Gerade am Mittag ist die Schlange am Eingang der Jugendberufsagentur in Hamburg besonders lang: Nacheinander werden die jungen Frauen und Männer an den grünen Empfangstresen gerufen. Die 22-jährige Steffi holt ihren Personalausweis aus der Tasche. Sie will sich ausbildungsplatzsuchend melden und Arbeitslosengeld II, sprich Hartz IV beantragen. Als Erstes bekommt sie zwei Formulare in die Hand gedrückt:
"Ich muss das jetzt hier erst mal ausfüllen, die beiden. Also einmal den Anmeldebogen und den Beratungsbogen. Und dann kriege ich erst mal den Termin für die Berufsberatung, und gehe dann zu der Antragsstellung. Aber beides in einem Abwasch. Das ist gut. Vorher musste man in mehrere Gebäude..."
Das ist jetzt anders. Anfang des Monats wurde die Jugendberufsagentur eröffnet. Bisher arbeiteten alle zuständigen Institutionen, also die Agentur für Arbeit, das Jobcenter und das Hamburger Institut für Berufliche Bildung sowie Bezirksmitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe an verschiedenen Plätzen in der Stadt. Jetzt arbeiten sie unter einem Dach und konzentrieren sich auf eine bestimmte Zielgruppe, erklärt Knut Böhrnsen, Sprecher der Hamburger Agentur für Arbeit:
"Wir begrüßen praktisch den Hauptschüler, wir begrüßen den Schulabgänger, der eben keinen Schulabschluss erzielt hat. Und wir begrüßen auch den 1er Abiturkandidaten, der Informationen braucht zur Berufs- und zur Studienwahl. Also ganz gemischtes Publikum. Unser "Beuteschema" in Anführungsstrichen ist da der Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren."
Steffi hat sich in den letzten Jahren immer mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. Sie hat den Hauptschulabschluss, hat vorzeitig die Schule abgebrochen. Als sie früher zur Arbeitsagentur ging, habe ihr der Mitarbeiter da nur einen Ein-Euro-Job angeboten:
"Da wurde nicht wirklich drauf eingegangen: Was sind denn die Wünsche. Klar, ein Ein-Euro-Job ist erst mal ne Beschäftigung. Aber über längere Sicht bringt´s einfach nix. Und gerade jüngere Leute sollten eine Ausbildung oder einen vernünftigen Schulabschluss haben."
Das proklamiert auch die Politik. Allen voran Hamburgs erster Bürgermeister Olaf Scholz, der die Jugendberufsagentur als seine "Herzensangelegenheit" bezeichnet. Wichtig ist: Sie ist keine neue Institution, sondern alle Partner agieren in ihrer Verantwortlichkeit eigenständig weiter. Nun eben an einem Ort. Gerade am Anfang knirsche es noch an einigen Stellen, die Arbeitsabläufe sind noch nicht optimal aufeinander eingespielt. Doch der bedeutende Vorteil des Ganzen zeigt sich schon in den ersten Tagen: Die Wege sind kürzer. Das Bearbeiten der einzelnen Fälle geht schneller.
"Vorher musste man halt telefonieren. Oder man hat Jugendliche, die zu uns als erste Anlaufstelle gekommen sind, musste man dann noch mal weiterleiten. Nicht nur zwei oder drei Stockwerke nach oben, sondern in einen ganz anderen Stadtteil."
Erklärt Daniela Brall, Berufsberaterin der Hamburger Arbeitsagentur. Sie ist von dem neuen Konzept überzeugt.
Der Großteil der jungen Frauen und Männer, die in die Jugendberufsagentur kommen, sind schon lange ohne Arbeit oder Ausbildungsplatz und wollen einen Antrag auf Transferleistung stellen, wenn sie nicht schon längst Arbeitslosengeld II beziehen. Wohl gerade deshalb haben sich die Initiatoren der Jugendberufsagentur auf die Fahnen geschrieben: Kein Jugendlicher soll verloren gehen. Man wolle die Jugendlichen begleiten und, wenn nötig, "anschieben", sie gezielt in Ausbildung und Arbeit vermitteln. Eigentlich eine gute Sache. Doch es gibt Kritik: Vor allem von den Wohlfahrtsverbänden. Die Hilfsmaßnahmen sind zu einseitig, sagt Dirk Hauer vom Diakonischen Werk:
"Wenn der Anspruch ist, keiner soll verloren gehen, dann muss man berücksichtigen, dass wir es auch mit einer Vielzahl von Jugendlichen zu tun haben, die zunächst einmal ganz andere Probleme haben, die gelöst werden müssten. Wenn man da nur mit dem Arbeitsvermittlungsblick dran geht, dann erwischt man sie nicht richtig. Oder möglicherweise auch gar nicht. Und das ist die Sorge, die wir haben."
Eine Verbesserungsmöglichkeit wäre zum Beispiel, den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe mehr in das Konzept der Jugendberufsagentur zu integrieren. Entweder Sozialpädagogen bei der Jugendberufsagentur anzustellen oder regelmäßige Runde Tische einzurichten, um sich auszutauschen:
"Wo die Kolleginnen und Kollegen, die Einrichtungen die mit den Kindern und Jugendlichen professionell zusammenarbeiten, tagtäglich, mit einbezogen werden."
