Rot sind die Augen des Kondor-Weibchens, braun die des Männchens, erklärt die Biologin Vanesa Astore, und hält die beiden Stäbe mit den Kondorköpfen aus Latex hoch. Diese Hand-Puppen sollen in den ersten 8 bis 10 Wochen die "natürlichen" Eltern des Kondorkükens ersetzen. Da sich die frisch geschlüpften Kondor-Küken die ersten Bezugspersonen sofort einprägen, sei es extrem wichtig, dass sie nie Kontakt mit Menschen haben, also in völliger Isolation aufwachsen, sagt Astore, damit sie nach der Auswilderung selbstständig klar kommen.
Die Eier, die im Zoo von Buenos Aires im Brutkasten liegen, stammen von in Gefangenschaft lebenden Kondorpärchen aus ganz Südamerika. Nach ungefähr zwei Monaten fangen die Küken an, sich aus der Schale zu pellen – ein Prozess, der bis zu 72 Stunden dauern kann. Wenn nötig, leistet das argentinische Biologenteam Geburtshilfe:
"Wenn sie dann etwas größer sind, zwei Monate alt, dann bringen wir sie mit anderen Kondoren zusammen. Dort werden sie sozialisiert und entwickeln sich weiter. Wenn sie dann ihr volles Gefieder haben, kommen sie in Reintegrations-Stationen, in denen verletzte Kondore aus ganz Südamerika wieder aufgepäppelt werden," erklärt Luís Jácome, Zoodirektor und Initiator des Programms zum Erhalt des Kondors.
Ob in Ecuador, Kolumbien, Chile - auf dem ganzen südamerikanischen Kontinent ist die Population der Andenkondore rückläufig. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen ist die Reproduktionsrate extrem niedrig: Erst mit neun Jahren erreicht der Kondor die Geschlechtsreife, nur einmal alle zwei bis drei Jahre legt das Weibchen ein Ei.
Dazu kommt die absolute Treue der Vögel: Hat sich ein Kondorpärchen einmal gefunden, bleibt es ein Leben lang zusammen. Zum anderen ist die Nahrungssuche über die Jahre schwieriger geworden durch eine zunehmende Verstädterung in einigen Regionen, Hochspannungsmasten schränken oftmals ihren Lebensraum ein. Einige Vögel werden vergiftet, indem sie Tiere fressen, die von Bleikugeln getötet wurden. Andere fallen Jägern zum Opfer, die irrtümlicherweise glauben, der Kondor stelle eine Gefahr für ihre Tiere dar. Dabei sei es genau andersrum, erklärt Luís Jácome. Der Kondor stelle eine Art natürliche Entsorgung dar und beuge so Seuchen vor:
"In Wirklichkeit ist der Kondor ein Aasfresser, er ernährt sich also von toten Tieren. Und mit seinem mächtigen Schnabel kann er sogar die Körper von großen Tieren öffnen. Andere Aasfresser schaffen das nicht, das heißt der Kondor nimmt also eine wichtige Stellung in der Nahrungskette ein, da er den anderen Aasfresser Zugang zur Nahrung verschafft. Der Kondor ist also sehr wichtig für die Reinheit und das Gleichgewicht des Ökosystems der Anden."
Ein wichtiges Ziel des argentinischen Programms ist neben der künstlichen Vermehrung vor allem auch die Aufklärung über das Verhalten des Vogels. Deshalb werden bei der Auswilderung auch die Andenvölker miteinbezogen, für die der Kondor schon immer eine ganz besondere Bedeutung hat. Luís Jácome:
"Jedes Mal, wenn ein Kondor frei gelassen wird, sprechen die Führer der Andenkommunen ein Gebet aus, das der Kondor in seinen Flügeln mitnehmen soll. Denn die Ureinwohner Amerikas glaubten, dass, wenn der Kondor fliegt, er "Viracocha", also Gott begegnet. Wir wissen nur, dass er unglaubliche Distanzen zurücklegen kann."
Bis zu 200 Kilometer kann der "König der Lüfte" an einem Tag zurücklegen. Die frei gelassenen, künstlich aufgezogenen Kondore des argentinischen Schutzprogramms tragen anfangs noch solargetriebene Satelliten-Transmitter, mit denen die Wissenschaftler im Zoo von Buenos Aires das Flugverhalten beobachten können. Außerdem werden die Jung-Vögel anfangs noch bei der Nahrungssuche in der Wildnis unterstützt, heimlich natürlich. Nach einem Jahr überleben die Kondore dann in der Regel ohne menschliche Hilfe, gelten also als wild.
