"Irgendwo auf der Welt fängt der Weg zum Himmel an - irgendwie, irgendwo, irgendwann."
"Himmel auf Zeit" hieß 1933 das letzte jener legendären alljährlichen Künstlerfeste im Hamburger Curiohaus. Die Beteiligten ahnten, dass die paradiesischen Zustände der Weimarer Republik nun ein Ende hätten. Und die Texte, Lieder und Sketche, die Schauspieler wie Burghardt Klaußner und Anika Mauer bei der Eröffnung des Festivals "Himmel auf Zeit" darboten, machten klar, wie zerbrechlich die Demokratie gewesen war.
"Nu sag doch mal, wie sieht dat denn ut in so'n Reichstag."
Die Gebrüder Wolff machten sich lustig über ein politisches System, das die wenigsten verstanden.
"Da gibt es nun die Feinsinnigen und die Sozialen, die sind die Operation oder die Linke. Dann kommen die Konserven, die zur Redaktion gehören. Dann kommt die Zentnerpartei, die heißen so, weil sie so schwarz sind wie die Zentnergewichte."
Die als typische Hamburger Jungs bekannt gewordenen Kabarettisten erhielten 1933 Auftrittsverbot, weil sie in Wahrheit Isaac hießen und Juden waren. Im selben Jahr starb der jüdische Maler Willy Davidsohn eines natürlichen Todes. Er musste nicht mehr miterleben, wie seine gesamte Familie ermordet wurde. So wissen wir heute fast nichts mehr über Willy Davidsohn. Aber ein beeindruckendes Landschaftsbild von ihm hängt jetzt in der Ausstellung zum Festival in der Hamburger Kunsthalle: Wald und Felder sind wie bei Cezanne in abstrakte Flächen aufgelöst, in Grau- und Brauntönen gehalten wie ein kubistisches Stillleben. Kurator Ulrich Luckhardt hat für die Ausstellung Werke von verblüffender Qualität aus den Depots der Kunsthalle hervorgeholt.
"Es sind ganz sicher Künstler wiederentdeckt worden oder neu bewertet worden. Künstler, die man nicht wirklich beachten konnte, weil ihre künstlerischen Werke im 2. Weltkrieg zerstört worden sind, und daher die Kenntnis über diese Künstler für uns heute relativ gering ist.."
Die umfangreiche Forschung von 17 Wissenschaftlern in allen Bereichen, Literatur, Fotografie, Tanz oder Gartenbau, macht jetzt die einst blühende Hamburger Szene wieder greifbar. Sie war kleiner als in der Hauptstadt Berlin. Doch dadurch war auch die interdisziplinäre Vernetzung besonders gut, sagt die Kunsthistorikerin Friederike Weimar, Mitherausgeberin des Bildbandes, der jetzt die Forschungsergebnisse präsentiert.
"Man kannte sich eben fächerübergreifend und auch zum Beispiel das Stadttheater, also die Oper, hat auf die Avantgarde gesetzt und hat solch einen avantgardistischen Künstler wie Willy Davidsohn engagiert, für sich die Plakate zu machen und auch teilweise Bühnenbilder zu entwerfen."
Interdisziplinär ist nun auch das Festival mit Jazz und Lyrik, Stadtführungen, einer Ringvorlesung an der Universität und einem Programm für Kinder. Das Deutsche Schauspielhaus inszeniert Brechts "Dreigroschenoper" neu, die Hochschule für Bildende Künste widmet sich dem Tanz: Dort wird zum ersten Mal überhaupt Klaus Manns niemals aufgeführte Tanzpantomime von 1926 "Die zerbrochenen Spiegel" zu sehen sein. Das Museum für Kunst und Gewerbe zeigt vier Fotografinnen der zwanziger Jahre. In dieser Zeit nämlich, so Friederike Weimar, entstanden die ersten Fotobücher.
"Es gab vorher noch nicht Bildbände, die ohne großartige Schrift nur Fotografien in den Mittelpunkt gerückt hatten. Die haben ganz viel Wattstrukturen, Dünenstrukturen und Ähnliches fotografiert. Es gab über vierzig solcher Watt-, See-Fotobücher, die hier in Hamburg erschienen sind."
Alljährlicher Höhe- und Treffpunkt für alle war das bombastisch dekorierte, verruchte Künstlerfest im Curiohaus. Und natürlich soll auch das im Mai wiederaufleben: An einem Ort, der in Hamburg so sagenumwoben ist wie einst das Fest selbst: dem seit Jahren leer stehenden Theater im Zimmer.
