Montag, 06. Mai 2024

Archiv


Hamburg-Moorburg und das geplante Steinkohlekraftwerk

Das Steinkohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg ist klimaschädlich und unwirtschaftlich. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Institut für Energie und Umweltforschung (Ifeu) aus Heidelberg heute in der Hansestadt im Auftrag des BUND vorgestellt hat.

Von Werner Nording | 26.11.2007
    Ifeu-Sprecher Martin Pehnt weist darauf hin, welche Mengen an klimaschädlichen Gasen das Kohlekraftwerk Moorburg abgeben würde:

    "Das Kraftwerk Moorburg stößt jährlich zehn Millionen Tonnen CO 2 aus. Wenn man das überträgt auf die Einwohnehrzahl, wären das mehr als fünf Tonnen, die jeder Hamburger Bürger an CO2-Last tragen müsste."

    Fünf Tonnen allein durch ein einziges Kraftwerk, die durchschnittliche CO2 Belastung pro Jahr und Bürger liegt bundesweit bei elf Tonnen. Der BUND-Geschäftsführer in Hamburg, Manfred Braasch, hat von Anfang an versucht, das Kraftwerk Moorburg zu verhindern. Der Hamburger Senat hat es dennoch beschlossen. Mit verheerenden Auswirkungen für die Klimabilanz in der Stadt, wie Braasch meint:

    "Die Klimabilanz in Hamburg würde sich deutlich verschlechtern, der CO2- Ausstoß würde um 40 Prozent zunehmen. Das ist die Größenordnung des gesamten Straßenverkehrs in der Metropolregion, das zeigt schon, dass hier ein gigantischer Klimakiller in Hamburg Moorburg gebaut werden soll. "

    Aber es gäbe Alternativen, sagt der BUND. Eine sichere Energieversorgung könnte in Hamburg auch ohne das Kohlekraftwerk Moorburg sichergestellt werden, vor allem durch Energieeffizienz, betont IFEU-Sprecher Pehnt:

    "Also 30 Prozent des Stromverbrauchs könnten wir einsparen mit wirtschaftlichen Maßnahmen, in privaten Haushalten noch deutlich mehr. Das zweite sind die erneuerbaren Energien. Es ist klar, dass ein städtischer Raum nicht die gleichen Möglichkeiten bietet wie ein ländlicher Raum, doch in der Metropolregion Hamburg können wir mit Windkraft, Biomasse und Photovoltaik einen wesentlichen Beitrag leisten, und drittens brauchen wir in einem städtischen Raum auch hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung, dass sind Kraftwerke, die auch die Abwärme zum Heizen nutzen, auch auf Gas-Basis. "

    Statt auf Kohle müsse künftig auf Gas gesetzt werden. Moderne Gaskraftwerke seien etwa dreimal klimaeffizienter als ein Kraftwerk Moorburg, Moorburg sei ein Elefant in der städtischen Energiestruktur und mit 1600 Megawatt schlicht zu groß. Braasch weist darauf hin, dass Alternativen zu Moorburg nicht nur klimafreundlicher, sondern auch wirtschaftlicher seien:

    "Wir haben die ganzen Maßnahmen zusammengerechnet und festgestellt, je nach Entwicklung der Energiepreise, dass wir 20 Prozent unter den Kosten liegen können; wenn sich die Preisentwicklung nicht so dramatisch im Gaspreis entwickelt, können das sogar über 40 Prozent sein. Die ökonomische Betrachtung bietet die Studie und das ist ein sehr interessanter Effekt. "

    Ende Februar, Anfang März soll über Moorburg endgültig entschieden werden, also nach den Hamburger Bürgerschaftswahlen. Deshalb sieht der BUND noch Chancen, das Kohlekraftwerk Moorburg doch noch zu verhindern:
    "Das muss man noch mal ganz klar betonen, es handelt sich bislang um eine vorzeitige Baugenehmigung. Wenn jetzt also neue Fakten oder Gesichtspunkte, wie mit Natur und Umwelt umgegangen wird, auftauchen - Stichwort Belastung der Süderelbe - dann muss die abschließende Genehmigung der Punkt sein und die ist noch nicht erteilt."

    Der BUND-Bundesgeschäftsführer Gerhard Timm beschreibt das Szenario, dass derzeit in Deutschland mindestens 25 Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von rund 25 000 Megawatt geplant würden:

    "Das würde in der Summe, wenn die alle in der vergleichbaren Größenordnung ausgelegt werden wie Moorburg hier in Hamburg, dann würden allein die 25 Kraftwerke einen CO2 Ausstoß von 145 Millionen Tonnen CO2 im Jahr produzieren. Wenn wir bis 2050 das Ziel erreichen wollen, eine Erwärmung um mehr als zwei Grad zu verhindern, dann dürfen wir nur 85 Millionen Tonnen emittieren, sprich, wenn diese 25 Kraftwerke so wie geplant gebaut werden, dann sind diese Ziele schon heute Makulatur."