aus Magdeburg angereist. Auch sie erhofft sich von der Messe neue Jobbperspektiven:
"Wenn ich mir Praktikumsführer angucke, wo Unternehmen Praktika, Diplomarbeiten vergeben, wird oft die gewünschte Studienrichtung angegeben, und es kommt so selten vor, dass Geisteswissenschaftler gesucht werden. Insofern bin ich schon sehr froh, dass es so eine Messe gibt."
Nur schade sei, sagt Anja Simon, dass sich nur eine Handvoll Aussteller angemeldet hätten. Auch die Vielfalt fehlt ihr. Präsent sind vor allem Vereine und Nichtregierungsorganisationen. Nur ein großes Wirtschaftsunternehmen, nämlich der Autohersteller BMW, hat sich angemeldet. Und der kommt auch noch eine Stunde zu spät. Ärgerlich sei das, sagt Friederike Hecker. Die 22-Jährige hat mit drei Kommilitoninnen des Studiengangs Interkulturelle Studien die Fachmesse für Geistes- und Kulturwissenschaftler entwickelt. Mit dieser untypischen Messe, sagt Friedericke Hecker, sollen die unterschiedlichen Berufsfelder der Geisteswissenschaftler aufgezeigt werden.
"Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir ganz viele andere Leute dabei gehabt. Aber das Problem ist, dass wir zurückgewiesen wurden von einigen, dass kein Interesse bestand. Wir erhoffen uns einfach, dass mit einer guten Resonanz, dass das publik wird, dass die Angst auf beiden Seiten bekämpft wird und es eine gute Zusammenarbeit wird."
Der US-amerikanische Hersteller von Computer-Hardware, Dell, hat zwar seinen zweitgrößten Standort in Halle, hatte aber kein Interesse an der Fachmesse. Der Solarzellenhersteller Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen argumentierte, man sei bereits auf anderen Messen deutschlandweit präsent. Ein bisschen ignorant sei das, findet Kerstin Zippelt:
"In Deutschland ist allgemein das Problem, dass es noch sehr fokussiert ist auf eben Naturwissenschaftler oder BWLer. Das ist den USA oder Großbritannien schon ganz anders. Dort wird viel mehr Wert auf ein gemischtes Team gelegt. In Deutschland ist man aber immer noch festgefahren auf diesen harten Kompetenzen, die man haben muss und wenn man die nicht hat, hat man es wirklich dementsprechend schwer."
Und genau darum wollen die vier Studentinnen der Martin-Luther-Universität in Halle die Kontaktmesse für Geistes- und Kulturwissenschaftler im kommenden Jahr wiederholen.