"Himmel auf Zeit" hieß 1933 das letzte jener legendären alljährlichen Künstlerfeste im Hamburger Curiohaus. Die Beteiligten ahnten, dass die paradiesischen Zustände der Weimarer Republik nun ein Ende hätten. Und die Texte, Lieder und Sketche, die Schauspieler wie Burghardt Klaußner und Anika Mauer bei der Eröffnung des Festivals "Himmel auf Zeit" darboten, machten klar, wie zerbrechlich die Demokratie gewesen war.
"Nu sag doch mal, wie sieht dat denn ut in so'n Reichstag."
Die Gebrüder Wolff machten sich lustig über ein politisches System, das die wenigsten verstanden.
"Da gibt es nun die Feinsinnigen und die Sozialen, die sind die Operation oder die Linke. Dann kommen die Konserven, die zur Redaktion gehören. Dann kommt die Zentnerpartei, die heißen so, weil sie so schwarz sind wie die Zentnergewichte."
Die als typische Hamburger Jungs bekannt gewordenen Kabarettisten erhielten 1933 Auftrittsverbot, weil sie in Wahrheit Isaac hießen und Juden waren. Im selben Jahr starb der jüdische Maler Willy Davidsohn eines natürlichen Todes. Er musste nicht mehr miterleben, wie seine gesamte Familie ermordet wurde. So wissen wir heute fast nichts mehr über Willy Davidsohn. Aber ein beeindruckendes Landschaftsbild von ihm hängt jetzt in der Ausstellung zum Festival in der Hamburger Kunsthalle: Wald und Felder sind wie bei Cezanne in abstrakte Flächen aufgelöst, in Grau- und Brauntönen gehalten wie ein kubistisches Stillleben. Kurator Ulrich Luckhardt hat für die Ausstellung Werke von verblüffender Qualität aus den Depots der Kunsthalle hervorgeholt.
"Es sind ganz sicher Künstler wiederentdeckt worden oder neu bewertet worden. Künstler, die man nicht wirklich beachten konnte, weil ihre künstlerischen Werke im 2. Weltkrieg zerstört worden sind, und daher die Kenntnis über diese Künstler für uns heute relativ gering ist.."
Die umfangreiche Forschung von 17 Wissenschaftlern in allen Bereichen, Literatur, Fotografie, Tanz oder Gartenbau, macht jetzt die einst blühende Hamburger Szene wieder greifbar. Sie war kleiner als in der Hauptstadt Berlin. Doch dadurch war auch die interdisziplinäre Vernetzung besonders gut, sagt die Kunsthistorikerin Friederike Weimar, Mitherausgeberin des Bildbandes, der jetzt die Forschungsergebnisse präsentiert.
"Man kannte sich eben fächerübergreifend und auch zum Beispiel das Stadttheater, also die Oper, hat auf die Avantgarde gesetzt und hat solch einen avantgardistischen Künstler wie Willy Davidsohn engagiert, für sich die Plakate zu machen und auch teilweise Bühnenbilder zu entwerfen."
Interdisziplinär ist nun auch das Festival mit Jazz und Lyrik, Stadtführungen, einer Ringvorlesung an der Universität und einem Programm für Kinder. Das Deutsche Schauspielhaus inszeniert Brechts "Dreigroschenoper" neu, die Hochschule für Bildende Künste widmet sich dem Tanz: Dort wird zum ersten Mal überhaupt Klaus Manns niemals aufgeführte Tanzpantomime von 1926 "Die zerbrochenen Spiegel" zu sehen sein. Das Museum für Kunst und Gewerbe zeigt vier Fotografinnen der zwanziger Jahre. In dieser Zeit nämlich, so Friederike Weimar, entstanden die ersten Fotobücher.
"Es gab vorher noch nicht Bildbände, die ohne großartige Schrift nur Fotografien in den Mittelpunkt gerückt hatten. Die haben ganz viel Wattstrukturen, Dünenstrukturen und Ähnliches fotografiert. Es gab über vierzig solcher Watt-, See-Fotobücher, die hier in Hamburg erschienen sind."
Alljährlicher Höhe- und Treffpunkt für alle war das bombastisch dekorierte, verruchte Künstlerfest im Curiohaus. Und natürlich soll auch das im Mai wiederaufleben: An einem Ort, der in Hamburg so sagenumwoben ist wie einst das Fest selbst: dem seit Jahren leer stehenden Theater im Zimmer.