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Hamburger Olympiabewerbung
Skepsis trotz "Feuer und Flamme"

Am 21. März entscheidet sich, ob Berlin oder Hamburg weiter auf Olympia 2024 hoffen darf. Trotz leiser Kritik geht vor allem Hamburg mit breiter Zustimmung in den Endspurt des Bewerberrennens.

Von Axel Schröder | 28.02.2015
    Die Olympische Flagge weht vor dem Hamburger Rathaus
    Die Olympische Flagge weht vor dem Hamburger Rathaus (picture-alliance/ dpa / Ulrich Perrey)
    Nachts strahlt der Hamburger Fernsehturm in den olympischen Farben, an der Alster gibt es ein Olympia-Feuerwerk, in den U- und S-Bahnen der Stadt laufen die Werbefilme für das Sportevent. Und natürlich gibt es einen schmissigen Hamburger Olympia-Song:
    "Sei willkommen in der schönsten Stadt der Welt! Hallo! Olympia! Lass Dich begeistern, sei dabei und sag es laut: Hallo! Olympia!"
    Auf den ersten Blick scheint die Stadt vom Olympia-Fieber gepackt zu sein. Die beiden Hamburger Unternehmer Gerrit und Frederick Braun sind ganz vorne mit dabei und stellen einen Kurzfilm nach dem anderen ins Netz:
    "Als wir beide die Pläne für Olympia gesehen haben, haben wir richtig Gänsehaut bekommen. Denn das könnten die wohl nachhaltigsten Spiele aller Zeiten werden! Damit hätten wir auch international eine Riesenchance! Eine Olympiade mitten in der Stadt, hier am Wasser! Wow!"
    800.000 Euro haben 40 Hamburger Unternehmen eingesammelt, um die Menschen von Olympia 2024 in der Hansestadt zu überzeugen. Immerhin sollte das Meinungsforschungsinstitut Forsa möglichst hohe Zustimmungsraten bei den Hanseaten messen. Mindestens aber höhere als bei den Berlinern. Bei der letzten Umfrage sprachen sich 62 Prozent für Spiele an der Elbe aus, immerhin neun Prozent mehr als im letzten September.
    Nachhaltig sollen die Spiele sein, bestehende Infrastrukturen nutzen und auch stadtentwicklungspolitische Akzente setzen: Hafenflächen sollen den Olympischen Spielen weichen und später zu Wohnquartieren werden. Zu bezahlbaren Preisen.
    Weniger Euphorie als bei großen Teilen der Wirtschaft, als beim Senat, herrschte letzte Woche auf der Veranstaltung "Wie nachhaltig können Olympische Spiele in Hamburg werden?"
    "Wir von (N)Olympia Hamburg haben große Befürchtungen, dass die Nachteile, die die olympischen Spiele für Hamburg bringen, eindeutig überwiegen gegenüber den Vorteilen. Und unser Hauptkritikpunkt bezieht sich vor allem auf die fehlende Transparenz. Wir wissen weder, was das kosten wird, wir wissen nicht, was das für soziale Auswirkungen hat. Es gibt sehr große Skepsis in Bezug auf die Reformfähigkeit des IOCs. Und aus diesen und vielen anderen Gründen bin ich ablehnend bis skeptisch gegenüber den olympischen Plänen der Hansestadt."
    Nicole Vrenegor von (N)Olympia Hamburg saß auf dem Podium neben Staatsrat Christoph Krupp und dem Olympia-Beauftragten der Handelskammer Reinhard Wolf. Und hinterfragte die Idee, dass Olympische Spiele und eine nachhaltige, soziale Stadtentwicklung zusammenpassen können. Nach wie vor lägen auch keine soliden Schätzungen vor, was die Stadt am Ende für die Spiele ausgeben muss. Reinhard Wolf rechnete vor, dass durch die Veranstaltung zehntausende neuer Arbeitsplätze, auch dauerhafte, entstehen würden. Die Spiele in London hätten 14,2 Milliarden Euro gekostet, die Stadt selbst hätte davon nur eine Milliarde zahlen müssen. Staatsrat Christoph Krupp versprach, der Senat werde eine seriöse Kostenschätzung vorlegen. Eine abschließende Planung, die sämtliche Kosten schon enthalte, sei aber – falls Hamburg den DOSB-Zuschlag bekommen sollte – bis zum Referendum im September nicht möglich:
    "Wir bereiten im Moment vor, dass wir – wenn der Deutsche Olympische Sportbund Hamburg ausgewählt hat – eine ganze Reihe von Planungsaufträgen auslösen können. Wir werden dann die Olympic City planen, wir werden das Verkehrssystem planen. Und wenn wir diese Planungen haben, dann können wir auch mit den Kostenermittlungen anfangen. Wir werden rechtzeitig vor dem Referendum alles offenlegen, was wir über die Kosten der Spiele in Hamburg wissen."
    Aber alles über die endgültigen Kosten werde man dann noch nicht wissen. Auch das müsse allen klar sein, so Christoph Krupp. Dazu reichten die sechs Monate bis zum Referendum nicht aus. Kosten werden diese ersten Planungen einen einstelligen Millionenbetrag, so der Staatsrat. Der Streit um Olympische Spiele in Hamburg wird weitergehen. Zwischen den Bedenkenträgern und den hochmotivierten Unterstützern der "Feuer-und-Flamme"-Kampagne:
    "Wir beide, wir brennen wirklich völlig für Olympia in Hamburg! Und wir möchten euch anstecken! Damit wir alle anderen anstecken! Damit das ein Flächenbrand wird und alle begeistert sind! Und wir haben wirklich nicht mehr viel Zeit!! Geht auf unsere eingeblendete Internetseite... "