Derzeit gibt es zwei Standorte der Jugendberufsagentur in Hamburg. Bis 2014 soll es in allen sieben Bezirken der Hansestadt eine Anlaufstelle geben.
"Ich muss das jetzt hier erst mal ausfüllen, die beiden. Also einmal den Anmeldebogen und den Beratungsbogen. Und dann kriege ich erst mal den Termin für die Berufsberatung, und gehe dann zu der Antragsstellung. Aber beides in einem Abwasch. Das ist gut. Vorher musste man in mehrere Gebäude..."
Das ist jetzt anders. Anfang des Monats wurde die Jugendberufsagentur eröffnet. Bisher arbeiteten alle zuständigen Institutionen, also die Agentur für Arbeit, das Jobcenter und das Hamburger Institut für Berufliche Bildung sowie Bezirksmitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe an verschiedenen Plätzen in der Stadt. Jetzt arbeiten sie unter einem Dach und konzentrieren sich auf eine bestimmte Zielgruppe, erklärt Knut Böhrnsen, Sprecher der Hamburger Agentur für Arbeit:
"Wir begrüßen praktisch den Hauptschüler, wir begrüßen den Schulabgänger, der eben keinen Schulabschluss erzielt hat. Und wir begrüßen auch den 1er Abiturkandidaten, der Informationen braucht zur Berufs- und zur Studienwahl. Also ganz gemischtes Publikum. Unser "Beuteschema" in Anführungsstrichen ist da der Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren."
Steffi hat sich in den letzten Jahren immer mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. Sie hat den Hauptschulabschluss, hat vorzeitig die Schule abgebrochen. Als sie früher zur Arbeitsagentur ging, habe ihr der Mitarbeiter da nur einen Ein-Euro-Job angeboten:
"Da wurde nicht wirklich drauf eingegangen: Was sind denn die Wünsche. Klar, ein Ein-Euro-Job ist erst mal ne Beschäftigung. Aber über längere Sicht bringt´s einfach nix. Und gerade jüngere Leute sollten eine Ausbildung oder einen vernünftigen Schulabschluss haben."
Das proklamiert auch die Politik. Allen voran Hamburgs erster Bürgermeister Olaf Scholz, der die Jugendberufsagentur als seine "Herzensangelegenheit" bezeichnet. Wichtig ist: Sie ist keine neue Institution, sondern alle Partner agieren in ihrer Verantwortlichkeit eigenständig weiter. Nun eben an einem Ort. Gerade am Anfang knirsche es noch an einigen Stellen, die Arbeitsabläufe sind noch nicht optimal aufeinander eingespielt. Doch der bedeutende Vorteil des Ganzen zeigt sich schon in den ersten Tagen: Die Wege sind kürzer. Das Bearbeiten der einzelnen Fälle geht schneller.
"Vorher musste man halt telefonieren. Oder man hat Jugendliche, die zu uns als erste Anlaufstelle gekommen sind, musste man dann noch mal weiterleiten. Nicht nur zwei oder drei Stockwerke nach oben, sondern in einen ganz anderen Stadtteil."
Erklärt Daniela Brall, Berufsberaterin der Hamburger Arbeitsagentur. Sie ist von dem neuen Konzept überzeugt.
Der Großteil der jungen Frauen und Männer, die in die Jugendberufsagentur kommen, sind schon lange ohne Arbeit oder Ausbildungsplatz und wollen einen Antrag auf Transferleistung stellen, wenn sie nicht schon längst Arbeitslosengeld II beziehen. Wohl gerade deshalb haben sich die Initiatoren der Jugendberufsagentur auf die Fahnen geschrieben: Kein Jugendlicher soll verloren gehen. Man wolle die Jugendlichen begleiten und, wenn nötig, "anschieben", sie gezielt in Ausbildung und Arbeit vermitteln. Eigentlich eine gute Sache. Doch es gibt Kritik: Vor allem von den Wohlfahrtsverbänden. Die Hilfsmaßnahmen sind zu einseitig, sagt Dirk Hauer vom Diakonischen Werk:
"Wenn der Anspruch ist, keiner soll verloren gehen, dann muss man berücksichtigen, dass wir es auch mit einer Vielzahl von Jugendlichen zu tun haben, die zunächst einmal ganz andere Probleme haben, die gelöst werden müssten. Wenn man da nur mit dem Arbeitsvermittlungsblick dran geht, dann erwischt man sie nicht richtig. Oder möglicherweise auch gar nicht. Und das ist die Sorge, die wir haben."
Eine Verbesserungsmöglichkeit wäre zum Beispiel, den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe mehr in das Konzept der Jugendberufsagentur zu integrieren. Entweder Sozialpädagogen bei der Jugendberufsagentur anzustellen oder regelmäßige Runde Tische einzurichten, um sich auszutauschen:
"Wo die Kolleginnen und Kollegen, die Einrichtungen die mit den Kindern und Jugendlichen professionell zusammenarbeiten, tagtäglich, mit einbezogen werden."
Derzeit gibt es zwei Standorte der Jugendberufsagentur in Hamburg. Bis 2014 soll es in allen sieben Bezirken der Hansestadt eine Anlaufstelle geben.