Fast drei Jahre vergehen vom Brutkasten bis zur Freilassung. 43 Kondore konnten seit Beginn des Programms ausgewildert werden. Ein aufwendiger Prozess, doch dennoch lohnenswert, meint Jácome. Denn es gehe ja schließlich nicht nur darum, den "König der Lüfte" zu erhalten und zu respektieren, und genauso zu verehren wie die Andenvölker.
Die Eier, die im Zoo von Buenos Aires im Brutkasten liegen, stammen von in Gefangenschaft lebenden Kondorpärchen aus ganz Südamerika. Nach ungefähr zwei Monaten fangen die Küken an, sich aus der Schale zu pellen – ein Prozess, der bis zu 72 Stunden dauern kann. Wenn nötig, leistet das argentinische Biologenteam Geburtshilfe:
"Wenn sie dann etwas größer sind, zwei Monate alt, dann bringen wir sie mit anderen Kondoren zusammen. Dort werden sie sozialisiert und entwickeln sich weiter. Wenn sie dann ihr volles Gefieder haben, kommen sie in Reintegrations-Stationen, in denen verletzte Kondore aus ganz Südamerika wieder aufgepäppelt werden," erklärt Luís Jácome, Zoodirektor und Initiator des Programms zum Erhalt des Kondors.
Ob in Ecuador, Kolumbien, Chile - auf dem ganzen südamerikanischen Kontinent ist die Population der Andenkondore rückläufig. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen ist die Reproduktionsrate extrem niedrig: Erst mit neun Jahren erreicht der Kondor die Geschlechtsreife, nur einmal alle zwei bis drei Jahre legt das Weibchen ein Ei.
Dazu kommt die absolute Treue der Vögel: Hat sich ein Kondorpärchen einmal gefunden, bleibt es ein Leben lang zusammen. Zum anderen ist die Nahrungssuche über die Jahre schwieriger geworden durch eine zunehmende Verstädterung in einigen Regionen, Hochspannungsmasten schränken oftmals ihren Lebensraum ein. Einige Vögel werden vergiftet, indem sie Tiere fressen, die von Bleikugeln getötet wurden. Andere fallen Jägern zum Opfer, die irrtümlicherweise glauben, der Kondor stelle eine Gefahr für ihre Tiere dar. Dabei sei es genau andersrum, erklärt Luís Jácome. Der Kondor stelle eine Art natürliche Entsorgung dar und beuge so Seuchen vor:
"In Wirklichkeit ist der Kondor ein Aasfresser, er ernährt sich also von toten Tieren. Und mit seinem mächtigen Schnabel kann er sogar die Körper von großen Tieren öffnen. Andere Aasfresser schaffen das nicht, das heißt der Kondor nimmt also eine wichtige Stellung in der Nahrungskette ein, da er den anderen Aasfresser Zugang zur Nahrung verschafft. Der Kondor ist also sehr wichtig für die Reinheit und das Gleichgewicht des Ökosystems der Anden."
Ein wichtiges Ziel des argentinischen Programms ist neben der künstlichen Vermehrung vor allem auch die Aufklärung über das Verhalten des Vogels. Deshalb werden bei der Auswilderung auch die Andenvölker miteinbezogen, für die der Kondor schon immer eine ganz besondere Bedeutung hat. Luís Jácome:
"Jedes Mal, wenn ein Kondor frei gelassen wird, sprechen die Führer der Andenkommunen ein Gebet aus, das der Kondor in seinen Flügeln mitnehmen soll. Denn die Ureinwohner Amerikas glaubten, dass, wenn der Kondor fliegt, er "Viracocha", also Gott begegnet. Wir wissen nur, dass er unglaubliche Distanzen zurücklegen kann."
Bis zu 200 Kilometer kann der "König der Lüfte" an einem Tag zurücklegen. Die frei gelassenen, künstlich aufgezogenen Kondore des argentinischen Schutzprogramms tragen anfangs noch solargetriebene Satelliten-Transmitter, mit denen die Wissenschaftler im Zoo von Buenos Aires das Flugverhalten beobachten können. Außerdem werden die Jung-Vögel anfangs noch bei der Nahrungssuche in der Wildnis unterstützt, heimlich natürlich. Nach einem Jahr überleben die Kondore dann in der Regel ohne menschliche Hilfe, gelten also als wild.
Fast drei Jahre vergehen vom Brutkasten bis zur Freilassung. 43 Kondore konnten seit Beginn des Programms ausgewildert werden. Ein aufwendiger Prozess, doch dennoch lohnenswert, meint Jácome. Denn es gehe ja schließlich nicht nur darum, den "König der Lüfte" zu erhalten und zu respektieren, und genauso zu verehren wie die Andenvölker.