Freitag, 17. Mai 2024

Nahost-Krieg
Hamas-Anführer offenbar skeptisch gegenüber Israels Vorschlag zu Waffenruhe

Die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen dauern an. Die islamistische Hamas steht einem Angebot für eine Feuerpause im Gegenzug für die Freilassung von Geiseln Medienberichten zufolge ablehnend gegenüber. Die Terrororganisation will die Gespräche demnach aber fortsetzen.

02.05.2024
    Eine zerstörte Häuserfront in Chan Junis, davor ein Mann mit Fahrrad und Broten in einem silbernen Behältnis in der Hand.
    Die Menschen im Kriegsgebiet versuchen, ihr Leben dennoch zu bestreiten, wie hier in Chan Junis nach dem Rückzug der israelischen Armee aus Chan Junis. (picture alliance / Anadolu / Abed Rahim Khatib)
    "Unsere Position zum aktuellen Verhandlungspapier ist negativ", sagte der im Libanon ansässige Hamas-Sprecher Hamdan am Abend im libanesischen Fernsehen, wie die Zeitung Times of Israel berichtete. Die Pressestelle der Hamas hat die Äußerungen Hamdans laut New York Times jedoch präzisiert und erklärt, die Hamas-Führung werde zwar die aktuellen Vorschläge Israels nicht unverändert akzeptieren, sei aber bereit weiterzuverhandeln.

    Feuerpause gegen Geisel-Freilassung

    Laut den Berichten über den Vorschlag geht es um eine Feuerpause im Gegenzug für de Freilassung von Geiseln. Auch solle sich die israelische Armee von der Küstenstraße im Gazastreifen in Richtung Osten zurückziehen, Hilfslieferungen ermöglichen und den Menschen die Rückkehr in den Norden des Palästinensergebiets erlauben, hieß es.
    Nach Einschätzung des Leiters des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Tel Aviv, Ralf Melzer, geht es der Hamas bei den Verhandlungen allerdings darum, den Krieg mit einem Geiseldeal komplett zu beenden. Dazu sei die israelische Regierung nicht bereit, sagte Melzer im Deutschlandfunk.
    Das gesamte Interview mit Ralf Melzer können Sie hier lesen.

    USA machen Druck

    US-Außenminister Blinken forderte die Hamas auf, dem Vorschlag zuzustimmen. Er erklärte nach einem Gespräch mit dem israelischen Präsidenten Herzog in Tel Aviv, es dürfe keine Ausreden und Verzögerungen mehr geben.
    Ein israelischer Regierungsvertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP gestern, seine Regierung werde bis zum Abend auf eine Antwort der Hamas warten. Dann werde sie eine Entscheidung treffen, ob eine Delegation zu weiteren von den USA, Ägypten und Katar vermittelten Gesprächen nach Kairo entsandt werde.
    Es wird vermutet, dass von den rund 250 Menschen, die Hamas-Kämfper bei ihrem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober verschleppten, noch etwa 100 in ihrer Gewalt sind. Außerdem sollen sich die Leichen von etwa 30 Verschleppten im Gazastreifen befinden.

    Grenzübergang im Norden des Gazastreifens geöffnet

    Israel hat den Grenzposten Erez zum nördlichen Gazastreifen wieder geöffnet. Der Übergang soll nun dauerhaft als Route für Hilfslieferungen genutzt werden, teilte die zuständige israelische Behörde Cogat mit.
    Zuletzt hatte Israel einige Lieferungen über temporäre Grenzübergänge erlaubt. Jedoch erreichten so nur wenige Hilfsgüter den nördlichen Gazastreifen. Der Grenzposten Erez war beim Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober stark beschädigt worden und seitdem geschlossen.
    Diese Nachricht wurde am 02.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.