Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Hamburger Olympiabewerbung
"Wir sind kein krasser Außenseiter"

In Hamburg soll es endlich klappen mit den ersten Olympischen Spielen in Deutschland seit 1972. Nachdem die Hansestadt in der Frankfurter Paulskirche zum offiziellen deutschen Bewerbungskandidaten gekürt wurde - haben die Organisatoren das Referendum im Herbst im Blick. Gegenüber Bewerber-Größen, wie Boston, rechnet man sich gute Chancen aus.

Von Marina Schweizer | 22.03.2015
    Flaggen mit den Olympischen Ringen und dem Wappen von Hamburg hängen neben einem Straßencafe am Rathausmarkt in Hamburg
    Hamburg schmückt sich für Olympia - die Stadt geht als offizieller Bewerber für 2024 ins Rennen. (dpa / Christian Charisius)
    Die Krönungsmesse in der Frankfurter Paulskirche, sie verlief ganz nach der gewünschten Liturgie des Deutschen Olympischen Sportbundes: Pointierte Präsentationen für die Bewerberstadt, eine einstimmige Entscheidung der DOSB-Vollversammlung und die einhellige Meinung: Hamburg kann Olympia. Kritische Stimmen waren in Frankfurt erst mal verstummt. Und auch den bangen Blick auf die Konkurrenz für 2024 will an so einem Wochenende niemand werfen.
    "Wir sind keine krassen Außenseiter", sagt Jürgen Mantell, Präsident des Hamburger Sportbundes, im Sportgespräch gegenüber dem Deutschlandfunk. Mit der Reform-Agenda 2020 des IOC ergebe sich eine Chance – gerade für Städte wie Hamburg: "Sogenannte Second Cities – Städte aus der zweiten Reihe, die nicht Hauptstädte und Weltstädte sind, können und sollen sich gerade bewerben. Das soll ja gerade diese Veränderung der Philosophie sein, dass die Spiele etwas kleiner und nicht so gigantisch werden. Insofern hat Hamburg eine richtige Chance. Boston ist, wenn man so will auf der gleichen Ebene."
    DOSB-Vorstand Schwank verweist auf große Opposition in der Konkurrentenstadt Boston
    Boston gilt bei Insidern als der große Konkurrent um Olympia 2024 – auch Rom bewirbt sich. Ernsthafte Kontrahenten könnten auch Paris, Istanbul und Doha werden – wenn sie sich bewerben. Die Hansestadt könnte im Gemisch dieser großen Namen eine Duftmarke setzen, findet Bernhard Schwank, DOSB-Vorstand für die Olympiabewerbung "Wer weiß heute schon, wie das gesamte Bewerberfeld aussieht. Im Moment kennen wir Boston und Rom. Niemand weiß, wer noch dazu kommt. Niemand weiß, was sich in 2 Jahren alles tut in dieser Welt. Schauen Sie nach Boston, dort gibt es jetzt schon auch Probleme, da gibt es auch eine Opposition, die sich auch bemerkbar macht. Das muss man alles im Hinterkopf haben."
    Eine Opposition gibt es auch in Hamburg – wenn auch bisher nicht so laut, wie beim gescheiterten Mitbewerber Berlin. Ein Grund: Es müssen noch einige Bagger anrücken. Etwa auf einer Insel im Hamburger Hafen, wo das olympische Dorf und ein Großteil der Sportstätten gebaut werden sollen. Gerade die Kosten für die Infrastruktur sind immer wieder ein Grund für Olympia-Skepsis in der Bevölkerung.
    Olaf Scholz: "Es wird nichts Überdimensioniertes geplant"
    Sportstätten, Olympisches Dorf, Verkehrsinfrastruktur: In Hamburg soll alles, was neu gebaut wird, später auch einen Nutzen für die Menschen in der Stadt haben, das unterstrich Hamburgs erster Bürgermeister Olaf Scholz im Interview der Woche. "Die Verkehrsinfrastruktur, die wir in diesem Zusammenhang entwickeln, ist die, die wir sowieso im Blick haben. Also da wird auch nichts Überdimensioniertes geplant, dass sich nicht sowieso aus der Stadtentwicklungsperspektive ergibt. Und damit entsteht natürlich eine Hinterlassenschaft, eine „Legacy", die für die Stadt dauerhaft von großer Bedeutung ist. Und deshalb sind wir auch ganz sicher, dass wir alle überzeugen können, dass hier nicht etwas entsteht, von dem Hamburg und ganz Deutschland nicht dauerhaft profitieren."
    Und damit spricht Olaf Scholz die nächste große Hürde auf dem Weg zu Olympischen Spielen an: Den Bürgerentscheid im Herbst. Für viele Hamburger ist als Entscheidungsgrundlage eines wichtig: Eine Antwort auf die Frage nach absehbaren Kosten. In diesem Punkt ist der Präsident des Hamburger Sportbundes, Jürgen Mantell, zuversichtlich. "Ich meine man kann es im Herbst seriös beantworten. Nicht in dem Sinne, dass man zwei Stellen hinter dem Komma angeben kann, aber man kann Kostenkorridore vorgeben, die in sich plausibel sind. Die dann natürlich nicht genau sind – aber da kommt es dann auf 100.000 Euro auch nicht mehr an. Und das wird zum Herbst geleistet werden müssen."
    Wann genau im Herbst das Referendum stattfinden wird, ist noch nicht bekannt. Die Verantwortlichen werden in den kommenden Monaten alles daran setzen, ein Umfrage-Debakel wie zuletzt in München zu verhindern. Olaf Scholz geht schon jetzt davon aus, dass am Ende die Vorfreude gegenüber der Skepsis überwiegt."Das wird glaube ich eine erfolgreiche Befragung sein. Jedenfalls spüre ich die Stimmung hier so, dass die meisten wollen, dass wir das machen."
    Doch diese Messe ist noch nicht gelesen.